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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Er war glücklich darüber. Er wollte für den Rest seines Lebens nichts weiter, als dieser Stimme zuhören, ihre Musik auf sich wirken lassen. Nachdem sie ein weiteres Tor durchquert hatten, standen sie vor dem eigentlichen Tempel der Tianhou.
    Da thronte sie, ein mildes Lächeln auf dem weißen Gesicht mit dem glutroten Mund, das Gold in ihrem Gewand glitzerte im Licht der Sonnenstrahlen, die den Weg bis zu ihrem Altar fanden. Ihr zur Seite standen zwei große, männliche Figuren, furchterregenden Dämonen gleich. «Der eine ist das Sinnbild der Scharfsichtigkeit, der andere das des feinen Gehörs», erklärte ihm Mulan mit dieser Stimme, in die er sich am liebsten hätte hineinfallen lassen wie in einen wunderbaren, warmen Mantel.
    Sie deutete mit ihrer schmalen Hand auf einen weiteren Altar. «Das ist Guanyin, die Barmherzige. Ich wollte zu ihr, um für meinen Sohn zu bitten.»
    Er sah, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Seine Hände hoben sich in dem Bedürfnis, sie zu umarmen, sie zu trösten. Da vernahm er die Stimme von Tang. «Ah, Ge Kangle, hier seid ihr also.»
    Konrad ließ die Hände sinken. Mulan hatte seine Bewegung bemerkt und errötete erneut.
    «Na, hat sie alles über den Tempel erzählt?» Das war die Stimme der Freundin.
    «Chen Meili, Jiejie» – Mulan klammerte sich an ihren Arm wie eine Ertrinkende. Dann fasste sie sich wieder. «Nein, ich habe gerade erst von Guanyin erzählt. Aber noch nichts von der glückbringenden Glocke des Tempels und anderen Dingen.»
    «Ich bedaure es sehr, Frau Song, aber wir müssen weiter», stellte Tang fest. «Herr Ge und ich haben eine Verabredung mit meinem Vater. Die Botschaft von Frau Chen, die ich ihm übermitteln soll, ist eilig.»
    Konrad nickte, seine Augen hingen an Mulan. Tang Huimin und Chen Meili gingen voraus. Was sollte er tun? Er wollte ihr nicht zu nahe treten, hatte Angst, sie zu beleidigen oder gar ihre Gefühle zu verletzen. Andererseits konnte er die Vorstellung nicht ertragen, dass er sie niemals wiedersehen könnte. Gleich würde sie fortgehen. «Sehen wir uns wieder? Bald? Bitte», platzte er heraus und war dann selbst erschrocken. Einige Herzschläge lang fürchtete er, Verachtung, Ablehnung in ihrem Gesicht zu entdecken.
    Noch drei Tage später fragte er sich, ob er ihr Nicken nur geträumt hatte. Dann hatten sie auch schon zu den beiden anderen aufgeschlossen, und es hatte keine Möglichkeit mehr gegeben, sich zu vergewissern. Er suchte verzweifelt nach einem Weg, ihr eine Nachricht zukommen zu lassen. Es fiel ihm nichts ein. Selbst mit Tang konnte er darüber nicht sprechen, ohne sie zu kompromittieren.
    Schließlich kam die Nachricht von ihr, überbracht von einer alten Frau. Ihre Amah, wie er später erfuhr. Sie trafen sich wieder im Tempel, die Alte begleitete sie mit säuerlicher Miene. Er verneigte sich mit ihr vor dem Gott des Wassers, der östlich des Haupttempels residierte. Im westlichen Teil hatte der Gott des Reichtums seinen Sitz aufgeschlagen.
    Gemeinsam schlenderten sie anschließend durch die Tempelanlage. Sie war sehr viel weitläufiger, als es von außen den Anschein hatte. Das Gemurmel der Stimmen der anderen Tempelbesucher trat in den Hintergrund. Eine Welt in der Welt, dachte Konrad, eine Insel in der Zeit. Das Draußen schien weit weg zu sein. Ein Gong ertönte. Sie erwachten. Dann traten sie wieder hinaus in den Trubel, den Lärm der Straße. Die Amah schlurfte einige Schritte hinterher. Er wollte ihr so viel sagen und fand doch keine Worte. So hörte er ihr einfach zu, als sie die Gegend beschrieb, während sie langsam noch ein kleines Stück Richtung Osten gingen. Südöstlich des Tempels lag das Europäergefängnis mit dem Treppenturm. Daran schloss sich das provisorische Gerichtsgebäude an. Ein Stück weiter stand der Yamen, in dem noch vor wenigen Jahren der chinesische General residiert hatte. Er diente jetzt den Deutschen als Verwaltungsgebäude. An seiner Mauer prunkte das Bild eines krokodilähnlichen Ungeheuers mit großen Augen und weit geöffnetem Rachen. Der Leib des Tieres war dicht mit Schuppen bedeckt, der Schweif sah aus wie der Schwanz einer Kuh, der Kopf war der ebenfalls dargestellten, aufgehenden Sonne zugewandt. Das Fabeltier hatte die Beamten, die diese Mauer täglich passieren mussten, davor warnen sollen, allzu begehrlich zu sein.
    Mulan kicherte, als sie ihm das erzählte. Die ganze Zeit, im Tempel und auch jetzt, mied sie seinen Blick. Sie unterhielten sich in einem Kauderwelsch

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