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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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konnten aber anfangs keine Gegenmaßnahmen mehr ergreifen. Unerklärlicherweise hat der japanische Admiral Togo in mehreren Wellen angreifen lassen. Deshalb gelang es den Russen, sämtliche weiteren Angriffe zunächst abzuwehren.»
    Der Maat hatte seine Hausaufgaben offenbar schon gemacht. Woher wusste er das alles nur? Konrad Gabriel hatte seine Zweifel, dass die Russen so gar nichts von einem geplanten Überfall gewusst haben sollten. Sie hatten schließlich auch ihre Spione. Allerdings sprachen auch Fakten für diese Version, wie er weiter erfuhr: Zwei Schlachtschiffe und ein Kreuzer schwer beschädigt, andere Schiffe auf Grund gebohrt – die Einfahrt zum Hafen von Port Arthur war für Schiffe mit größerem Tiefgang damit unpassierbar.
    Und was, wenn die Russen es darauf angelegt hatten, dass die Japaner zuerst angriffen? Er behielt diese Vermutung besser für sich. Er war froh, auf diese Weise wieder in Gnaden aufgenommen zu sein. Zumindest machte es den Eindruck. Er hatte jedenfalls nicht das mindeste Bedürfnis, wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten zu geraten, egal, welcher Art sie sein mochte.
    Die Sorgenfalten Truppels waren trotz der spärlichen Beleuchtung deutlich zu sehen. «Habe gehört, dass Urius Geschwader fast zeitgleich einen russischen Kreuzer und ein Kanonenboot vernichtet hat. Lagen in Tschemulpo vor Anker. Dieser Japaner ist ein gerissener Hund, was?»
    «Ja, Exzellenz. Ich glaube, diese koreanische Stadt war das eigentliche Ziel der Angriffe. Die Japaner wollen die Mandschurei. Und von Tschemulpo aus können sie die Invasion viel besser bewerkstelligen. Allerdings fände ich es wirklich sehr erstaunlich, wenn China unter diesen Umständen seine Neutralität erklärte. Und ich fürchte, die Kämpfe zwischen den Japanern und den Russen werden auch Tsingtau betreffen. Es soll übrigens viele Verletzte und Tote gegeben haben.»
    «Kommt ein Kabel nach dem anderen. Hörte aus Peking, dass die Russen gleich am Anfang noch zwei weitere Schiffe durch eigene Minen verloren haben. Existiert bald keine Pazifikflotte mehr, wenn das so weitergeht. Die Japaner können dann ihre Truppen ungehindert in die Mandschurei bringen. Die russischen Marinestützpunkte Port Arthur und Wladiwostok sind blockiert, der Seeweg für die japanischen Transportschiffe frei. Müssen auf jeden Fall verhindern, dass wir in diese Auseinandersetzungen hineingezogen werden, Fauth. Trotzdem, können doch nicht einfach zuschauen. Vielleicht kann ich die Herren in Berlin davon überzeugen, dass wir unsere Hospitäler für die verletzten Russen öffnen sollten. Humanitäre Aspekte und so weiter. Werde gleich eine Besprechung einberufen. Müssen klären, wie wir weiter verfahren. Brauchen so viele Fakten wie möglich. Baue da auch auf Ihre Kontakte, Fauth. Haben sich schon mehr als einmal als ergiebig erwiesen, was? Aber Fauth – na ja, Sie wissen schon. Übliche Vorgehensweise.»
    «Jawoll, Exzellenz.»
    «Abtreten!»
    «Jawoll, Exzellenz.»
    Fauth stapfte aus dem Raum, Konrad salutierte und folgte ihm. Er erkannte schnell, wohin es ging. Der Maat steuerte das Haus seines japanischen Freundes an.
    Die Nacht war wolkenlos und kalt. Konrad hörte das Meer rauschen. Als wäre nichts geschehen. Die Welt sah so friedlich aus. Dabei waren Männer umgekommen, und weiter oben im Norden hatte ein Krieg begonnen. Tsingtau lag zwar noch im Windschatten dieses Orkans, doch er konnte das Schutzgebiet schneller erreichen als gedacht. Es musste unbedingt gelingen, das abzuwenden.
    Inzwischen waren sie bei Sato angekommen. Laden und Haus dämmerten verriegelt und verlassen im Mondlicht vor sich hin. Sato Takashi war schon seit geraumer Zeit verschwunden, erzählten die Nachbarn, die Fauth mit Konrads Hilfe aus dem Schlaf getrommelt hatte.
     
    Die Marinesoldaten waren in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Stunde um Stunde beobachtete die Wache in der Rotunde auf der Kuppe des Festungsbergs die Umgebung und suchte mit dem Fernglas das Meer nach fremden Schiffen ab. Das gab den Menschen ein gutes Gefühl. Der Festungsberg war Sperrgebiet, Zugang hatten nur Angehörige der Matrosenartillerie. Konrad dachte an die kleinen Kanönchen der Feldbatterie, die auf zwei Rädern von Mauleseln durch die Gegend gezogen wurden.
    Wieder einmal bewunderte er die baulichen Leistungen, die hier in so kurzer Zeit erbracht worden waren. Die Deutschen hatten einen kompletten Berg ausgehöhlt, Tonnen von Stein fortgekarrt. Zimmer, Gänge,

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