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Die Kornmuhme (German Edition)

Die Kornmuhme (German Edition)

Titel: Die Kornmuhme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H. Schreiber
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schluchzte laut in die Nacht hinein. Aron konnte
kaum ertragen, sie so zu sehen. Er liebte Ranja – schon seit Jahren. Das wurde
ihm in dieser Nacht einmal mehr bewusst. Damals, im Sommer, hatten sie sich das
erste Mal abends hinter der Scheune geküsst. Seitdem wusste er, dass er Ranja
zur Frau nehmen würde. Allerdings wollte er erst bei Reinulf um ihre Hand
anhalten, wenn er zu Geld gekommen war. Aber dies lag noch in weiter Ferne und
viele Jahre der Arbeit und Wanderschaft würde er noch bestehen müssen.
    In dieser Nacht hatte er das erste
Mal das schreckliche Gefühl, Ranja verloren zu haben, und damit auch einen Teil
seiner Zukunft. Er verscheuchte die Gedanken und versuchte einen klaren Kopf zu
behalten.
    >>Ich bringe dich zu
Mara<<, flüsterte Aron ihr ins Ohr, als Ranja sich ein wenig beruhigt
hatte. Erst reagierte sie nicht, dann nickte sie langsam. 
    Mara war die einzige Verwandte,
die sie jetzt noch hatte. Sie war ihre Ähnl und wohnte etwas außerhalb des
Dorfes am Waldrand. Die Alte war eine herzensgute, liebenswerte Greisin. Es
besuchte sie jedoch fast nie jemand, und auch Aron musste zu seiner Schande
gestehen, dass er ihr nur ein einziges Mal einen Gefallen getan hatte, indem er
ihr eine entlaufene Ziege zurückgebracht hatte.
    Da sie so nah am Waldrand wohnte,
und die Bewohner sich nur ungern dort aufhielten, hatte  Mara in ihrem hohen
Alter ihre liebe Müh‘, jemanden zu finden, der ihr das Dach reparierte oder mal
im Stall aushalf.
    Seit ein paar Jahren hatte sie
eine Magd, die mit ihr im Haus wohnte und alles erledigte, was Maras alter
Körper nicht mehr zu leisten vermochte.
    >>Und was ist mit…<<,
Ranja brach ab und warf einen Blick zurück auf die Hütte. 
    >>Lass‘ gut sein,
Liebste<<, sagte Aron. >>Du kannst ihnen nicht mehr helfen. Ich
werde ihnen die letzte Ehre erweisen. <<
    Er legte seinen Arm um ihre
Schulter und bewegte sie zum Gehen. Langsam machten sie sich auf den Weg.
     
     

12
     
    Die ganze Nacht waren
Hammerschläge aus der Schmiede zu hören gewesen. Irrgrim hatte durchgehend 
gearbeitet. Er hatte noch nie geschmiedet, aber die Blume befähigte ihn zu
Unglaublichem. Seine Hände waren blutig und voller Schwielen und Brandblasen,
als er das goldene,  kunstvoll gearbeitete Geschirr um seinen Körper legte,
dessen eiförmiger Zylinder vor seiner Brust von nun an die Pflanze umschließen
und schützen würde. In die Wände des Gefäßes eingelassen waren kleine
Glasscheiben, durch die ihr pulsierendes Blau nun stärker denn je leuchtete.
Wie der Griff einer Klaue umschloss das Geschirr seinen Körper, so als sei es
nun selbst unter der Berührung der Blume zum Leben erwacht.
    Irrgrim war nun ihr Gefangener,
ihr Sklave, doch noch war es ihm nicht wirklich bewusst. Sie hatte ihm kaum
eine Pause gegönnt, doch nun brauchte sein Körper Schlaf. Sobald das Geschirr
seinen Brustkorb umfing, fiel er in Bewusstlosigkeit. Sie ließ ihn sich
erholen.
    Etwa eine Stunde lag er so wie tot
neben den beiden Erschlagenen, und man hätte glauben können, dass in dieser
Nacht nicht zwei sondern drei Morde geschehen waren. Niemand war jedoch bisher
hereingekommen, denn er hatte die Türe von innen verriegelt. Draußen in den
Gängen war es nachts nicht wirklich belebt. Zwar sah man hier unten nicht, ob
die Sonne am Himmel stand oder der Mond, doch trotzdem unterwarf sich auch hier
alles einem gewissen Rhythmus.
    Ein Schrei in Irrgrims Kopf und
ein Blitz in seiner Brust rissen ihn aus seiner Ohnmacht. So als hätte jemand
eine Marionette mit einem heftigen Zug an den Fäden wieder zum Leben erweckt,
setzte er sich schlagartig aufrecht.  Als er die Augen öffnete, starrte er an
die Wände und beobachtete einige Zeit lang schlaftrunken die tanzenden Schatten
des Schmiedefeuers auf dem Gebälk.
    Er versuchte, sich zu orientieren,
und für den Bruchteil einer Sekunde wusste er nicht, wo er sich befand und was
vorgefallen war. Sein Blick fiel jedoch unwillkürlich auf die toten Körper, und
sofort setzte die Erinnerung wieder ein. Kurz flammte in ihm ein leises
Entsetzen darüber auf, dass er es gewesen war, der diese Männer getötet hatte.
Dann wurde es heiß in seiner Brust und dieses Gefühl trat in den Hintergrund.
Der süße Schmerz und die Anwesenheit dieser vertrauten Seele belohnte ihn für
seine Taten und erfüllte ihn mit schmerzender Glückseligkeit.
    Obwohl sein Körper nach Schlaf
schrie, seine Brust wie Feuer brannte und seine Hände fürchterlich schmerzten,
raffte er hastig

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