Die Kraft der positiven Gefühle. Mit neuen Mentaltechniken innerlich frei werden
aufgefasst werden („Nach der Wettervoraussage wird es morgen regnen.“). Oder als nicht beweisbar ( z.B.: „Die Welt existiert unabhängig vom Betrachter.“). Oder es handelt sich um eine fixe Idee .
Nichts zwingt uns in all diesen Fällen, dem Gedanken mehr Gewicht in unserem Leben einzuräumen, als wir wollen!
Wir können sicherlich nicht immer darüber verfügen, ob und welchen Gedanken wir haben. Wir können auch nicht beliebig die Richtigkeit unserer Gedanken in Frage stellen. Ob es regnet, wird nicht durch unser Denken entschieden, sondern durch die Fakten, die tatsächliche Situation. Ebenso wenig lässt sich der Wert eines Werturteils beliebig in Frage stellen. Dass viel Geld uns mehr Kaufmöglichkeiten eröffnet als wenig, lässt sich nicht bestreiten. Dass viel Lust angenehmer ist als viel Schmerz, ebenso wenig.
Oft ist es jedoch so, dass Gedanken in Form von Urteilen und Bewertungen geradezu zwanghaften Charakter haben. Wir meinen, wir müssten einem Gedanken folgen, ihm Beachtung schenken. Wir meinen, wir müssten reagieren. Wir verhalten uns so, als nötige uns der Gedanke zum Handeln.
Anzweifelbaren Urteilen kann man leicht ihre negative Kraft nehmen, wenn man sie in Parenthese setzt und sich klarmacht, dass sie nicht so plausibel sind, wie es auf den ersten Blick erscheint. Und Fehler kann man bekanntlich korrigieren. Das setzt allerdings eine gewisse Gedankenschärfe und Kritikfähigkeit voraus, über die nicht jeder verfügt. Solche Gedankenschärfe lässt sich jedoch trainieren.
Viele unserer Urteile sind logisch gesehen von der Art: „Schwäne sind weiß“, weil man bisher nur weiße Schwäne kennengelernt hat. Taucht dann der erste schwarze Schwan auf, erweist sich unsere Annahme als Fehlschluss. Es handelt sich um das aus der Wissenschaftstheorie bekannte „Induktionsprinzip“: die Schlussfolgerung von einigen oder allen bisher bekannten Fällen auf alle zukünftigen Fälle. Obwohl die logische Induktion nicht schlüssig ist, weil man nicht sicher wissen kann, was in Zukunft passiert, hat sie trotzdem einen hohen praktischen Wert – aber sie trifft nicht immer zu.
Eine weitere Fehlerquelle, die unnötiges Leiden verursacht, ist das scheinbar objektive Werturteil.
Was wir, oft unreflektiert, als objektiv wertvoll oder wertlos ansehen, ist mitnichten objektiv, sondern durch die subjektive Komponente mitbedingt, das (kontingente – und damit auch nicht allgemeingültige ) Gefühl. Dinge, Personen, Handlungen, Abläufe, Verhältnisse, Eigenschaften, Beziehungen usw. haben für sich allein gesehen keinen Wert.
Ihr Wert erwächst ihnen erst aus ihrer Beziehung zum Menschen. Und der Mensch wiederum muss über positive und negative Gefühle verfügen, um Werterfahrungen zu haben. Sonst handelt es sich um bloßes Wertmeinen , um Wertideen, die genauer betrachtet eigentlich nur fixe Ideen darstellen. [51]
Objektiv wertvoll ist letztlich nur das positive Gefühl in seinen verschiedensten Ausprägungen und Kombinationen mit den Erfahrungsobjekten. [52] Objektiv wertvoll ist darüber hinaus die Vermeidung negativer Gefühle.
Vergleichen Sie, wie dagegen traditionelle Werte verstanden werden! Sehr gut kann man sich das am Beispiel der soldatischen Tugenden „Disziplin“, „Unterordnung“, „Gehorsam“ veranschaulichen. Ein Heer wäre im Kriegsfall kaum kampffähig, wenn der Soldat die Befehle seiner Vorgesetzten nicht befolgte.
Solche Werte sind im Unterschied zu Gefühlswerten „Werte als Mittel“, wie z.B. auch Werkzeuge oder Medikamente. Man fragt zunächst nicht danach, für welchen Endwert das Mittel einen Wert darstellt. Werte als Mittel werden von ihrem (vorläufigen) Ziel her definiert, in diesem Beispiel dem militärischen Sieg oder der Verteidigung.
Das bedeutet, es sind abhängige, relative Werte auf einen Zweck. Bei diesem Zweck ist aber keineswegs immer gewährleistet, dass er als Endwert („Gefühlswert“) wirklich vor unserem kritischen Werturteil bestehen kann. Das zeigen nicht erst die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs, das beweist unsere lange Geschichte der Kriege und der militärischen Gewalt.
Wir werden zwar kaum darauf verzichten wollen, soldatische Tugenden wie „Disziplin“, „Unterordnung“, „Gehorsam“ weiterhin als Werte zu bezeichnen. Nur sind es eben je nachdem verselbständigte, ja in vielen Fällen „selbstentfremdete“ Werte, die letztlich an ihrem Endwert gemessen werden
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