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Die Kornmuhme (German Edition)

Die Kornmuhme (German Edition)

Titel: Die Kornmuhme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H. Schreiber
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wilden Wiesen hinunter, die hier und da von kleinen Waldstücken
unterbrochen wurden. Er musste vor Anbruch der Nacht den Rheijn erreicht haben.
    Der Abend dämmerte, als er endlich
sein Ziel erreichte. Und als sich die wilden Hecken lichteten, durch die er
gerade lief, und er einen ersten freien Blick auf das Wasser hatte, jauchzte er
vor Freude. Er ließ seinen Rucksack fallen und rannte zum Ufer und direkt ins
Wasser. Voller Freude betrachtete er, wie das kalte Wasser um seine Knie
strömte, und genoss, wie das eisige Wasser in seine Stiefel lief. Dann starrte
er auf den breiten Strom.
    Er hatte noch nie einen so großen
Fluss gesehen. Er war sehr viel größer, als er von oben ausgesehen hatte. Die
Strömung zog schnell und mächtig dahin, und das andere Ufer schien unendlich
weit entfernt. Auf der anderen Seite erhob sich der Felsen der Lurley. Er war
leicht zu erkennen, und schon von weitem hatte sein Anblick Arons Weg gelenkt.
Er kniff die Augen zusammen und suchte das gegenüberliegende Ufer ab. Dort
drüben musste es irgendwo ein Leuchtfeuer geben, das ihm galt. Aber noch war es
zu hell. Ihn überkam plötzlich Angst. Vom  Rheijn erzählte man sich schaurige Geschichten,
von Wesen, die den Reisenden in die Tiefe ziehen wollten. Sogar auf einem Boot
war man nicht sicher, sagte man.
    Und er sollte, nur von einer
Schnur gezogen, diese Strömung überleben? Er fluchte, als er an Zagel dachte,
und dessen selbstgefällige Reden über die Spielerehre. Was war das bitte für
eine Ehre, wenn er seine Spielschuld auf solche Weise einlöste. Wieso hatte er
ihn nicht bei Zille über den Fluss geschickt? Ein Fischer hätte ihn für ein
paar Unzen auf die andere Seite bringen können, so wie es die Kaufleute
machten. Oft hatte Aron von ihnen gehört, dass der Fluss manchmal so breit und
ungestüm sei, dass man ihn manchmal selbst mit einem Boot nicht überqueren
konnte. Besonders wenn es geregnet hatte, aber auch im Frühling, wenn das Schmelzwasser
aus den Bergen ins Tal floss.
    Er betrachtete sie Stromschnellen
genauer. An manchen Stellen kamen große Baumstämme vorbei getrieben. An anderen
bildeten sich Strudel, die ein ganzes Pferd hätten verschlingen können.
    Von drüben schallte ein lautes
Pfeifen zu ihm herüber. Es war nun dunkler geworden. Der Mond kletterte gerade
an seinen Platz, und als er erneut das andere Ufer absuchte, sah er tatsächlich
ein kleines Feuer lodern. Allerdings war es zu weit entfernt, als dass er dort
jemanden hätte ausmachen können. Schnell lief er die Uferböschung wieder hinauf
und klaubte Reisig, Laub und größere Äste zusammen. Dann entzündete er den
restlichen Zunder aus seinem Beutel, und bald flackerte auch auf dieser Seite
des Stroms ebenfalls ein beachtliches Feuer.
    Er stand bei den Flammen und
wartete gespannt, was nun geschehen würde. Da plötzlich sirrte etwas aus der
Luft zum ihm herüber und schlug nur ein paar Ellen neben ihm in den Boden ein.
Er zuckte zusammen, lief dann aber sofort zu der Stelle, an der er das Geräusch
vernommen hatte. Er sah einen silbernen Pfeil in der Erde stecken, an dessen
Ende eine dünne Schnur gebunden war, kaum dicker als ein Faden.
    Sollte das ein Witz sein? Sollte
das die „Schnur“ sein, von der Zagel gesprochen hatte? Er fluchte ein zweites
Mal auf den ehrlosen Schrat. Ein Zwerg würde ihn also mit einem Bindfaden über
diesen gewaltigen Fluss ziehen? Das war lächerlich! Da konnte er ja direkt
einfach so hinein springen, um zu ertrinken, das würde keinen Unterschied
machen.
    Er schimpfte vor sich hin wie ein
Rohrspatz und stampfte mit dem Pfeil in der Hand vor dem Feuer hin und her.
Plötzlich gab es einen Ruck an der Schnur, der ihn von den Füssen riss und
unsanft im Wasser landen ließ. Erstaunt schaute er auf den Pfeil und die daran
befestigten dünnen Schnur. Prüfend nahm er sie in beide Hände und versuchte,
sie durchzureißen. Es ging nicht. Er versuchte es noch einmal mit aller Kraft,
doch im selben Moment musste er vor Schmerz und Überraschung aufschreien, da
der Faden tief in seine Hände schnitt. Vielleicht war das Ganze doch nicht so
lächerlich, wie er zunächst gedacht hatte.
    Er zog an dem Pfeil, bis er die
Schnur um einen Baum in seiner Nähe wickeln konnte. Dann stemmte er sich so
fest er konnte gegen den Stamm und zog an dem Pfeil mit dem erstaunlichen
Gespinst, bis er prustete. Er schaffte es wieder nicht, den Faden
durchzureißen. Diese feine Schnur war unfassbar stark. Neugierig versuchte er
nun

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