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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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müde und fühlte sich leicht deprimiert. Die Insel fehlte ihr jetzt schon.
    Ihre Mutter war meistens energiegeladen und voller Pläne, doch gelegentlich wurde sie nachdenklich, melancholisch und pessimistisch. Diese Stimmungen wurden ausgelöst durch die Erinnerung an Gegenstände, die in ihrem Leben fehlten.
    »Ich hatte mal ein Foto von dir und deinem Großvater auf der Farm, bevor er starb. Es war in einem kleinen verschnörkelten Silberrahmen. Was meinst du, wer nimmt so etwas einfach an sich?«
    Oder:
    »Tja, Liebes, es tut mir leid, dass ich deinem Kind keine kostbaren Erbstücke vermachen kann. Ich hatte so manches beiseitegelegt, ganz sicher. Manchmal frage ich mich, was aus diesen Dingen bei Vi und Don geworden ist. Seine blöden Vögel brauchten ja so viel Platz.«
    »Wo soll dieses Kind aufwachsen, was soll es als Zuhause betrachten? Das frage ich mich, Jennifer. Ich weiß, diese Wohnung ist nichts Großartiges. Eigentlich nur eine Ferienwohnung. Nach dem hübschen kleinen Haus meiner Eltern in Sydney hatte ich kein richtiges Heim mehr. Oh, diese Farm! Ich muss sagen, ich war nie eine Landfrau. Wir müssen uns eben behelfen und hoffen, dass wir in der Lotterie gewinnen, nicht wahr? Dann kaufen wir uns was wirklich Schönes.« Und mit diesem Gedanken im Kopf wurde Christina zur eifrigen Loskäuferin, in der Hoffnung, eine luxuriöse Siebenzimmerwohnung, umgeben von Zuckerrohrfeldern mitten im Nirgendwo, zu gewinnen.
    Zu Jennifers Erleichterung rief Tony an, und sie trafen sich zum Mittagessen im wachsenden Jachthafen.
    Er nahm sie in die Arme. »Du siehst ein bisschen müde aus. Diese letzten Wochen ziehen sich endlos hin, schätze ich.«
    »Jetzt, ja. Mit meiner Mutter in der kleinen Wohnung zu hocken ist anstrengend.«
    »Ich habe uns Mittagessen besorgt – ein Picknick. Lass uns den Hügel hinauf zum Park fahren.« Im Auto fügte er hinzu: »Ich habe das letzte Kapitel, das du mir geschickt hast, gelesen und bin begeistert. Du hast Gideon und Isobel mit ihrer Leidenschaft für die Unterwasserwelt sehr zutreffend charakterisiert.«
    »Es war sehr hilfreich, das Videomaterial von ihrem Tauchgang anzusehen.«
    »Woher hast du diese schriftstellerische Begabung?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube, dass mein Vater mich genau zu beobachten gelehrt hat. Besonders in der Natur.«
    »Hat deine Mutter künstlerische Begabungen?«
    »Wenn ja, hat sie sie nie erkannt. Sie macht sich immer klein. Wenn man jemanden wegen seiner Fähigkeiten bewundert, sagte sie prompt: ›Tja, ich hatte natürlich nie die Gelegenheit, so etwas zu schaffen.‹«
    »Oje.«
    »Einmal hat sie mir einen wunderschönen Brief geschrieben. Sie war verreist, ich weiß nicht mehr, warum, und ich war bei Vi und Don, und sie schickte mir diesen wirklich interessanten Brief. Ich habe ihn vor Begeisterung immer und immer wieder gelesen.« Jennifer stellte mit Schrecken fest, wie schmerzlich die Erinnerung noch immer war.
    »Und?«, fragte Tony sanft.
    »Sie rief an und fragte, ob ich den Brief bekommen habe, und ich sagte: ›O ja.‹ Und dann fragte sie: ›Hast du ihn Vi und Don gezeigt?‹ Und ich sagte: ›Nein.‹ Daraufhin wurde sie richtig ärgerlich und sagte: ›Aber ich habe mir so viel Mühe mit dem Brief gegeben. Ich habe damit gerechnet, dass du ihn den beiden zeigst.‹«
    »Ach, du Scheiße, du armes Kind.«
    »Ja. Ich hatte mich gefreut, weil sie mir einen so erwachsenen, ganz besonderen Brief geschrieben hatte, und dann wurde mir klar, dass sie es nur getan hatte, um damit vor Vi und Don anzugeben. Na, schon gut.«
    Sie schwiegen einen Moment, und Tony wünschte, er fände Worte dafür, wie sehr ihn ihre Geschichte berührt hatte. Welch ein Unterschied zu seiner bodenständigen, liebevollen Mutter.
    Jennifer wechselte das Thema. »Und was hast du noch herausgefunden?«
    »Die Schleimer brechen bald nach London auf. Willsy ist auf Sooty, mit seinem Freund Gordon, dem man die
Kicking Back
überlassen hat. Es erübrigt sich, zu sagen, dass sie eine Horde von Frauen im Schlepptau haben. An Rosies Stelle würde ich mich nach einem neuen stellvertretenden Geschäftsführer umsehen.«
    »Blair und Gordon wollen weiter, wie? Oder höher hinaus?«
    »Keine Ahnung, was Blair erwartet. Er will wirklich im Hotelgeschäft weiterkommen. Gordon ist ein Playboy. Keine Ahnung, warum er sich darauf eingelassen hat, auf Branch zu arbeiten.«
    »Sein Daddy ist ein hohes Tier bei Reef Resorts, wie?«
    »Sogar Vorsitzender. Aber Sir Giles Blake macht sich

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