Die Kraft der positiven Gefühle. Mit neuen Mentaltechniken innerlich frei werden
müssen.
Ihr tatsächlicher Wert zeigt sich erst in ihrem Resultat als Gefühlswert. Der Gefühlswert ist die emotionale Qualität, die der Wert als Mittel für den einzelnen und die Gesellschaft besitzt. Aber welche emotionale Qualität erzeugen gemeinhin Krieg und Gewalt?
Erst wenn wir uns, wie es Psychologie und Philosophie der Emotionalen Intelligenz fordern, mehr und mehr an diesem Ideal orientieren, wird sich unser Leben von den Tragödien der Vergangenheit abwenden können. Dann haben wir einen wesentlichen Schritt in Richtung Aufklärung getan.
Um die Werte und Werterfahrungen zu verstehen, die unser Leben bestimmen, sollten wir also folgenden Unterschied machen: Werte als Mittel sind nur dann echte Endwerte, wenn sie zu emotionaler Lebensqualität führen.
Sehr oft allerdings sind die Wirkungen, die Werte als Mittel haben, gar nicht abschätzbar. Ein Antibiotikum kann mich von einer Infektion befreien und mein Leben retten. Unter Umständen ist es aber doch kein echter Wert als Mittel, z.B. wenn ich danach in die Hände eines Folterknechts gerate und den Rest meines Lebens gepeinigt werde.
Der scheinbare Wert des Antibiotikums entpuppt sich so als Unwert, nämlich als Bedingung meines Leidens. Daher entscheidet über den tatsächlichen Wert des Mittels immer nur der jeweilige Fall. Erst wenn wir diesen intellektuellen Schritt zum Wertrealismus getan haben, dürfen wir uns als „aufgeklärt“ bezeichnen.
Zur Kategorie der zweifelhaften oder irrtümlichen Werturteile gehören auch viele Motive. Das Motiv der Rache etwa geht davon aus, der andere solle oder müsse leiden. Erst dann sei seine Schuld gesühnt. Dies wird oft als objektiver und/oder allgemeingültiger Wert aufgefasst.
Der Rachsüchtige denkt, er verfüge über eine wahre Einsicht, einer logischen oder mathematischen Wahrheit vergleichbar. Tatsächlich aber motiviert ihn vor allem sein subjektives Gefühl (sieht man von seinen falschen Wertvorstellungen ab).
Der Wert, den er mit seiner Rache verwirklichen will, wird jedoch von den meisten Menschen als ambivalent erlebt. Das heißt, er hat eine negative Kehrseite, die letztlich das positive Gefühl der Befriedigung durch Rache überdeckt, wenn wir genauer die psychischen Folgen untersuchen. Für das Glück des Rachsüchtigen wie auch für den anderen Menschen, wäre eigentlich das Streben nach Positivität erfüllender.
Rache mag kurzfristig Erleichterung und Befriedigung verschaffen, auf längere Sicht schadet sie jedoch unserem emotionalen System, [53] weil sie zu zwischenmenschlicher Kälte, zu Misstrauen, Verhärtung, Konfrontation, negativen Vorbildern und weiteren Rachereaktionen führt. Unter dem Strich machen wir damit emotional gesehen ein schlechtes Geschäft.
Deshalb predigen die großen Religionen das Verzeihen. Rache schadet unserer emotionalen Lebensqualität. Dies ist allerdings nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, sondern erfordert genaueres Hinsehen, mithin eine Fähigkeit zur Introspektion, die wir als Emotionale Intelligenz bezeichnen:
Viele Handlungen haben subtile emotionale Folgen. Viele für uns negative Folgen erscheinen später auf den ersten Blick gar nicht durch unsere Handlungen verursacht. Viele subtile negative Gefühle werden nur erlebt, aber nicht bewusst bemerkt.
Auf Rache zu verzichten bedeutet natürlich keineswegs, passiv zu bleiben und jeden Fehler gutzuheißen oder zu verharmlosen.
Sehr viele schädliche Gedanken sind von der Art, dass Mittel für Endwerte gehalten werden, dass der Zusammenhang von Werten als Mitteln und Endwerten als Gefühlswerten nicht erkannt wird, dass subjektive Werte mit objektiven verwechselt oder induktive Urteile als allgemeingültig angesehen werden.
Ein typischer Fehler der Verwechslung von objektiver und subjektiver Wertqualität ist der Unterschied der positiven Gefühlsauszeichnung bei der Vorstellung eines Ziels einerseits und seiner Verwirklichung andererseits. Dazu ein Beispiel:
Sie halten ein Urlaubsziel für attraktiv, weil es viele Sehenswürdigkeiten besitzt. Vor Ort merken Sie dann jedoch, dass Sie die Sehenswürdigkeiten kaum oder gar nicht ansprechen. Und dies nicht unbedingt, weil sie rein sachlich gesehen nicht das sind, was Sie sich vorgestellt haben, sondern weil die Gefühlsauszeichnung, die positive Gefühlsbrille, fehlt, mit der Sie die Sehenswürdigkeiten wahrnehmen.
Dies passiert sowohl aus Gründen, die bekannt sein können
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