Die Korallentaucherin
entlang folgten. Sie hoffte, dass Blair nicht vorhatte, sich zum Lunch mit den Leuten auf dem protzigen Boot zu treffen.
»Wir können bis zu zehn Gäste unterbringen, aber Jachten können hier einen Ankerplatz buchen, und die Besatzung kommt dann zum Essen und Amüsieren an Land. Es kostet eine Gebühr, und wir bemühen uns natürlich um eine ganz bestimmte Klientel«, erklärte Susie.
»Natürlich«, sagte Jennifer, und keiner von den beiden anderen bemerkte die Ironie in ihrem Tonfall.
Sie hatten die erste zeltartige Unterkunft erreicht.
»Wow, das nenne ich exklusiven Campingurlaub«, sagte Jennifer. »Es erinnert mich an diese prachtvollen Dauer-Campingplätze, die ich in einer Anzeige für First-Class-Safaris in Afrika gesehen habe.«
»Wir bieten keine Kronleuchter oder Leopardenfelle als Teppiche oder schwarze Bedienung im Smoking, aber es ist sehr bequem, sehr hübsch und romantisch hier, findest du nicht auch, Blair?«
»Die Insel ist beliebt bei Frischverheirateten und auch bei Leuten, die unter sich bleiben und sich erholen wollen. Susie hat viele gute Einfälle zu der Anlage beigesteuert. Dieses Jahr steht Sooty auf der Liste für einen bedeutenden Touristikpreis«, fügte Blair stolz hinzu.
Jennifer musterte ihn belustigt. »Du musst mich nicht beeindrucken oder versuchen, mir die Insel zu verkaufen. Beeindruckt bin ich ohnehin. Das alles ist sehr hübsch.«
Das luftige Zelt mit dem glänzenden Holzfußboden, dem Moskitonetz über dem geschnitzten Holzbett und der kleinen Holzterrasse mit bequemen Liegestühlen und Blick aufs Meer gefiel ihr tatsächlich. Das geschickt abgeteilte Bad hatte Wände und ein Dach aus Reet, einen Natursteinboden und ein Duschbecken aus Porzellan in Form einer riesigen Muschel. Die Lampen waren nachgebildete Muschelschalen, und Feuchtigkeit liebende tropische Pflanzen in wunderschönen Steinkübeln bildeten üppige Raumteiler.
»Das hier ist Zelt drei, das japanische«, erklärte Blair.
»Jedes Zelt steht unter einem eigenen Motto – Bali, Thailand, North Queensland. Das japanische ist mein Lieblingszelt mit seinen klaren Linien, alles in Schwarz und Weiß und hier und da ein roter Farbklecks«, sagte Susie geschäftsmäßig. »Um die Privatsphäre der Gäste zu gewährleisten, sind die Zelte gut gegeneinander abgeschirmt, aber alle haben den Blick aufs Meer. Und trotzdem ist es ein Fußweg von nur wenigen Minuten von den Zelten bis zum Gemeinschaftsbereich. Falls ein Gast nicht mit den anderen zusammen essen will, lassen wir ihm ein Tischleindeckdich ans Zelt bringen«, fügte Susie hinzu.
»Für diese privaten Affären, wie?«, fragte Jennifer. »Und was für Leute machen zurzeit hier Urlaub?«
»Wir ziehen es vor, einander nur mit dem Vornamen zu kennen, und natürlich darf ich die Identität eines Gastes nicht preisgeben«, antwortete Susie aalglatt. »Es ist den Einzelnen überlassen, was sie von sich offenbaren wollen. Ich
kann
allerdings sagen, dass wir zwei Pärchen hier haben und eine Frau von einer der Jachten, die eine Nacht hier verbringen will. Dazu ein allein reisender Herr. Und ihr zwei natürlich.«
»Und wo wohnen die Angestellten und du?«, wollte Jennifer wissen.
»Wir teilen uns eine Art Ökohaus«, antwortete sie. »Ich allerdings verfüge über eine separate Unterkunft, weil ich meistens hier bin. Die anderen kommen und gehen von Branch aus. Alle drei Wochen mache ich Pause auf Branch oder auf dem Festland. Gut, vielleicht sehen wir uns zum Mittagessen an Bord. Sie haben dieses Mal einen tollen Koch mitgenommen.«
»Wir bleiben wahrscheinlich nur eine Nacht hier«, sagte Blair. »Also, was ist mit dieser Einladung zum Essen? Wer ist dabei?«
»Auf dem Schiff? Ach, Blair, du willst doch nicht dorthin, oder?«, fragte Jennifer bekümmert.
»Jennifer, du bist natürlich auch eingeladen«, sagte Susie. »Die Leute an Bord sind lustig. Während Blair sich mit den Jungs über Geschäftliches unterhält, kannst du dich mit den weiblichen Gästen amüsieren.«
»Natürlich«, brauste Jennifer auf, entschieden unfreundlicher als beabsichtigt. Sie wollte, dass diese zickige Hostess sie und Blair in Ruhe ließ. »Blair, können wir wenigstens erst einmal ein bisschen spazieren gehen und schwimmen, wie du vorgeschlagen hattest, und dann entscheiden, wo wir zu Mittag essen? Bitte?«
»Klar. Bis später, Susie. Komm, Jennifer, wir ziehen uns um. Inzwischen ist unser Gepäck bestimmt eingetroffen.«
Sie fanden dann schließlich einen Kompromiss.
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