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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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die Hände nicht mit dem tatsächlichen Geschäft schmutzig. Hat zu viel mit Haus und Hof zu tun. Laut meinem Kollegen drüben in London besitzt er riesige Güter – Seen, Wald, Privatzoo, eine phantastische Kunstsammlung.«
    »Das Übliche.«
    »Ja, wenn man zum Landadel gehört.« Tony lachte.
    »Vielleicht soll Gordon in den Kolonien gestählt werden oder sich mit dem Hotelgeschäft vertraut machen, bevor er zurückkommt und den armen alten Knaben im Vorstand vor die Nase gesetzt wird«, sagte Jennifer.
    »Gut möglich. Wie auch immer, jetzt kreuzt er auf dieser monströsen Jacht die Küste rauf und runter. Ich habe Lloyds Dad besucht, und er hat mir ein paar interessante Hinweise gegeben«, erklärte Tony mit einem leichten Stirnrunzeln.
    »Ach ja? Zum Thema Schiffbau?«
    »Nein, das ist nicht mein Metier. Heath hat Freunde bei der Küstenwache und beim Zoll. Es gibt so viele unkontrollierte Küstenabschnitte, da geht alles Mögliche vor sich. Und ich dachte, Segeln in Asien wäre gefährlich.«
    »Segeln macht dir großen Spaß, wie?«
    »Ja, ich wollte die Welt umsegeln, bevor ich aus Konfliktgebieten zu berichten begann. Fotos machen, Storys schreiben. Vielleicht tu ich es eines Tages doch noch. Bis dahin bin ich damit zufrieden, in Queensland herumzugammeln.«
    »Und zu segeln?«
    »Lloyd hat mir seine Schaluppe anvertraut. Ich wohne sogar darauf. Sie liegt im Jachthafen, also habe ich hier eine Anlaufstelle. Besser als ein Motel. Obwohl Isobel mir ein Zimmer in dem Haus angeboten hat, das sie gemietet hat.«
    »Sie hat ein Haus gemietet? Wo?«
    »Droben in Headland Heights, mit Blick auf die Bucht. Klingt verlockend. Anscheinend hat sie es für ein halbes Jahr gemietet. Sie sagt, sie braucht ein Quartier an der Küste wie auch auf der Insel. Aber ich bin ganz zufrieden auf dem Boot. Sie dürfte jeden Tag eintreffen.«
    Jennifer sah ihn an und sagte sich, dass Tony immer noch ein Eigenbrötler war, obwohl er braungebrannt und bedeutend entspannter war als zu dem Zeitpunkt ihres Kennenlernens. Der Schmerz war aus seinen grünen Augen gewichen, und er lächelte gern und oft. In seinem Verhalten war er nicht mehr so schroff, sondern warmherzig und humorvoll. Jennifer war dankbar für seine angenehme, unbeschwerte Gesellschaft.
    Er warf ihr einen Blick zu. »Was denkst du? Dass ich eine Art Herumtreiber bin?«
    »Warum sagst du das? Ich dachte gerade, dass du ein Freigeist bist. Und dass ich froh bin, dich als Freund zu haben.« Sie überlegte kurz. »Im Grunde hatte ich nie solche Freunde wie hier auf der Insel. Mac, Gideon, Isobel, Rosie. Du. Ich wüsste gern, ob wir alle uns auch in normaler Umgebung so eng zusammengeschlossen hätten.«
    »Vielleicht nicht. Menschen gehen unter extremen Bedingungen enge Beziehungen ein. Nicht, dass ein Luxus-Urlaubsparadies auf einer idyllischen Insel als extrem zu bezeichnen wäre. Na ja, vielleicht doch … Zu realitätsfern.«
    »Ich allerdings habe das Gefühl, unsanft in der Realität gelandet zu sein.« Jennifer seufzte.
    Tony half ihr aus dem Wagen. »Aber du schlägst dich wacker, und du hast dich auch verändert. Du warst so unsicher, als ich dich kennenlernte. Weißt du noch, wie du mir bei unserem ersten Zusammentreffen erzählt hast, dass du Angst hättest und dass du in deinen schlimmsten Alptraum geraten wärst?«
    »Komisch, dass wir uns derart intime Dinge anvertraut haben, als wir uns sozusagen als Wildfremde am Strand kennenlernten.« Sie hob den Kopf und musterte ihn.
    »Vielleicht haben wir geglaubt, wir würden uns nie wiedersehen.«
    »Ich bin froh, dass es nicht so gekommen ist.«
    »Ich auch.« Tony schien noch etwas sagen zu wollen, doch er griff stattdessen nach dem Picknickkorb. »Komm, hier drüben ist eine Bank. Ich glaube nicht, dass du in deinem Zustand auf dem Rasen sitzen magst.«
    »Tja, das Aufstehen wird zum Problem«, sagte Jennifer.
    Zwei Stunden vergingen wie im Flug.
    »Ich muss jetzt los. Ich will Mum vom Tennisplatz abholen.«
    »Wie kommt sie zurecht, wenn du nicht da bist?«, fragte Tony, während sie die Reste ihrer Mahlzeit einpackten.
    »Sie hat Freunde. Beverly glaubt, sie hätte sogar einen Verehrer, aber da ich nun hier bin, ist es ihr wohl lieber, wenn ich sie chauffiere.«
    »Wieso hat deine Mutter kein zweites Mal geheiratet? Sie ist so attraktiv und energiegeladen.«
    Jennifer zuckte die Schultern. »Ich wollte, sie hätte es getan. Sie lehnt Männer ab, wegen meines Vaters, vermute ich. Ich wollte, sie würde

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