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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Bachs, der durch das Grundstück floss und über Kieselsteinen kleine Wirbel bildete. Sie ließ sich von der Erinnerung an dieses Plätschern davontragen, sah den Bruder mit seinen Spielgefährten herumtollen, den Vater, wie er voll Stolz auf seinen Sohn blickte. Sie spielte und spielte und spielte.
    Ein Husten weckte sie aus ihrer Versunkenheit. Es kam von Gerda Freimuth. Auch die anderen Damen waren unruhig geworden. Wilhelm klatschte begeistert in die Hände. «Wunderbar, liebe Mulan. Seit Sie nicht mehr bei uns sind, habe ich nicht mehr so ergreifende Musik gehört, so seelenvoll. Sie müssen unbedingt öfter kommen.»
    Mulan errötete. Als sie aufblickte, sah sie, dass sich Tang Huimin, der Sohn von Tang Liwei, einem Geschäftspartner von Liu Guangsan, zu ihnen gesellt hatte. Er nickte ihr verstohlen zu. In seinen Augen lag eine derartige Bewunderung, dass sie erneut die Wimpern senkte. Und dann – sie hatte es ja gewusst und sich vorbereitet… ihr Herz setzte dennoch einen Schlag aus. Neben Tang stand der Mann, den sie auf Befehl von Liu Guangsan wiedersehen sollte. Er trug einen seltsamen Kasten in der Hand.
    «Ich habe noch einen Musikanten mitgebracht, meine Damen. Den Gefreiten Gabriel, den Trompeter von Tsingtau», verkündete Wilhelm strahlend. «Unser Freund Tang hat ihn hergebracht. Tang, ich brauche ihn übrigens später. Wir haben noch die letzten Details für die geplante Landpartie zu besprechen. Aber jetzt müssen Sie uns unbedingt ihr berühmtes vorspielen, Gabriel. Die ganze Stadt schwärmt davon.»
    Konrad reagierte nicht. Er schaute unverwandt auf Mulan.
    Me Wilhelm klatschte in die Hände. «Oh ja, das müssen Sie. Bitte, bitte.»
    Auch die anderen Damen stimmten zu, die einen mehr, die anderen weniger begeistert. Tang gab seinem Freund einen sanften Stoß, woraufhin Konrad aus einem tiefen Traum aufzuwachen schien, der umwölkte Blick der blauen Augen klärte sich. «Ja, natürlich, gerne», antwortete er und öffnete den Kasten, um seine Trompete herauszuholen.
    Mulan stellte fest, dass sie den Klang seiner Stimme mochte. Das war ihr damals schon so gegangen, als sie hinter einem Vorhang verborgen dem Gespräch ihres Herrn und dem Spiel des Deutschen gelauscht hatte.
    Die ersten Töne des Trompeterliedes erklangen. Doch es hörte sich anders an als an dem Tag, an dem der Deutsche im Haus des Herrn Liu gespielt hatte. Etwas war hinzugekommen, eine andere Qualität – es war, als würde er nur für sie spielen. Mulans Beklemmung wuchs. Nein, das musste ein Irrtum sein. Warum sollte er? «Behüt Dich Gott, es wär’ so schön gewesen»… Salome Wilhelm hatte ihr den Text des Liedes übersetzt, ihr die anrührende Liebesgeschichte des Trompeters und der Adeligen erzählt. Mulan mochte sie. Auch wenn natürlich keine kultivierte Chinesin auf die Idee gekommen wäre, sich gegen die Wünsche ihres Vaters aufzulehnen und gegen seinen Willen einen Mann zu nehmen wie diese Margaretha von Schönau.
    Die letzten Töne schwangen noch eine Weile nach, die Menschen blieben still. Selbst die spielenden Kinder hatten ihr lautes Treiben unterbrochen. Dann klatschten alle begeistert.
    Nun war wieder Mulan an der Reihe. Sie entschloss sich, ein «eigenes» Werk zu spielen, eine Improvisation zu einem Gedicht von Li Duan.
    «Die Harfe mit den goldenen Wirbeln sang. Des Mädchens weiße Hände gleiten. Um einen Blick des schönen Zhou zu fangen, Verfehlt sie dann und wann die Saiten.»
    Verhaltener Applaus erklang.
    «Meimei, du hast zauberhaft gespielt», lobte Meili.
    «Da haben Sie vollkommen recht, verehrtes Fräulein Chen», meinte Wilhelm. Der junge Herr Tang beugte sich zum Missionar hinüber und sagte leise etwas zu ihm. Mulan wusste, was es war. Ihre Hände wurden feucht. Sie hoffte so sehr, dass sie ihre Sache gut machte.
    «Wie wäre es denn, wenn unsere beiden Künstler einmal miteinander spielten, eine musikalische Begegnung zweier Völker», schlug Wilhelm jetzt vor. Die meisten Gäste waren begeistert, Mulan bemühte sich, ihr Entsetzen zu verbergen. Jetzt, wo es so weit war, drohte die Panik sie zu überwältigen. Meili schaute sie liebevoll an. «Du kannst es, Meimei, keine Angst. Was soll schon passieren?», besagte ihr Blick.
    «Bitte, versuchen Sie es doch!», mischte sich jetzt auch Me Wilhelm ein.
    Mulan erkannte, es gab kein Entkommen. Wieder sagte sie sich, dass sie gut vorbereitet war. Konrad sah sie an und hob die Trompete. Es war eine sanfte Melodie, leicht wie

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