Die Kraft der positiven Gefühle. Mit neuen Mentaltechniken innerlich frei werden
Sie selbst ein, wie viel Sie sich zumuten können.
Das Verfahren gleicht der Desensibilisierung von Phobien in der Verhaltenstherapie. Allerdings wird bei der Problem-Desensibilisierung keine sogenannte „Angsthierarchie“ aufgestellt. Das ist eine vom Therapeuten nach Stärke der Angst ermittelte, abgestufte Folge von Situationen, bei der der Patient zunächst mit kleineren Angsteindrücken konfrontiert wird, um sich daran zu gewöhnen, und dann erst stärkere Ängste in Angriff nimmt.
Bei der Problem-Desensibilisierung kann in der Regel auf eine Angsthierarchie verzichtet werden, weil wir in der Selbstbehandlung weniger affektive Probleme wählen wie Lampenfieber, Eifersucht, Ängstlichkeit, Minderwertigkeitsgefühle, Versagensangst – also keine echten Phobien.
Konsultieren Sie einen Verhaltenstherapeuten, um eine Angsthierarchie aufzustellen, falls Ihnen eine Phobie oder ein Problem zu mächtig erscheint und Sie Ihre Angst nicht in entspannter Haltung wahrnehmen können.
Die Technik selbst ist nicht gefährlich und hat keine schädlichen Folgen. Durch Panik oder mangelndes Verständnis können sich negative Emotionen bei schwersten Phobien aber zeitweilig verstärken. Ihr Therapeut wird Sie systematisch mit der Technik vertraut machen und Sie Schritt für Schritt immer stärkeren Dosen der angstauslösenden Situation aussetzen, bis Ihr Problem verlernt ist. Eine Variante dieser Technik ist die Reizüberflutung, die wegen ihrer starken Gefühlseffekte nur mit einem Therapeuten praktiziert werden sollte.
Das Prinzip der Desensibilisierung auch auf Körpergefühle und auf seelische Probleme auszuweiten, die nicht bereits starke Phobien oder Schuldgefühle darstellen, hätte eigentlich seit der Entdeckung des südafrikanischen Psychiaters und Psychotherapeuten Joseph Wolpe (geb. 1915) längst Eingang in die Selbstbehandlung, Selbstmotivierung und Leistungssteigerung finden können.
Besonders bedauernswert ist dieses Versäumnis bei der Desensibilisierung positiver Gefühle: Diäten, Drogenprobleme, unerwünschte Wertfixierungen aller Art lassen sich mit der Desensibilisierung positiver Gefühlsauszeichnungen sehr wirksam unterstützen.
Sie können jedoch kaum darauf hoffen, dass ein Therapeut Sie an diese Möglichkeiten heranführt, die gerade bei Suchtverhalten, existentiellen Sinnkonflikten und neurotischem Perfektionismus – der sogenannten „Muss-Haltung“ – von größter Wichtigkeit und Wirksamkeit wären.
Wolpe (1958), Lazarus und andere Psychologen hatten erkannt, dass ein Angstreiz dann abnimmt, wenn er in der Vorstellung zunächst in kleinen, dann immer größeren Dosen vergegenwärtigt wird und der Übende sich dabei systematisch stark entspannt.
Dazu lernt man zunächst eine Entspannungstechnik wie das Autogene Training nach J. H. Schultz oder Progressive Muskelentspannung nach E. Jacobson. Die Angstreduktion wird ohne weitere Schwierigkeiten in den Alltag übernommen. Genauer die Ursachen der Angst zu kennen ist dazu gewöhnlich nicht nötig, es sei denn, es werden Ersatzsymptome beobachtet.
Desensibilisierung (fachsprachlich auch: „Desensitivierung“ oder „Gegenkonditionierung“) führt zu dauerhafter Befreiung von Angst.
Dabei ist es entscheidend, wie wir negative Gefühle innerhalb der Desensibilisierung interpretieren. Glauben wir solche Gefühle durch den Prozess der Gefühlsbetrachtung erst zu erzeugen, halten wir die Konfrontation mit ihnen für schädlich, dann drohen sich die Symptome zu fixieren und zu verstärken.
Fassen wir sie dagegen als Lösung, Katharsis und Gelegenheit zum Umlernen auf, findet eine positive Bewusstseinsveränderung statt.
Wie so oft sind wir auch hier wieder Opfer oder Nutz nießer unserer Gedanken. Denken wir das Falsche, dann schaden wir uns und berauben uns der Möglichkeiten größerer innerer Freiheit.
Der Desensibilisierungsprozess selbst findet automatisch, auch ohne unser Wissen und Zutun, statt, sobald die Voraussetzungen dafür gegeben sind. Wir müssen nicht daran glauben (wir sollten allerdings auch nichts Falsches glauben). Insofern handelt es sich um einen mechanischen Prozess.
Tiefe Entspannung und Auftreten von Angst sind unvereinbar. [59]
Das Nervensystem „radiert“ die Angstreaktion nach einiger Übung aus seinem aktuellen Repertoire aus. Und Entsprechendes gilt auch bei anderen negativen Gefühlsauszeichnungen.
Eine wesentliche Erweiterung und Verbesserung
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