Die Kraft der positiven Gefühle. Mit neuen Mentaltechniken innerlich frei werden
zulassender Haltung als bloßer Zeuge wahr. Legen Sie ihren Urteilsgehalt auf Eis.
Nehmen Sie Ihre Antworten nicht ernst, sondern lassen Sie sie einfach als das stehen, was sie sind: spontane Einfälle, deren Wahrheitsgehalt noch nicht entschieden ist und nach dem Sie innerhalb der Übung auch nicht suchen. Der Umgang mit verbalen Gedanken entspricht also dem mit nonverbalen Erfahrungen. Auch hier wird, wie in der Wortklangmeditation, der Urteilsgehalt der Gedanken in Parenthese gestellt.
Könnte man auf die Fragen „Ja?“ und „Nein?“ vielleicht verzichten? Reicht die Grundfrage allein nicht aus?
Die Erfahrung zeigt, dass auch die Grundfrage allein mit der Betrachtung des folgenden mentalen Zustands ihre Wirkung hat. „Ja?“ und „Nein?“ provozieren jedoch oft noch deutlichere und entschiedenere Gefühlsantworten.
Lassen sich in der Ja-Nein-Technik Fragen nicht auch direkt formulieren? Z.B.: „Werde ich weiter befangen sein?“ – „Ja?“, „Nein?“
Das ist möglich und auch wirksam. Allerdings ersparen Sie sich mit der allgemeinen Formulierung „Wird das Problem weiterbestehen?“ wie beim Gedankensetzen die Formulierungsarbeit. Eine sehr effektive, allgemeine Variante ist auch die Frage: „Werde ich weiter leiden?“ – „Ja?“ – „Nein?“
Wieso wirkt diese Technik überhaupt? Welche Erklärungen gibt es dafür?
Gezielte Fragen provozieren Antworten, „locken“ unbekannte Gefühle hervor. Die Wirksamkeit der Technik scheint darüber hinaus auf derselben Psychomechanik zu beruhen wie die Desensibilisierung. Es findet eine Entkoppelung und Deautomatisierung statt. Ein konditionierter negativer Ablauf – sei er nun gefühlsmäßiger oder gedanklicher Art (als „Überzeugung“) – wird durch Achtsamkeit unterbrochen.
In der zulassenden, neutral betrachtenden Haltung wird das Moment der Abwehr aufgegeben. Das negative Gefühl oder die negative Einstellung verändert sich. Das Problem verliert seine Bedeutung, es verblasst es oder verwandelt sich auf andere Weise. Die gewohnte emotionale oder gedankliche Reaktion wird nach und nach ausgeschliffen.
Gewöhnlich reagieren wir auf Probleme und negative Gefühle instinktiv und automatisch abwehrend, d.h. durch Flucht, Verdrängen, Nicht-Hinsehen oder Umdeutung (z.B. Beschönigen) des Sachverhalts. Negative Gefühle zu vermeiden hat in vielen Bereichen seinen Sinn.
Das gilt auch umgekehrt für die zarte Pflanze „positives Gefühl“, „positive Stimmung“ oder „Glück“: Wenn wir glücklich und leidensfrei werden wollen, sollten wir dazu nicht unseren unbedingten, unnachgiebigen Willen (als Gegenpart zur Fluchthaltung bei negativen Gefühlen) einsetzen. Glücklich sein zu wollen scheitert meist schon an der zu starken Absicht. Bereits der Versuch, eine gute Stimmung fortzusetzen, kann hemmend wirken, wenn wir nicht über die richtige Technik verfügen.
Die Philosophie der Emotionalen Intelligenz strebt daher solche Gefühle nicht willentlich an, durch Anspannung und Anstrengung, sondern durch spezielle Techniken wie das Gedankensetzen und eine bewusste existentielle Entscheidung, nämlich die grundsätzliche Bejahung des Prinzips, überhaupt glücklich sein zu wollen.
Dabei sollte man allerdings eine Intention als Absicht nicht mit Willensanspannung verwechseln. Zielvorstellungen sind keineswegs falsch, sondern im Gegenteil nützlich und bei unserer weitverbreiteten Negativität sogar erforderlich, solange sie nicht durch bedingungslosen, unnachgiebigen Willen behindert werden.
Wir entdecken auf diese Weise, dass Leichtigkeit und Nichtanhaften eher zum Ziel führen; dass wir nicht selten erfolgreicher sind, wenn wir den inneren Kampf und zu starkes Anhaften aufgeben.
Es lässt sich allerdings kaum vermeiden, dass wir im Leben über weite Strecken von einem oft tiefgreifenden Problembewusstsein vereinnahmt werden. Die tägliche Lebenssicherung nötigt uns ständig dazu, Missstände und Gefahren zu analysieren und Vorsorge zu treffen. Diese Haltung kann jedoch wie fast alles zur Manie werden und unsere emotionale Lebensqualität beeinträchtigen. Dann ist unser Bewusstsein unnötig beschlagnahmt von negativen Gefühlen.
Ein fester, unnachgiebiger Wille ist dagegen von Vorteil, wenn wir uns anstrengen müssen . In einer lebensbedrohlichen Situation – z.B. als Bergsteiger in einer Felswand – kann es erforderlich sein, seine Muskeln bis zur absoluten Schmerzgrenze
Weitere Kostenlose Bücher