Die Korallentaucherin
Nächstes werde ich wohl Skifahren lernen!« Trudy lachte.
»Klingt nach einem guten Leben«, sagte Jennifer. Allerdings konnte sie sich vorstellen, dass es ein bisschen klaustrophobisch sein würde, eine Wohnung im Hotel zu haben und immer abrufbereit und in der Nähe sein zu müssen. Sie fragte nicht, was Jeff und Trudy machen würden, wenn sie Kinder bekämen. Vi hatte ihr bewusst gemacht, dass kinderlose Paare sich manchmal verzweifelt ein Baby wünschten. Doch Jeff und Trudy schienen ein so ehrgeiziges Paar zu sein, dass Kinder in ihren Plänen für die nächste Zukunft wahrscheinlich gar nicht vorgesehen waren.
»Ist es etwas Ernstes zwischen Blair und dir?«, wollte Trudy plötzlich von Jennifer wissen.
»Kommt darauf an, wie du das meinst. Wir sind seit einem Jahr zusammen, aber ich muss noch mein Examen machen. Und dann Arbeit finden.«
Trudy sagte nichts und konzentrierte sich darauf, die Paddel ins ruhige Wasser zu tauchen. Sie zeigte nach vorn. »Sieh mal, da sind die Männer. Ich habe Hunger.«
Jennifer dachte ein paar Monate später an diesen Nachmittag zurück und fragte sich, ob Blair mit Jeff über seine Zukunft gesprochen hatte. Jeff hatte Blair versprochen, ihn zu informieren, wenn er etwas über freie Jobs munkeln hörte.
Zwei Wochen später kam Jennifer an einem Sonnabendnachmittag verspätet nach Hause, nachdem sie viel mehr Zeit als geplant mit den Rangern verbracht hatte. Blair schritt auf der Terrasse auf und ab.
»Hey! Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Du hattest gesagt, du würdest gegen Mittag zu Hause sein«, murrte er.
»Ach ja? Blair, es war so faszinierend! Der Professor war da, der das Verschwinden mehrerer Froscharten aus dem Raum Sydney erforscht. Es hat mit der Wasserverschmutzung zu tun; es ist schockierend, was manche Leute durch die Regenkanäle abfließen lassen …«
»Wir wollen heute auf einen Drink zu den Harrisons.«
»Oh, ist es schon so spät? Ich bin gleich fertig.« Jennifer eilte ins Bad und zog sich aus.
Als sie unter der Dusche stand, ärgerte sie sich über Blair, der nicht das geringste Interesse an ihrer Arbeit zeigte. Zugegeben, bedrohte Amphibien bedeuteten ihm vielleicht nichts, selbst wenn in Umweltschützerkreisen die Alarmglocken läuteten, aber er hätte ihr doch wenigstens mal zehn Minuten oder so zuhören können. Seufzend trocknete sie sich ab und überlegte, was sie anziehen sollte. Die Harrisons waren wichtig für Blair, und sie hatte den Hoteldirektor und seine Frau bisher noch nicht kennengelernt.
Blair musterte Jennifer, als sie in einem schlichten beigefarbenen Seidenkleid, an den Schultern von winzigen goldenen Schnallen gehalten, aus dem Schlafzimmer kam. Ihre Beine waren nackt, und sie trug sandfarbene italienische Sandalen und einfachen, aber geschmackvollen Goldschmuck. Das feuchte Haar hatte sie glatt gebürstet; an einer Seite von einem Kämmchen gehalten, fiel es ihr bis auf die Schultern. Sie trug Lipgloss und einen Eyeliner, der ihre blauen Augen hervorhob. Der Unterschied zu dem jungen Mädchen, das kurz zuvor in Khaki-Shorts und einem alten T-Shirt in die Wohnung stürmte, war enorm.
»Sehe ich annehmbar aus? Bis wir dort sind, ist mein Haar trocken.« Sie fühlte sich Blairs Freunden und Kollegen gegenüber immer noch unsicher, was ihre Erscheinung und ihr Benehmen betraf. Ganz zu schweigen vom großen Boss. Himmel, worüber sollte sie reden? Bestimmt nicht über Frösche.
»Du verstehst es, dich gut zu kleiden«, sagte Blair mürrisch und griff nach dem Wagenschlüssel. Jennifer folgte ihm, fühlte sich zurechtgewiesen und konnte Blairs Laune nicht einschätzen.
Als sie nach Hause zurückkamen, war Blair in Hochstimmung. Vielleicht lag es am Wein, doch auch die Gesellschaft war anregend gewesen, und selbst Jennifer hatte sich gut amüsiert, obwohl die anderen Paare alle älter waren.
Blair schlief voller Leidenschaft mit ihr und flüsterte Koseworte. Als Jennifer in seinen Armen schon fast eingeschlafen war, fragte er: »Worüber hast du dich so lange mit dem alten Harrison unterhalten?«
»Hm, übers Segeln. Angeln … und einiges mehr.«
»Du segelst nicht und angelst auch nicht. Wie auch immer, er mochte dich. Mrs.Harrison ebenfalls. Sie fand dich sehr hübsch und natürlich.«
»Schön. Wie sollte ich sonst sein?«
Blair zog sie noch fester in seine Arme und wollte noch etwas sagen, aber Jennifer war eingeschlafen.
Am darauffolgenden Donnerstagabend räumten Blair und Jennifer nach einem gemeinsam
Weitere Kostenlose Bücher