Die Korallentaucherin
unterhalten. Aber was sie im Schilde führen, wenn sie auf der
Kicking Back
herumhängen, weiß ich nicht genau.«
Jennifer gab sich Mühe, das alles zu verstehen, und ein Aspekt bereitete ihr Sorgen. »Ich muss immer an Blair denken. Er ist überzeugt, dass sie ihn beteiligen und ihm einen Job in einem dieser schicken Sportclubs geben. Branch wäre der Anfang.«
»Jen. Weder Reef Resorts noch die Schleimer oder sonst jemand kann auf Branch Island irgendetwas bauen. Die Insel ist Privatbesitz. Die Ferienanlage verpachtet das Land nur nach strengen Richtlinien.«
»Die Natur herrscht, haltet die Insel umweltfreundlich, ich weiß«, sagte Jennifer. »Aber vielleicht haben die Besitzer es sich anders überlegt und sind einverstanden mit Fanzios und Holdings Plänen.«
Er musterte sie mit leicht belustigtem Blick. »Niemals. Gideon würde niemals seine Zustimmung geben.«
»Gideon?«
»Er ist der Besitzer von Branch Island. Er stammt aus einer sehr reichen alten britischen Familie. Er hat sein Erbe in den Bau von Prototypen des Haimobils gesteckt. Vor all den Jahren hat die Insel ihn einen Apfel und ein Ei gekostet. Und er hat sie der Universität vermacht. Nein, Fanzio und Holding führen mit ein paar Kumpels wie Willsy und diesem Gordon etwas anderes im Schilde. Und ich werde herausfinden, was.«
Jennifer musste diese Neuigkeiten erst einmal verarbeiten, und dann kam ihr ein Gedanke. »O nein. Der arme Blair. Ich muss ihn wissen lassen, dass der Club nichts weiter als ein Luftschloss ist. Oder steckt er mit denen unter einer Decke?«
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Kapitel zwanzig
Sturm auf See
J ennifer stand in der Tür ihres Baumhauses, wie sie das obere Geschoss ihres windschiefen Häuschens nannte, in dem sie diese vergangenen Monate in der beinahe verlassenen Forschungsstation genistet hatte. Sie hatte aufgeräumt, ihre Sachen in Kisten verpackt und schloss jetzt die schwächliche Tür ab. Sie konnte es kaum glauben, dass sie, wenn sie hierher zurückkam, ein Baby im Arm halten würde. Dass sie dann zwei getrennte Wesen sein würden.
Sie stieg die Treppe hinunter, an deren Fuß Doyley mit ihrer Tasche auf einem Elektrokarren wartete, um sie zum Katamaran am Anleger zu bringen. Sie prüfte, ob die untere Wohnung abgeschlossen war, roch für einen Augenblick das Aroma von Tonys Lieblingskaffee und glaubte, die Musik zu hören, die er so gern spielte.
Rosie umarmte sie, bevor sie an Bord ging. »Keine Angst, wir geben gut acht auf deine Nester. Und nächsten Sonntag treffe ich dich und Bev. Aber du wirst mir fehlen. Blair ist fort, Gideon ist auf Reisen, Lloyd und Carmel sind noch in Venezuela. Gut, dass die Saison so ruhig läuft.«
Der Katamaran glitt vom Anleger fort, die Neuankömmlinge gingen an Land, beugten sich übers Geländer und staunten über die großen, anmutigen Adlerrochen, über die vielen Fische und die Sauberkeit des Wassers. Die hinter den Bäumen verborgene Ferienanlage lag ruhig da und wirkte wie eine Oase weit außerhalb der Arbeitswelt. Die Sonne glitzerte auf dem unterseeischen Korallenhalsband des Riffs, der kleine Sandstreifen schimmerte weiß, und alles war eingefasst vom tanzenden Blau und Grün des Wassers am Riff.
Als der Katamaran in den Kanal vor Coral Point einbog, sah Jennifer eine einsame Gestalt am leeren Strand und erkannte Patch. Er beobachtete, beobachtete und wartete – worauf? Im Lapislazuli des äußeren Riffs entdeckte sie in der Ferne eine Jacht – es war die
Kicking Back
in ihrer unverkennbaren Pracht, die weiße Gischt im Wasser aufpflügte und Kurs auf Sooty Isle nahm.
Branch Island verschwand aus ihrem Sichtfeld. Jennifer ging ins Innere, um mit Vera zu plaudern und eine Tasse Tee zu trinken. Zunächst einmal musste sie der Insel und diesen makellosen Gewässern, die ihr inzwischen so vertraut waren, den Rücken kehren. In Headland Bay würde sie Geduld für ihre Mutter aufbringen, sich auf ihre eigene Gesundheit konzentrieren und sich auf die Geburt vorbereiten müssen. Zum Glück hatte sie ihre Arbeit zur Ablenkung – und als Ausrede. Sie hoffte, dass Tony Wort hielt und regelmäßig nach Headland kam, um die Arbeit mit ihr zu besprechen. Außerdem war sie gespannt darauf, was er noch in Erfahrung gebracht hatte.
Christinas Wohnung war beengt. Jennifers Arbeitsplatz war im Wohnzimmer eingerichtet, überall war Babybedarf gestapelt, und Christina hatte sogar schon ein Laufställchen aufgebaut. Doch Jennifer äußerte sich bewundernd und dankbar. Plötzlich war sie
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