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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Angestellten näherten. Bunte Lichterketten waren aufgehängt worden, und man hatte mehrere Tische mit Speisen und Tellern zusammengeschoben. Junge Männer wendeten zischende Steaks und Würste auf dem Grill. Da sie jetzt keine Uniform mehr trugen, waren sie eher als einzelne Individuen erkennbar.
    Blair führte Jennifer zu einem großen, dünnen jungen Mann in einem roten Hemd, das über der blassen, haarlosen Brust offen stand. Er schenkte Margaritas ein.
    »Doyley, das ist Jennifer, meine Frau. Jennifer, das ist Kevin Doyle, er betreibt die Bar und managt den Speisesaal. Außerdem ist er der hauseigene Witzbold.«
    »Hallo, Kevin, freut mich, Sie kennenzulernen.« Jennifer schüttelte ihm die Hand. Sie mochte sein offenes, freundliches Gesicht. Er hatte eine Hakennase und dünnes Haar, und sie vermutete, dass er einer dieser nicht so attraktiven Männer war, die durch Humor gutmachten, was ihnen an Charme fehlte.
    »Sag Doyley und du zu ihm«, verlangte Blair. »Auf Kevin hört er nicht.«
    »Blöder Name, wenn auch nicht ganz so schlimm wie Bruce«, sagte Doyley und zeigte auf einen auffällig schönen blonden Surfer-Typ, der offenbar Bruce hieß. »Also, was möchtet ihr? Ein paar Würstchen oder ein Steak?«
    »Danke, wir haben schon gegessen. Was gibt’s zu trinken? Ich könnte etwas von der Bar kommen lassen«, sagte Blair mit einem Blick auf die Weinkisten.
    »Wir haben reichlich hiervon.« Doyley hob den Margarita-Krug an. Er griff nach einem Glas mit in Salz getunktem Rand, füllte es und reichte es Jennifer.
    »Ich hole mir ein Bier.« Blair ging zu dem Tisch, auf dem die Getränke standen.
    »Wie lange bist du schon hier?«, fragte Jennifer und nippte vorsichtig an dem starken Cocktail. Kevin Doyle war der einzige nicht sonnengebräunte Mensch, den sie bisher gesehen hatte.
    »Lange genug, um die Sonne zu meiden. Sie scheint hier verdammt heiß. Trag nur immer reichlich Sunblocker auf. Diese Nordeuropäer wollen immer schwarz wie Eingeborene nach Hause kommen.«
    »Ich habe vor, die Sonne weitgehend zu meiden«, sagte Jennifer.
    Blair gesellte sich zu ihr, zwei hübsche Mädchen im Schlepptau. Beide waren sehr braun. Jennifer lächelte Doyley zu. »Darf ich bekannt machen? Sheree und Rhonda, zurzeit in der Hauswirtschaft beschäftigt«, sagte Blair.
    Jennifer lächelte und fragte, wie lange sie schon auf der Insel lebten.
    »Ich bin Engländerin und reise durch Australien. Hier ist es so toll, dass ich noch nicht über Queensland und Sydney hinausgekommen bin«, sagte Sheree.
    »Meine Zeit hier geht leider zu Ende«, erklärte Rhonda mit weichem irischem Akzent. »Über ein Jahr in Oz, sechs Monate hier auf Branch.«
    Die Leute umringten Jennifer, als sie mit den zwei Dutzend Angestellten bekannt gemacht wurde. Die meisten waren etwa im gleichen Alter wie sie und Blair, doch Blair strahlte trotz seines umgänglichen, lässigen Verhaltens die Überlegenheit eines Chefs aus. Jennifer spürte, dass die Angestellten, obwohl sie getrunken hatten, in Blairs Gegenwart vorsichtig waren. Sie schloss sich einer Gruppe an, die etwas abseits saß, und hörte zu, wie die Mädchen über den hiesigen »Perversen« sprachen.
    »Er beobachtet einen ständig. Er heißt Patch, weil er eine Augenklappe trägt. Wahrscheinlich ist er noch harmloser als Methusalem«, sagte eines der Mädchen und lachte.
    »Methusalem ist ein zweihundertundfünfzig Kilo schwerer Zackenbarsch, der seit Jahren beim Wrack und am Kai lebt«, erklärte Rhonda und setzte sich zu Jennifer. »Patch ist ein alter Knacker, der hier die Maschinen repariert. Er geht einem auf die Nerven; kaum dreht man sich um, ist er da. Einmal ist er ins Zimmer gekommen, als eines der Mädchen das Bad sauber machte.«
    »Warum hat die Geschäftsleitung ihn nicht verwarnt?«, wollte Jennifer wissen. Rosie würde ein solches Benehmen doch sicher nicht dulden.
    »Er ist schon sehr alt und arbeitet hier, seit das Hotel eröffnet wurde. Da war die Insel noch ein ganz normaler Urlaubsort«, erklärte Rhonda. »Er ist ein harmloser alter Kerl. Neulich hätte er fast einen Herzinfarkt bekommen. Er hat eines der Mädchen oben ohne beim Sonnenbaden vor ihrem Zimmer beobachtet, und als sie ihn beim Spannen erwischte, ist sie aufgesprungen, hat ihm den Busen entgegengestreckt und gerufen: ›Komm schon, fass doch mal an!‹ Als er flüchtete, wäre ihm beinahe das Gebiss aus dem Mund gefallen.«
    Alle lachten, doch Jennifer fand die Geschichte nicht lustig. Sie nippte an ihrer

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