Die Konkubine
bedeuten können. Konrad freute sich, dass der Chinese, der doch eigentlich nur die Ehre seiner Familie verteidigt hatte, vergleichsweise glimpflich davongekommen war.
Fauth grüßte schneidig. «Wir schulden Exzellenz großen Dank für diese Unterstützung. Seine Freundlichkeit hat viel dazu beigetragen, den Kauf der Anteile zu Vorzugsbedingungen möglich zu machen.»
Konrad merkte auf. Was war hier los? Steckte mehr hinter dem Verschwinden dieses Kruse, als er bisher wusste? Fritz Fauth warf ihm einen scharfen Blick zu. Sie sollen übersetzen, hieß das, und sich keine unnötigen Gedanken machen. Konrad verstand diese unausgesprochene Warnung, aber er konnte sich das Denken nicht abgewöhnen. War der angebliche Fluchtversuch nur arrangiert oder gar ein Vorwand? Wollte jemand verhindern, dass der Mann redete? Was hätte er denn ausplaudern können? Seltsame Angelegenheit.
«Wie wir gehört haben, hat die Garnison neue ausländische Waffen bekommen…», setzte Fauth die Unterhaltung fort.
Beendete denn keiner dieser beiden Männer einen Satz?
Gouverneur Zhou Fu nickte. «Ja, Generalgouverneur Yuan Shikai ist ein weitsichtiger Mann und tut alles, um gut vorbereitet zu sein, falls es zum neuerlichen Aufflammen eines Aufruhrs kommen sollte. Er wird so etwas mit allen Mitteln unterbinden.»
Hatte Zhou Fu mit den Zähnen geknirscht? Das musste wohl ein Irrtum sein. Er wirkte weiter wie ein freundlicher älterer Herr. Trotzdem erinnerte sich Konrad an Gerüchte, dass der jetzige Gouverneur von Schantung früher ein Falke unter den Fremdenhassern gewesen sei.
«Das wissen wir ebenfalls sehr zu schätzen», übersetzte er die Antwort Fauths.
Beim nächsten Satz des Artilleristenmaats wäre er jedoch beinahe sprachlos geworden. «Unsere Leute haben übrigens in einem aufgelassenen Bergwerksstollen eine ganze Ladung Waffen gefunden. Sie haben nicht zufällig einen solchen Waffentransport verloren?»
Konrad sah Fauth fassungslos an und zögerte. «Übersetzen Sie, Gefreiter. Sofort!», zischte dieser ihm zu.
«Nein, mir ist nichts dergleichen zu Ohren gekommen.» Die Erwiderung kam im Tonfall höchster Überraschung. Entweder war Zhou Fu ein begnadeter Schauspieler, oder er wusste wirklich von nichts.
«Das dachte ich mir», erwiderte Fauth. «Vielleicht kommt Exzellenz ja doch noch etwas zu Ohren…»
Der Gouverneur nickte freundlich. «Natürlich, dann werde ich meinen deutschen Freunden sofort Bescheid sagen .»
«Ach, sagte ich übrigens, dass durchaus die Möglichkeit des Erwerbs weiterer Anteilsscheine besteht? Soweit ich gehört habe, sollte am 15. August in Hongkong die Anglo-German Brewery Co. Ltd gegründet werden. Es ist der Bau einer Brauerei geplant. Wäre das nicht interessant für Euch, Exzellenz? Die Anteilsscheine sollen demnächst auf den Markt kommen. Sie sind sicher sehr begehrt. Ich könnte beim Kauf vermitteln. Die Pläne und die Anlagen kommen übrigens komplett aus Deutschland, die Maschinenfabrik Germania aus Chemnitz liefert sie. Unsere Tsingtauer Firma F. H. Schmidt wird die Bauausführung übernehmen, soweit ich weiß. Also erneut ein Stück gute deutsche Wertarbeit mit großen Erfolgsaussichten. Ich habe gehört, dass sogar einige Chinesen unser gutes deutsches Bier sehr zu schätzen wissen. Ich werde auf jeden Fall dafür sorgen, dass Exzellenz einige Fässer der ersten Produktion geliefert bekommen. Es kann aber noch etwas dauern, wahrscheinlich wird es den ersten Gerstensaft erst gegen Ende des nächsten Jahres geben. Für Vorzugsaktionäre möglicherweise ein klein wenig früher.»
Zhou Fu wirkte äußerst interessiert. «Dafür wäre ich meinen verehrten deutschen Freunden sehr verbunden.»
«Ich kenne den Vertreter der Schanghaier Firma sehr gut, die als Generalagent fungiert, ebenso wie Heinrich Seifart, den Braudirektor der neuen Germania-Brauerei, und Braumeister Reinhard Schuster. Brauführer wird übrigens Heinrich Kramm sein. Diese Namen bürgen für Qualität», fuhr Fauth fort. «Ach übrigens, Exzellenz wissen sicherlich, dass Gottfried Landmann, einer der beiden Inhaber der bisherigen Brauerei, Konkurs anmelden musste, weil sein Kompagnon ihn betrogen hat? Er kann ihn aber nicht zur Verantwortung ziehen, weil er verschwunden ist.»
Zhou Fu runzelte kurz die Stirn. «Ja, ich hörte davon. Eine üble Geschichte», erklärte er dann im Plauderton.
Zu harmlos, fand Konrad. Dann konnte er sich die Frage nicht verkneifen. «Glauben Sie, das alles hat etwas mit den Waffen
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