Die Kraft der positiven Gefühle. Mit neuen Mentaltechniken innerlich frei werden
der Fall: Angst, Befangenheit, Ängstlichkeit, Verstimmungen, Affekte, Beleidigtsein oder Eifersucht beeinträchtigen unsere Fähigkeit zu produktiver Kommunikation. Ein Mensch, der seelisch nicht intakt ist, verschließt sich und neigt zu Zynismus, Aggressivität, Misstrauen, Rückzug oder Aufdringlichkeit und Intoleranz. Er sucht die Bestätigung und Befriedigung, die er bei sich selbst nicht findet, bei anderen oder in der Kritik an anderen.
Gelockert wird, weil die Desensibilisierung einzelner Probleme nun leicht zu einer nachahmenden Haltung bei Problemen allgemein führt, das, was man im Yoga oder Zen das „Diktat des Ichs“ oder „Egos“ nennt. Wir treten einen Moment lang aus der zu starken Verhaftung an unsere Wünsche – an den unbedingten und oft maßlosen Willen, haben zu wollen.
Erich Fromm würde es die Gier nach Leben nennen, wäre dieser Ausdruck nicht zu abwertend angesichts der Tatsache, dass Werterfahrungen den Sinn des Lebens ausmachen.
Worin unterscheiden sich die hier vorgestellten Mentaltechniken von konventionellen Ratgebern?
Betrachten wir dazu ein populäres Beispiel: Dale Carnegie gibt in seinem berühmten Buch Sorge dich nicht – lebe! in dem Kapitel „Eine Zauberformel, mit der man Angstsituationen überwinden kann“ [61] folgende Ratschläge:
Analyse der Angstsituation mit ihren schlimmstmöglichen Folgen. Man findet sich notfalls mit den schlimmstmöglichen Folgen ab. Einsatz aller Mittel, um das Schlimmste abzuwenden, mit dem man sich bereits abgefunden hat.
Diese Ratschläge sind nicht falsch, sondern von Fall zu Fall durchaus nützlich. Die Schritte 1 und 2 entsprechen in unserer Technik der Betrachtung der Angst, allerdings ohne die wichtige Unterscheidung zwischen objektiver Situation und Emotion. Ein Unterschied liegt auch darin, dass wir uns im Notfall nicht sofort mit der Angst abfinden müssen, sondern sie zunächst einmal lediglich aktuell zulassen.
Schritt 3 ist nur praktikabel, wenn sich tatsächlich sachliche Möglichkeiten bieten, ein Problem zu lösen. Das ist manchmal der Fall und manchmal nicht. In Carnegies Beispiel gelingt es dem Protagonisten, durch Schritt 1 und 2 von seiner „Angstlähmung“ abzusehen. Dadurch gewinnt er Kraft und wendet sich der sachlichen Lösung des Problems zu, die darin besteht, in seine Firma mehr Geld zu investieren, um eine fehlerhafte Technik zu verbessern.
Was aber, wenn es sich nicht um ein sachlich, sondern nur mental zu lösendes Problem handelt?
Die Problem-Desensibilisierung hat hier den technisch unschätzbaren Vorzug, ihren Finger genau auf jene mentale Schaltstelle zu legen, die uns lähmt: das negative Gefühl. Dieses wird kognitiv und meditativ als eigentlicher „Störenfried“ identifiziert. Die Problem-Desensibilisierung versetzt uns damit, anders als Carnegies Regeln, in die Lage, auch Probleme zu lösen, die sachlich nicht lösbar sind. Bei sachlich lösbaren Problemen dagegen verschaffen wir uns gezielt emotionalen Freiraum, wenn wir zusätzlich desensibilisieren. Unser Handeln wird autonomer.
dass wir autonomer werden, dass wir, wenn wir es so ausdrücken wollen, unser „autonomes Ich“ fördern, liegt an der Lösung und Distanzierung von sonst unfrei machenden Gefühlen.
Und dies gilt, wie schon bemerkt, nicht nur für Ängste, sondern für alle Arten von negativen und positiven Gefühlen. In der Eigenbehandlung wenden wir die Desensibilisierung also auch auf Alltagsprobleme und Marotten an.
dass diese Möglichkeit in anderen Ratgebern keine Rolle spielt, ist wohl vor allem auf die erwähnte fehlende Generalisierung des Gefühlsbegriffs zurückzuführen. Man hat noch nicht erkannt, dass sich die negativen und positiven Gefühle der Befangenheit, des Beleidigtseins, der Eifersucht, der Verstimmung, des Minderwertigkeitsgefühls, der Sucht, der Habgier usw. genauso mit der Desensibilisierung behandeln lassen wie Phobien.
Es handelt sich immer um den gleichen Faktor. Wir sehen hier wieder: Unangenehmsein und Angenehmsein der Gefühle sind tatsächlich so etwas wie unser „mentales Hauptprinzip“.
Haben wir dieses Hauptprinzip erst in vollem Umfang erkannt – was zugegeben keine ganz leichte intellektuelle Aufgabe ist –, dann können wir in den verschiedenen mentalen Techniken, aber auch im Alltag damit arbeiten: Desensibilisierung, Gedankensetzen, Ja-Nein-Technik und Focusing profitieren von der Kenntnis dieses Hauptprinzips.
Die
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