Die Kraft der positiven Gefühle. Mit neuen Mentaltechniken innerlich frei werden
und mehr über die Fähigkeit – ähnlich wie beim desensibilisierenden Blick –, innerhalb der Alltagsaktivitäten, ja sogar im Stress mit einer blitzschnellen inneren Wendung oder Entscheidung positive Gedanken zu setzen, z.B. sich von einer Bewertung oder Krankheit abzuwenden oder sich zu motivieren.
Das ist möglich, weil wir überwiegend nonverbal denken. Dieser Sachverhalt ist in der Psychologie seit langem bekannt. Für den Laien stellt er allerdings oft eine unüberwindliche Verständnisbarriere dar. Wenn man nicht in der Sprache denkt, worin dann? Die Antwort ist meist eine Verlegenheitslösung: Vielleicht in Bildern? Tatsächlich denken wir auch in Bildern. Aber wir sind ebenso gut in der Lage, nonverbal ohne Bilder zu denken, und dies gilt auch für unanschauliche, abstrakte Gedanken. [67]
Der „Träger“ solcher una nschaulichen Gedanken ist zugegebenermaßen mysteriös. Es gibt aber seriöse Hinweise darauf, dass manche Menschen (vielleicht würden wir sie als Naturbegabungen bezeichnen) die Form ihrer Gedanken direkt anschauen können. Das scheint allerdings auch Übungssache zu sein und vom jeweiligen Zustand unseres Nervensystems abzuhängen, von unserer Ruhe und Ausgeglichenheit.
Mit diesen Hinweisen ist Ihnen am Anfang allerdings wenig gedient! Behalten Sie trotzdem den Gesichtspunkt im Auge, dass man Formeln auch nonverbal denken kann. Denn mit zunehmend verfeinertem Blick nach innen werden Sie irgendwann entdecken, wovon die Rede ist.
Nonverbal gedachte Formeln sind nämlich ein noch schnellerer Weg zur Realisierung des Gedachten. Während sich zwischen die verbal gedachte Formel und den oft unbemerkt nonverbal gedachten Gedanken Skepsis schieben kann – wodurch ein Widerspruch entsteht zwischen dem, „was unser Mund sagt“, und dem, was wir tatsächlich denken –, ist dies bei nonverbal gedachten Formeln nicht der Fall.
Andererseits verstärkt ein verbal gedachter Gedanke oft die Entscheidung, die nonverbal aus unerfindlichen Gründen nicht auf den Weg gebracht werden kann. Die Formel „Entscheidung!“ ist selbst ein ausgezeichneter Verstärker.
Falls Sie nun überhaupt nicht mehr wissen, wovon die Rede ist, so lassen Sie sich dadurch bitte nicht aus dem Konzept bringen. Dieser Kommentar ist vor allem für Experten von Interesse, sollte aber auch nicht unerwähnt bleiben, da Sie ja selbst zum Experten werden können.
INFO 9
Suizid und Emot ionale Intelligenz
Das Thema ist heikel, aber gestatten Sie mir trotzdem dieses drastische Beispiel, weil es uns eine wichtige Einsicht vermittelt. Bitte stellen Sie sich folgende Situation vor:
Sie haben Ihre Stellung verloren. Sie sind bankrott. Ihr Arzt teilt Ihnen mit, dass Sie an einer unheilbaren Krankheit leiden. Zu allem Überfluss hat Sie auch noch Ihre Frau verlassen …
Bei so vielen Problemen auf einmal würden manche Menschen an Selbstmord denken. Vielleicht würden sie sich dann sagen: „Es hat alles keinen Zweck mehr.“ Oder: „Ich habe erkannt, dass das Leben sinnlos ist.“
An solchen Urteilen ist eines bemerkenswert: Die Bewertung des Lebens wird als „objektiv“ aufgefasst. Und um objektive Sachverhalte handelt es sich ja offensichtlich auch: Arbeitslosigkeit, Bankrott, Krankheit, Trennung.
Trotzdem wird der Selbstmörder leicht Opfer eines objektivistischen Fehlschlusses , wenn er kein genaues Verständnis davon hat, welche Rolle seine Gefühle und Werturteile dabei spielen. Die Psychologie der Emotionalen Intelligenz kann hier die Dinge wieder ins rechte Lot rücken.
Stellen Sie sich denselben Menschen einige Monate später vor. Nehmen wir an, die objektive Situation hat sich nicht geändert. Unser Selbstmordkandidat lebt noch (vielleicht durch den Zuspruch eines guten Freundes oder weil er inzwischen mehr von Emotionaler Intelligenz versteht), aber er ist weiterhin arbeitslos, mittellos, krank und ohne Lebenspartner.
Allerdings hat sich ein Moment verändert – nämlich der ausschlaggebende Faktor seines Erlebens: die Intensität seiner negativen Gefühle, seines seelischen Schmerzes, seiner depressiven Stimmung. Er sieht dieselbe objektive Situation jetzt durch eine andere Gefühlsbrille. Das liegt daran, dass Gefühle gewöhnlich abflachen und schwächer werden.
Warum spielt diese Einsicht während schwerer Krisen meist keine Rolle? Warum sagen wir nicht: In einigen Wochen werden meine Gefühle vermutlich ganz anders sein? Weil unsere Kultur
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