Die Korallentaucherin
Woche bin ich zurück.«
Jennifer fragte sich, ob sie mehr in Rosies Lächeln hineininterpretierte als einen schlichten Willkommensgruß. Es schien den versteckten Hinweis zu enthalten, dass ›wir Mädchen zusammenhalten müssen‹.
»Danke, dass du mir die Anlage gezeigt hast, Rosie.« Jennifer sah Rosie nach, die noch einmal haltmachte, um ein paar Tische weiter ein Pärchen zu begrüßen. »Du kannst dich glücklich schätzen, eine so angenehme Chefin zu haben. Sie ist ganz anders, als ich sie mir vorgestellt hatte.«
Du hast sie mir als unfähige Zicke geschildert.
»Den Verwaltungskram beherrscht sie ganz gut. Ich bin hierher versetzt worden, um das Menü aufzupeppen und Kontakt mit der Belegschaft aufzunehmen. Probleme gibt es immer, aber sie vergrößern sich, weil die Leute auch hier leben. Und, ist alles in Ordnung?«
Jennifer war im Begriff, sich ihm in die Arme zu werfen. »Ich bin erschöpft, Blair. Das Packen, der Umzug, der Abschied, dann die Fahrt die Küste hinauf Gott weiß wohin – ich fühle mich ein bisschen schwach.«
»Unsinn. Sieh doch, wo du bist! Findest du es nicht toll? Leute geben ein Vermögen aus, um hier sein zu können. Die Zeit wird wie im Flug vergehen, und dann geht’s auf in ein größeres Hotel, hoffentlich in Übersee.«
»Ich hoffe sehr, dass die Zeit für mich wie im Flug vergeht«, sagte Jennifer mit dünner Stimme. Dem Himmel sei Dank, dass sie etwas hatte, um sich wenigstens ein bisschen zu beschäftigen. »Ich wüsste gern, wo ich arbeiten soll. Die Unterbringung ist ja ganz nett, aber sehr beengt, findest du nicht?«
Blair stand auf. »Himmel, Jenny, hör auf zu jammern. Du hast noch nicht einmal ausgepackt. Gib der Sache eine Chance. Komm, lass uns gehen, der Cat ist angekommen, deine Sachen werden mittlerweile schon im Zimmer sein. Die Jungs haben sie am Anleger abgeholt.«
Jennifer hatte die kleinen Elektrokarren gesehen, die in der Ferienanlage herumsausten und Gepäck, Wäsche und Proviant auslieferten. »Schön. Vielleicht sollte ich mal den Pool testen«, sagte sie zur Wiedergutmachung.
»Tu das. Gewöhn dich ein, und um Viertel nach zwölf treffen wir uns im Speisesaal zum Mittagessen.«
»Kommst du nicht mit zum Schwimmen? Willst du mir nicht beim Auspacken helfen?«
»Jenny! Ich arbeite hier, hast du das vergessen?« Er gab ihr rasch einen Kuss. »Ich begleite dich bis zu unserem Haus. Ich verlasse mich darauf, dass du es hübsch und gemütlich gestaltest. Und heute Abend habe ich frei, dann mache ich alles wieder gut, okay?« Er legte den Arm um ihre Taille und drückte sie an sich.
Es war romantisch. Bei einem cremigen Cocktail, in dem ein Ananasstückchen schwamm, betrachteten sie auf der Terrassenbar den herrlichen Sonnenuntergang. Das Wasser schimmerte in weichen Gold- und Rosétönen. Von der untergehenden Sonne angestrahlte Wolken verliehen der Szene etwas Dramatisches. Wie in den Reiseprospekten, dachte Jennifer. Blitzlichter flammten auf, wenn Kameras den Moment festhielten.
»Diese Seeschwalben suchen ihre Nester auf. Erstaunlich, wie wenig sie sich von den vielen Menschen um sie herum stören lassen«, bemerkte Jennifer.
»Die Insel ist voll von Vögeln. Warte, bis die Schildkröten kommen, um ihre Eier abzulegen, und später, wenn sie schlüpfen. Das ist eine Attraktion«, sagte Blair. »Ich persönlich kann mir Besseres vorstellen, als mitten in der Nacht oder am frühen Morgen mit einer Taschenlampe am Strand herumzukriechen.« Er drückte ihr Bein. »Jetzt, nach dem Abendessen, gehen wir zur Party der Angestellten. Ich möchte vor den Jungs mit dir angeben.«
»Jungs? Die meisten sind nicht jünger als wir. Aber müssen wir? An unserem ersten Abend hier?«
»Komm schon, Jenny, so müde wirst du doch nicht sein. Es wird lustig, und dir tut es gut, die Mädchen kennenzulernen. Falls sie über gewisse Probleme nicht mit mir reden wollen, können sie sich an dich wenden.«
»Warum nicht an Rosie? Sie ist sehr aufgeschlossen. Ich bin hier doch gar nicht angestellt.«
»Was ist in dich gefahren? Du bist ja eine Spaßbremse. Sei nicht so, Jenny, du bist doch hier, um mich zu unterstützen.«
»Entschuldige. Ich fühle mich einfach wie ein Fisch an Land.« Sie blickte aufs Meer, das so nahe war, und schauderte. »Lass mir Zeit, mich an alles zu gewöhnen. Du bist schon seit einer Woche hier.«
»Schon gut. Aber mir hat’s gefallen, seit ich den Fuß an Land gesetzt habe. Komm, gehen wir essen.«
Sie trafen auf eine lärmende
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