Die Korallentaucherin
Umstandskleider? Wir müssen einkaufen gehen.«
Sie umarmten einander hölzern in der engen Tür, dann ging Christina voraus in die Wohnung.
»Mum, diese schrecklichen Dinger aus deiner Zeit trägt heute kein Mensch mehr.«
»Nein, sie zeigen ihren Bauch. Ich hab’s gesehen. Die jungen Mädchen lassen ihren Babybauch einfach über die Jeans hängen. Widerlich. Ich hoffe, du zeigst dich drüben auf dieser Insel nicht so.«
»Wie wär’s mit Tee? Ich lechze nach einer Tasse. Hier ist es hübsch …« Jennifer durchquerte das kleine Wohnzimmer bis zu dem winzigen Balkon. »Man kann das Meer sehen. Branch Island liegt da draußen in weiter Ferne.«
»Komm, schau dir dein Zimmer an. Ich bin noch nicht fertig eingerichtet, weiß noch nicht, wo ich die guten Geschäfte finde. Mavis von unten sagt, hier gibt es ein tolles Kaufhaus, wo man billig einkaufen kann …«
»Was willst du denn einkaufen? Es ist doch gut so, oder?« Auf die Bemerkung über »ihr« Zimmer ging sie nicht ein.
»Na ja, eben Babykram. Wo soll das arme Ding denn schlafen?«
»Mum, damit eines klar ist: Ich ziehe nicht bei dir ein; wir können so ein tragbares Bettchen benutzen. Wir brauchen keine
feste
Einrichtung.«
Christina erstarrte, den Kessel in der Hand. »Du kannst unmöglich auf der Insel bleiben, wenn der Stichtag näher kommt, schon gar nicht zur Geburt oder danach. Ich bin von Sydney hierhergezogen – mit Sack und Pack! –, um dir zu helfen!«
Ich habe dich nicht darum gebeten, verdammt noch mal! Und du hast mich nicht gefragt!
»Das ist großartig von dir, Mum. Ich bin dir sehr dankbar für dein Hilfsangebot. Aber Blair und ich kommen ganz gut allein zurecht.«
Christina schaltete den elektrischen Kessel ein. »Ich halte Blair nicht für den Typ Mann, der dir wirklich eine Hilfe wäre. Der dir Arbeit abnimmt, das Füttern, das Baden. Der das Kind herumträgt, wenn es Koliken hat und schreit.«
Da triffst du wohl den Nagel auf den Kopf.
»Mum, mein Kind bekommt keine Koliken und schreit auch nicht dauernd.«
Positiv denken, hat Rosie gesagt.
»Und bis dahin dauert es noch eine ganze Weile. Reden wir über dich. Ich habe nicht erwartet, dass du umziehst. Ich dachte, du wärst glücklich bei Vi und Don. Der Club, deine Freundinnen …«
»Die Familie steht immer an erster Stelle, Jennifer.«
Hast du noch nie etwas von Loslassen, von Abnabeln gehört?
»Aber Mum, was willst du hier machen? Ich kann hier nicht ständig sein, nicht Woche für Woche. Ich kann nicht von der Insel fortziehen. Blair hat einen Vertrag über achtzehn Monate, aber er könnte in null Komma nichts nach Europa versetzt werden. Ich belege dort drüben einen Kurs für die Uni, und wir können das Baby nach der Geburt problemlos bei uns behalten.« Jennifer griff nach jedem Strohhalm. »Blairs Chefin, Rosie, die Geschäftsführerin, verbringt ihre freien Tage in Headland. Du kannst sie kennenlernen; wir könnten morgen zusammen zu Mittag essen.«
»Ich bezweifle, dass solch eine Person Interesse daran hat, meinesgleichen kennenzulernen.« Christina holte Becher aus dem Schrank. Solide, billige Mietwohnungseinrichtung, wie Jennifer feststellte. Sie fügte hinzu: »Und, Jennifer, du brauchst dir keine Sorgen darüber zu machen, was ich
tue
. Ich habe eine Menge zu tun, und ich kenne schon ein paar Leute. Leute, die gern mit mir zusammen sind. Du führst dich auf, als bräuchte ich ein Kindermädchen.«
»Schön für dich, Mum. Du bist gerade erst in einer neuen Wohnung, in einem anderen Bundesland angekommen, nachdem du jahrelang bei der Familie an ein und demselben Ort gewohnt hast. Es ist bestimmt ein bisschen merkwürdig für dich. Wie steht’s mit Arbeit? Du kannst dir dieses Leben gar nicht leisten.«
»Du würdest staunen.« Sie stellte Milch und einen Teller mit Jennifers Lieblingsgebäck aufs Tablett. »Ich habe für genau solche Notfälle etwas auf die hohe Kante gelegt.«
»Mum, hier liegt kein Notfall vor. Das Geld ist für dich. Blair und mir geht es gut. Eine Familie zu gründen gehört dazu, wenn man verheiratet ist.« Sie sah die geschürzten Lippen. »Es ist schön, dass du hier bist, aber sobald das Baby sich eingewöhnt hat …«
»Brauchst du mich nicht mehr, und ich werde entlassen, weggeschickt wie eine Angestellte.« Sie goss das kochende Wasser in die Teekanne.
»Mum, lassen wir doch alles einfach auf uns zukommen. Du kannst nicht alles planen …«
Das wissen wir beide nur zu gut.
»Wie lange läuft der Mietvertrag für
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