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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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übrigens auch Leute, die bei uns nicht den Hauch einer Chance hätten, dazuzugehören. Sie spielen Tennis, Golf, Polo, Kricket und vieles mehr.
    Von den Rennen habe ich schon berichtet. Dann gibt es noch die Tsingtauer Sportwochen und die Segelregatten, die gesellschaftlichen Ereignisse des Jahres. Aber es werden auch Theateraufführungen (chinesische und andere) angeboten, Konzerte, sogar karnevalistische, manchmal Klassik, manchmal Volksmusik. Ich bin oft dabei, mal in einem kleinen Kammerorchester, mal solo, mal mit der Kapelle. Mein Repertoire hat sich in der Zwischenzeit ziemlich erweitert. Ja, Dein Bruder ist ein gefragter Musiker geworden. Das hättest Du nicht gedacht, was?
    Wir haben hier Berg-, Gesangs-, Frauen-, Schützen-, Turn-, Kolonial- und sogar einen Kriegerverein mit dem hoheitlichen Namen «Prinz Adalbert von Preußen», dann einen Verein für Kunst und Wissenschaft und auch eine Freiwillige Feuerwehr. Es gibt Leute, die stöhnen gewaltig, weil sie sich ständig bei Festivitäten sehen lassen müssen. Hinzu kommen natürlich die Einladungen und Gegeneinladungen zu Tee- und anderen Gesellschaften. Ich stelle mir vor, das geht auch ganz schön ins Geld.
    Übrigens, Jäger gibt es hier ebenfalls. Deren Bestreben, auf «    So, so, Hans stöhnt also, dass Du Dir zu oft die Auslagen von Wertheim in der Kreuzberger Oranienstraße anschaust und jetzt auch noch beim Leipziger Platz groß ausgebaut wird. Ich glaube, Dein Mann hat Bedenken, dass Du zu viel von all den schönen Sachen einkaufen könntest, die es dort gibt. Dabei bin ich mir eigentlich sicher, dass er sich bei Deiner Sparsamkeit keine allzu großen Sorgen machen muss. Wir Gabriels können rechnen.
    Das behauptet mein Vorgesetzter Fauth jedenfalls, nachdem ich einige Merkwürdigkeiten in den Papieren der Tsingtauer Brauerei Landmann und Neidhardt entdeckt habe. Braumeister Neidhardt hat die Papiere vermutlich manipuliert. Nun versuchen wir herauszufinden, warum.
    Kurz, die Brauerei ist ruiniert und muss schließen. Es wird aber bald eine neue eröffnen. Auf gutes Bier nach deutschem Reinheitsgebot werden wir also nicht verzichten müssen, der Braumeister soll ein Deutscher sein.
    Du hast nachgefragt, wie die Deutschen und die Chinesen hierzulande miteinander reden. Ein wenig habe ich ja schon berichtet. Es hat sich hier eine ganz eigene Sprache entwickelt, ein buntes und ziemlich abenteuerliches Gemisch aus Englisch (das ist die allgemeine Handelssprache), Chinesisch, Deutsch und manchmal auch noch anderen Brocken. Neulich habe ich das Gespräch zwischen einem Hotelbesitzer (er kam aus Schanghai) und einem Gast mitgehört. Der freundlich grinsende Inhaber erklärte unter tiefen Verbeugungen: «Ik sabe deutsch. Gobenol at gebene pamischu open Otel. Kommen Sie, luksi, no hebe pisi man, no habe dima, bei an bei.» Die Übersetzung dieses auch noch mit spanischen Brocken versetzten Pidgin-Deutsch: «Ich kann Deutsch. Der Gouverneur hat mir die Erlaubnis gegeben, ein Hotel zu eröffnen. Kommen Sie, besehen Sie es. Ich habe noch keinen Gast, weil ich noch keine Zimmer habe, aber nach und nach.» Na, alles klar? Diese beiden haben sich jedenfalls blendend verstanden.
    Viele der chinesischen Arbeiter und Dienstboten haben außerdem erstaunlich schnell Deutsch gelernt, obwohl manche kaum eine Schulausbildung haben. Die Kolonen erweisen sich umgekehrt nicht immer als so gelehrig. Eigentlich wäre das Chinesische nicht so schwer, wenn da nicht die unterschiedlichen Tonlagen wären. Dasselbe Wort, in einem anderen Tonfall ausgesprochen, kann wieder etwas ganz anderes bedeuten. Die chinesischen Schriftzeichen sind da präziser. Ich habe schon einige gelernt, was mir bei der Verständigung in diesem oft babylonischen Sprachgewirr bereits einige Male gute Dienste geleistet hat. Außerdem habe ich mir auf Anraten meines Freundes Tang jetzt auch rote Visitenkarten drucken lassen. Rot bringt Glück, und im Übrigen legen die Menschen hier großen Wert auf Höflichkeit. Ein Mensch, der keine Visitenkarte

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