Die Korallentaucherin
in der Nähe zu haben.«
Er neigte sich ihr zu. »Jennifer, ich weiß, dass eine Familie lästig sein kann, aber du könntest es einmal bereuen, sie nicht in deiner Nähe gehabt zu haben.«
Jennifer blickte in seine freundlichen blauen Augen und wusste, dass er an seine verlorene Tochter dachte. »Lieber Mac, danke. Ich habe jahrelang bereut. Sosehr ich meinen Vater vermisse, bin ich doch, ohne es zu wollen, sauer auf ihn, weil er sich aus dem Staub gemacht und den einfachen Weg gewählt hat. Nicht einmal
er
wurde mit meiner Mutter fertig. Und ich habe jetzt eine gekränkte, verbitterte, einsame Frau am Hals.«
»Du musst jetzt an dein Leben, deine Zukunft, dein Kind denken.«
»Ich weiß. Das hat Isobel mir deutlich vor Augen geführt.« Sie richtete sich auf. »Also fahre ich nach Sydney und stelle mich dem Kampf gegen die spitzen Bemerkungen und die gespaltene Zunge meiner Mutter.« Sie lachte.
»Fahre vorsichtig. Wenn du zurückkommst, habe ich allen Papierkram erledigt, damit du anfangen kannst zu arbeiten. Du solltest Blair informieren.«
»Das ist im Grunde sinnlos. Warum soll ich ihm Anlass zum Nörgeln geben? Wenn er beschäftigt ist, ist er glücklich. Mehr will er nicht.«
»Ihr zwei habt nicht viel gemeinsam«, bemerkte Mac, leerte sein Glas und stand auf.
»Ach, ich weiß nicht.« Jennifer strich über ihren Bauch. »Das hier haben wir gemeinsam.«
Mac gab ihr einen Kuss auf die Wange und wünschte ihr eine gute Nacht, doch seine Augen blickten traurig. »Wie gesagt, lass dich von Isobel führen. Danke für das Abendessen.«
Die Fahrt nach Sydney verlief ereignislos, bis sie sich Hornsby näherte und in den morgendlichen Berufsverkehr geriet. Jennifer fuhr an Blairs Haus in Glebe vorbei. Er hatte sie gebeten, sich davon zu überzeugen, dass die Mieter seinem Besitz keinen Schaden zugefügt hatten, und soweit sie es von außen beurteilen konnte, war das nicht der Fall. Als sie die Fahrt verlangsamte, dachte sie an die Zeit, die sie in diesem Reihenhaus mit Blair verbracht hatte, und sie hatte das Gefühl, als läge es eine halbe Ewigkeit zurück. Sie hatte sich dort nie richtig heimisch gefühlt, denn Blair hatte es allein gekauft und eingerichtet.
Mittlerweile fühlte sie sich in dem kleinen Häuschen auf Branch Island viel mehr zu Hause. Die Anonymität hatte ihnen gleiche Chancen geboten, sich ihren eigenen Freiraum zu schaffen. Blair zeigte wenig Interesse; er gestaltete sein Büro mit seinen persönlichen Dingen. Jennifer hatte ihre Schätze – Treibholz, ein aus einem Baum gefallenes Vogelnest, Poster, Bücher und CD s – um sich herum. Die Tatsache, dass sie einen Arbeitsplatz in der Forschungsstation hatte, war von großer Bedeutung. Auf dem Weg zu Vi und Don erwog sie, ein paar Lieblingskissen, Fotos und ihr gerahmtes Diplom, das in Dons Schuppen aufbewahrt wurde, mitzunehmen.
Jennifer hatte Christina ihren Besuch vor zehn Tagen angekündigt, damit sie ihre Termine darauf einstellen und mit ihr einkaufen gehen und etwas unternehmen konnte. Sie überlegte, wie und wann sie Christina nachdrücklich, aber liebevoll erklären sollte, dass der Umzug nach Headland Bay eine verrückte Idee war.
Es dämmerte, als sie vor Vis und Dons Wohnung vorfuhr. Jennifer stieß die Haustür auf und rief: »Juhu, ist da jemand? Hm, was riecht hier so gut?«
Vi kam zur Tür und wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. »Oh, Schatz, wie schön, dich zu sehen.« Sie trat einen Schritt zurück und tätschelte Jennifers Bäuchlein. »Man sieht es schon! Jenny, das ist so wunderbar! Don, Don …«
»Hier bin ich, Liebes.« Er strahlte und nahm Jennifer in die Arme. »Du siehst großartig aus. Und wie braun du bist! Komm, komm, setz dich, du bist sicher erschöpft. Ich könnte so eine weite Fahrt nicht mehr auf mich nehmen.«
»Ja, ich bin müde.« Sie sah sich um. »Sagt jetzt nicht, Mum ist ausgegangen?«
Vi und Don tauschten einen Blick. »Gewissermaßen. Komm, Schatz, setz dich erst einmal. Wie wär’s mit einem schönen Tee, oder möchtest du einen Sherry? Aber lieber nicht, wie?« Vi lief geschäftig in die Küche.
Jennifer setzte sich an den Frühstückstisch. »Ein kaltes Bier könnte nicht schaden, falls du eines hast, Don.«
»Oh, er hat da draußen bei seinen Vögeln jetzt einen kleinen Kühlschrank, nicht wahr, Don?«, sagte Vi, und Don ging bereits zur Hintertür hinaus. »Dort sitzt er so gern mit einer Dose Bier und beobachtet seine Vögel, wenn er von der Arbeit nach Hause
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