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Die Korallentaucherin

Die Korallentaucherin

Titel: Die Korallentaucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Club aufsuchen würde. »Schaust du dir ein Fußballspiel an?«
    »Nein. Im Urlaub arbeite ich genauso wie an anderen Tagen … Ich helfe in der Bootswerft meines Vaters außerhalb von Headland. Er baut und repariert Schiffe. Hat eine große Helling. Viele Schiffe legen dort einen Zwischenstopp ein, wenn sie die Küste hinauffahren.«
    »Hey, Jenny, komm her, halte mal. Ich muss aufs Klo.«
    Vorsichtig ließ Jennifer sich auf dem Drehstuhl nieder, der im offenen Heck am Boden festgeschraubt war. Zu beiden Seiten befanden sich Polsterbänke mit Rutenhaltern, so dass sechs Personen gleichzeitig angeln konnten. Mit beiden Händen griff sie nach der Angelrute, die Blair ihr reichte, und spürte das Gewicht des Schleppköders im Wasser.
    »Wenn dir die Arme weh tun, kannst du das Rutenende einfach hier in dieser Öffnung verankern.
    »Was soll ich tun, wenn ein Fisch anbeißt?«
    »Ruf am besten Lloyd. Soll ich dich fotografieren? Damit du denen zu Hause zeigen kannst, wie gut du dich als Eingeborene eignest?«
    »Ich glaube, sie fänden es noch viel amüsanter, dich mit einer Angel zu sehen«, schoss sie zurück. Blair war dafür bekannt, dass seine handwerkliche Ungeschicklichkeit nur noch von seiner Unsportlichkeit überboten wurde.
    Als Blair in dem kleinen geschlossenen Bereich vor dem Cockpit verschwand, in dem sich eine kleine Kombüse, die Toilette und ein Schlafplatz befanden, sah Lloyd sich nach Jennifer um. Er freute sich, zu sehen, dass sie sich auf einem Boot inzwischen viel wohler fühlte als am Freitag auf der Rückfahrt von Gideons Bar. Das hatte vielleicht Staub aufgewirbelt! Er hoffte, dass es Jennifer weitere Besuche in der Haifischbar nicht verleidet hatte. Wäre sie nicht die Frau des stellvertretenden Geschäftsführers gewesen, hätte er sich nicht so schwergetan, sie zu ermutigen, dass sie sich öfter bei Mac und seinem Team in der Forschungsstation blicken ließ. Jennifer war Akademikerin, und er nahm an, dass sie mit dem Forscherteam mehr gemein hatte als mit den Leuten vom Hotel.
    Ein lauter Schrei vom Heck her riss ihn aus seinen Gedanken. Die Rutenspitze bog sich scharf dem Wasser entgegen, die Schnur wurde über die Rolle gezogen. Lloyd schaltete den Motor in den Leerlauf und stürzte zu Jennifer. »Verschließ die Rolle, gib ihm keine Schnur mehr. Okay, und jetzt fängst du an zu drillen.«
    Sie wollte ihm die Rute reichen, die jetzt ziemlich schwer war. »Hier, mach du das.«
    »Nein, laut Regel muss derjenige, der bei einem Biss die Rute hält, die Beute einholen.«
    »Ich kann das nicht! Es ist so schwer«, jammerte Jennifer, die sich in dieser Situation überhaupt nicht wohl fühlte.
    Er erklärte ihr, wie sie die Rute senken und heben musste, um die Schnur zu entspannen. Jennifer biss sich auf die Unterlippe und kämpfte mit dem mächtigen Fisch. Blair fotografierte, und Lloyd ging zurück ans Steuer und wendete die Barkasse.
    »Was ist es?«, fragte Blair, erstaunt darüber, dass Jennifer die Angel nicht einfach fallen lassen oder Lloyd in die Hand gedrückt hatte. Er war froh, dass der Fisch nicht angebissen hatte, als er die Rute hielt. »Sie zieht ihn nie im Leben an Bord.«
    »Geduld, Ausdauer, Schmerzen. Es ist ein privater Kampf zwischen den beiden.«
    Jennifer schwitzte, ihre Arme schmerzten, doch sie freute sich jedes Mal, wenn sie ein paar Zentimeter Leine einholen konnte.
    »Übernimm das Steuer, Blair.« Lloyd trat zu Jennifer und wischte ihr mit einem alten Handtuch den Schweiß von Stirn und Armen. »Achte darauf, dass deine Hände nicht schlüpfrig werden. Heb die Rute. Der Fisch will abtauchen, und wenn er näher kommt, wird er versuchen, unters Boot zu gelangen.«
    »Warum lassen wir ihn nicht einfach frei?«, fragte Jennifer keuchend.
    »Wir lassen ihn frei, sobald du ihn an Bord geholt hast. Hier findet ein Kampf statt, und es muss einen Sieger und einen Besiegten geben.«
    Er blieb neben ihr stehen, als sie sich gegen die durchgebogene Angelrute stemmte. Rücken, Arme und Beine schmerzten, während sie die Rute hob und senkte, um mehr Schnur einholen zu können.
    Lloyd holte den langen metallenen Fischhaken zum Bootsrand. »Er kommt näher.«
    Dann riss die Schnur mit einem scharfen »ping«, und Jennifer taumelte zurück.
    Lloyd packte die Angelrute. »Der ist weg. Verdammt. So ein Pech.«
    »Was hast du gemacht?«, rief Blair.
    »Nichts. Es ist einfach passiert«, sagte Jennifer. »Es war, als hätte jemand mit einer Schere die Schnur durchgeschnitten.

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