Die Kraft der positiven Gefühle. Mit neuen Mentaltechniken innerlich frei werden
gilt für alle Lebensbereiche und Sinne: für Sehen, Hören, Riechen, Empfinden, Schmecken, Denken, Vorstellen, Erinnern. Jeder, der einen guten Braten gegessen oder einen erstklassigen Wein getrunken hat, versteht sofort, worin sein Wert liegt. Es bedarf dazu keiner weiteren Begründung, keines „Beweises“. Die Positivität des guten Gefühls ist evident.
Genauso übrigens, wie umgekehrt die negative Qualität des Leidens und der Schmerzen offenbar ist. [42]
Gleiches gilt für alle Arten von Wert erfahrungen: Musik, Kunst, Literatur, Ästhetik, Geschmack, Freizeit, Sport, Sex, Unterhaltung, Reisen, Konversation leben von den positiven Gefühlen, die sie vermitteln. Ohne positive Gefühle würden sie uns nichts oder nur sehr wenig bedeuten.
Könnte man aus unseren Gefühlen allein ihr Positiv- und Negativsein (Angenehm- und Unangenehmsein) entfernen und ließe alle anderen möglichen Qualitäten und Empfindungen, wie z.B. Spannung oder Entspannung, unverändert, dann beraubten wir uns damit der wichtigsten Motivation, sie zu erleben.
Angenehme, positive, attraktive, lustbetonte Gefühle sind der Dreh- und Angelpunkt unserer Erfahrungen und Motivationen. Das Streben nach ihnen ist unser mentales Hauptprinzip. [43] Dieses Hauptprinzip muss uns keineswegs klar bewusst sein. dass es oft sehr subtil und unbewusst ist, begründet den Anschein der Objektivität und Allgemeingültigkeit der Werte.
Das Leben selbst bezieht seinen Wert nur aus der Tatsache, dass wir emotionale Qualität erleben. Ein Antibiotikum rettet zwar Leben und ist insofern ein Wert (als Mittel), aber dieser Wert wird erst zum echten, faktischen Wert, wenn das, was das Antibiotikum rettet, seinerseits Wert hat.
Wie bei allen anderen Objekten kann aber auch der Wert des Lebens nicht in einer bloßen Idee bestehen, denn Ideen allein [44] haben keine Gefühlsqualitäten, und Gefühle sind das einzige, das seinen Wert- oder Unwertcharakter unmittelbar und evident offenbart, eben als Lust oder Schmerz, als attraktives, angenehmes oder unangenehmes Gefühl.
Die Erkenntnis, dass Gefühle in diesem Sinne primär und nicht sekundär sind – Hauptsache und nicht Nebensache –, führt keineswegs zum grenzenlosen Hedonismus und Egoismus, wie man voreilig denken könnte. Die instinktive Abneigung vieler Menschen, Werte durch Gefühle zu begründen und ihr Beharren auf der Ansicht, Werte würden vorwiegend rein intellektuell erfasst – etwa so, wie man die Richtigkeit mathematischer Einsichten erkennt –, beruhen sicher darauf, dass sie glauben, ohne die allgemeingültige Einsicht in Wertideen seien moralische Verhaltensweisen nicht zu rechtfertigen.
Diese Vorstellung lässt jedoch einen wichtigen Gesichtspunkt außer acht. Es zeigt sich nämlich, dass wir mit anderen Menschen in einem emotionalen System [45] leben und deren Interessen und Gefühle berücksichtigen müssen, wenn unser Leben gelingen soll.
„ Emotionales System “ bedeutet, dass Gefühle, Stimmungen, Emotionen und Werterfahrungen sowohl von unserem Verhalten im ganzen als auch innerhalb der Gemeinschaft bestimmt werden. Erzeugen wir bei anderen Leiden, dann verändern sich auch viele Gefühle bei uns selbst ins Negative. Das Spektrum unserer emotionalen Qualität verschiebt sich in Richtung Verhärtung, Distanz, Misstrauen, Desinteresse, Skepsis, Kälte.
Ebenso schaden wir uns selbst durch Stress, Negativität, negative Gewohnheiten, Interesselosigkeit, Kritiksucht, Aggressivität, Impulsivität, Kriminalität. Auch hier wird das Spektrum unserer emotionalen Lebensqualität in Richtung negativer Gefühle verschoben – und dies nicht nur durch die angesprochenen Verhaltensweisen selbst. Sondern Negativität führt auch in ganz anderen Erfahrungsbereichen zu Negativität.
Ein bekanntes Beispiel für diesen Sachverhalt ist die Frustration. Frustration begünstigt aggressive Reaktionen. Erfahren wir Versagung, die mit negativen Gefühlen verbunden ist, dann kann das negative Gefühl an ganz anderer Stelle, z.B. in einem Konflikt mit einem anderen Menschen, negative Verhaltensweisen hervorrufen. Wegen dieser Abhängigkeit der Gefühle untereinander ist es berechtigt, von einem emotionalen System zu sprechen.
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht wichtiger Grundeinsichten der Psychologie und Philosophie der Emotionalen Intelligenz. Einige Thesen werden Ihnen vielleicht nicht ohne weiteres verständlich sein und erfordern gründliche
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