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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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durch die Weltgeschichte, bevor ich mein Diplom in Wirtschaftswissenschaften mache. Mein Vater will, dass ich in seine Fußstapfen trete, aber ich muss sagen, ich wüsste gern ein bisschen mehr über Ihr Forschungsprojekt. Ich interessiere mich sehr für Medizin.«
    Rudi fand seine Einstellung ein bisschen unorthodox. »Sie sind ja sehr engagiert. Ich kann Ihnen aber höchstens erläutern, was ich hier tue. Es wird noch eine Weile dauern, bis ich etwas Schlüssiges zu Papier bringen kann. Aber die Anfangsergebnisse sind vielversprechend.« Mühelos begann Rudi seine Vorlesung. Der junge Mann war höflich, aufmerksam und stellte viele Fragen, die von überraschend gutem Fachwissen zeugten.
    Nach einer Dreiviertelstunde Vorlesung, Vorführung von Proben und Vorstellung der Pflanzen in den Tanks warf Rudi einen Blick auf die Uhr. »In fünfzehn Minuten habe ich einen Termin. Für eine Führung durch die Forschungsstation, damit Sie eine Vorstellung von unserer Arbeit bekommen, brauche ich zehn Minuten, doch dann müssten Sie noch einmal wiederkommen, sofern es Sie immer noch interessiert.«
    »Unbedingt. Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
    »Wenn Sie mir ein bisschen Zeit lassen, könnte ich Ihnen auch einen Einblick in unsere weitere Arbeit in diesem Bereich anbieten. Namen und Adressen, bei denen Sie sich bewerben könnten.«
    »Ausgezeichnet, dafür wäre ich sehr dankbar.«
    Das Treffen fand im Wohnbereich von Macs kleinem Haus statt. Die Gruppe versammelte sich um den Esstisch; alle hielten Unterlagen und Notebooks bereit; so dass eine Stimmung wie bei einer Vorstandssitzung oder einer hochoffiziellen Konferenz herrschte. Mac schilderte kurz den Stand der Arbeiten der Graduierten und die Projekte und Aufgaben jedes Einzelnen in den nächsten drei Wochen. Tony saß still im Hintergrund auf dem Sofa und machte sich Notizen. Reihum stellten alle Anwesenden Fragen, machten Eingaben, berichteten von kleinen Erfolgen oder Rückschlägen.
    Mac wandte sich seinem außerordentlichen Professor zu. »Rudi, hast du dem noch etwas hinzuzufügen?«
    »Wenn die Korallen laichen, möchte ich es sowohl auf Videos als auch auf Fotos dokumentiert sehen. Das gelingt uns am einfachsten mit Hilfe der Kontrolltanks draußen. Aber ich meine, wir sollten auch Aufnahmen draußen im Meer machen, wenn es möglich ist.«
    »Könnten wir Gideons Unterwasserfahrzeug dazu benutzen?«, fragte Carmel. »Mir gefällt die Vorstellung nicht, in Korallensperma zu schwimmen.«
    »Vielleicht. Es hat starkes Licht, und es wäre phantastisch, mittendrin zu sein, wenn all die Korallen ablaichen«, bemerkte Kirsty. »Als würde man durch einen rosa Unterwasser-Schneesturm gleiten.«
    »Was für Ergebnisse hast du bisher erzielt, Rudi?«, fragte Carmel.
    Mac hob die Hand. »Darf ich an dieser Stelle eingreifen? Wie ihr wisst, erweisen sich Rudis Forschungen zur Toxikologie als ziemlich spannend. Und auch von außerhalb der Universität bringt man ihnen großes Interesse entgegen.«
    »Wieso?«, fragte Andy, dessen audiosensorische Studien über Gesang und Kommunikation von Walen und Delphinen großes öffentliches Interesse weckten, während seine Forschungen über die Kommunikation von Fischen kaum bekannt waren.
    »Andy, deine Studien über den Gesang der Wale sprechen Emotionen an. Das liebt die Öffentlichkeit. Rudis Arbeit zeigt, so, wie sie sich entwickelt, Potenzial für biotechnische, chemische, industrielle Verwendung. Und das bedeutet möglicherweise große Investitionen. Deshalb bitte ich euch alle, über das, was wir hier tun, Schweigen zu bewahren.« Er drehte sich um und wies auf Tony. »Tony ist zwar freier Schriftsteller, aber er hat sich einverstanden erklärt, ohne Rudis oder meine Zustimmung oder die des Dekans nichts von seinem Material zu veröffentlichen.«
    »Wer zeigt denn Interesse? Gewöhnlich ist es doch unser Problem, dass wir kaum Publikum für unsere Arbeit finden«, sagte Kirsty.
    Mac spielte mit seinem Kuli. »Leider sind einige von Rudis Ergebnissen auf unserer Website erschienen und haben die Aufmerksamkeit einiger Firmen erregt. Ich brauche euch nicht zu erzählen, wie hart die Konkurrenz um Sponsoring für Forschungsprogramme ist. Wir liegen mit anderen Universitäten im Wettstreit um Studenten, Geld, Mittel, Beifall, was weiß ich. Und wie ihr wisst, hängt unser Sponsoring auch von der Qualität unserer Forschung ab. Andere Kollegen arbeiten auf denselben Gebieten wie wir, und deshalb wollen wir nicht, dass irgendwer unsere

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