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Die Kornmuhme (German Edition)

Die Kornmuhme (German Edition)

Titel: Die Kornmuhme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H. Schreiber
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bemerken, dass
er auf dem Weg war. Hatte gehofft, er hätte wenigstens eine halbe Stunde Zeit
gewinnen können, um möglichst weit zu kommen. Nun vervielfachte sich die Dauer
seiner kleinen Reise. Ohne Pferd und ohne Orientierung würde er sehr viel mehr
Zeit für den Weg benötigen, vielleicht sogar die Nacht im Raunewald verbringen
müssen, und jede Minute, die er länger hier verbrachte, befand er sich in
Gefahr. Er sank zurück auf seine Knie und versuchte das Schwirren in seinem
Kopf zu unterdrücken.
    Ein Stechen in seinem rechten Knie
ließ ihn aufschrecken. Sein Blick fiel auf ein Dutzend Ameisen, die sein Bein
attackierten. Er wischte sie beiseite und ließ sich auf seinen Hosenboden
sinken. Er atmete ein paarmal tief durch, als er plötzlich erneut ein Stechen
bemerkte, diesmal an seinem Knöchel. Nun waren es schon mehrere Dutzend
Ameisen, die ihn attackierten, und als er den Kopf hob sah er, dass sich aus
einem großen Ameisenhaufen, nicht weit von ihm entfernt, eine kleine Armee von
etwa tausend Insekten auf dem Weg zu ihm gemacht hatte.
    Er sprang auf die Füße und schlug
verärgert gegen sein Bein. Er rannte etwa hundert Meter, bis die kleinen
Kämpfer aus seinem Blickfeld verschwunden waren und ihm mit ihren winzigen
Beinchen nicht mehr folgen konnten.
    Das also erwartete ihn. Gryla
selbst konnte ihn am Tag nicht angreifen, aber die Tiere konnte sie ganz
einfach gegen ihn in den Krieg schicken. Ob er wohl ihren Geist hier würde
umherwandern sehen, wenn er den Stein von seiner Haut nahm? Es beunruhigte ihn,
nicht zu wissen, was ihn bedrohte und wo sie war. Vielleicht stand ihr Geist
direkt vor ihm, und er konnte sie nicht sehen.
    Er griff die Schnur, an der der
Stein hing und warm seine Brust berührte. Als er ihn von der Haut abhob geschah
zunächst nichts. Dann plötzlich hörte er ein Kreischen, und vor ihm sah er mit
einem Mal eine Gestalt mit dem hassverzerrten und entstellten Gesicht einer
alten Frau. Sie schritt auf ihn zu, streckte den Arm aus und schien seine Hand
festzuhalten, so dass er den Stein nicht zurück auf seiner Haut legen konnte.
    Nach endlosen Sekunden des
Schreckens und einer fast übermenschlichen, geistigen Kraftanstrengung schaffte
er es, das Band mit dem Stein wieder aus seinen Fingern gleiten zu lassen. In
dem Moment, als der Stein wieder seine Brust berührte, umschloss der magische
Schutz seinen Geist, und das Bild der Gryla verschwand. Arons Herz raste. Gryla
war purer Hass und Hass und Flüche umgaben ihn in diesem Moment. Mit ihnen
versuchte sie, ihn aufzuhalten - und ihre Wut darüber, dass Sie keine Macht
über ihn gewinnen konnte, musste sie noch mehr anstacheln.
     
     

16
     
    Ranja saß wie betäubt in ihrer
Kammer. Aron war fortgeritten, und in ihr brannte ein Feuer der Trauer, von dem
sie glaubte, dass es ihr Herz völlig verzehren würde. Sie brauchte ihn mehr
denn je. Zum Abschied hatte er sie geküsst und gebeten, dass sie auf ihn warten
und ihm vertrauen solle.
    >>Besuch mich im Traum
<<, hatte er noch einmal eindringlich gesagt und sie gezwungen ihm in die
Augen zu schauen bis sie nickte. Sie glaubte noch nicht an die Wirkung des
Pulvers. Im Moment fühlte sie seine Auswirkungen auf ihrer Zunge nicht mehr.
Nur ein fader Geschmack nach Kräutern und Rinde war übrig geblieben. Sie solle
ihre Gedanken verschließen, hatte er gesagt. Das fiel ihr nicht schwer. Sie
dachte nicht an seine Mission. Ihr Geist drehte sich nur um eines: dass er
nicht da war, dass ihre Eltern nicht mehr waren, um ihren Bruder und ihren
tiefen Schmerz.
    Nur eines huschte kurzzeitig durch
ihre Gedanken, nämlich ein Wortwechsel, den sie mit Ida gehabt hatte. Etwas in
ihrem Verhalten versetze Ranja in Alarmbereitschaft. Die Brotlöhnerin war
direkt nach Ranjas Ankunft entlassen worden. Ranja würde ab jetzt für ihre
Tante sorgen und im Haus aushelfen. Ida hatte auf merkwürdige Weise erleichtert
gewirkt, was Ranja wunderte, denn die Aussicht, in ihre hungernde Familie
zurückzukehren, konnte nicht der Grund dafür gewesen sein. Sie hatte zum
Abschied etwas gesagt, was Ranja nicht mehr losließ:
    >>Es ist nicht nur der Wald,
vor dem du dich hier hüten musst ... es ist auch etwas in diesem Haus…<<
    Dabei hatte sie Ranja mit einer
Eindringlichkeit angesehen, die sie hatte erschauern lassen und die sie in
Verwirrung zurück ließ.
     
     

17
     
    Am Nachmittag erreichte Irrgrim
den Raunewald und begann ihn zu durchqueren. Aron ahnte nicht, dass ihm dieses
düstere Wesen schon dicht

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