Die Kraft der positiven Gefühle. Mit neuen Mentaltechniken innerlich frei werden

nicht sofort glauben, aber wenn Sie ein schlechter Philosoph sind, also ungern über weltanschauliche Fragen nachdenken, kann das Ihre emotionale Lebensqualität beeinträchtigen!
     
    Ohne grundsätzliche Überlegungen geraten wir leicht in „Gedankenkäfige“. Wir sind nämlich Opfer oder Nutznießer unserer Gedanken. Denken wir das Falsche, dann müssen wir unnötig leiden. Allerdings geht es nicht darum, sich weltanschaulich etwas vorzumachen
     
    Das Ziel der Philosophie der Emotionalen Intelligenz ist keineswegs, die Welt so umzuinterpretieren, dass sie unseren Wünschen entspricht. Sondern eine realistischere Sicht fördert emotionale Lebensqualität.
     
    Deshalb ist es wichtig, genug über so zentrale Begriffe wie Gefühl, Emotion, Affekt, Stimmung, Wert und Sinn des Lebens zu wissen.
     
    Beispiele für typische „Gedankenkäfige“:
     
    –  Unterschätzen Sie – wie die meisten Menschen –, was eigentlich den Wert des Lebens ausmacht, dann gehen Sie leicht in die Irre. Sie häufen vielleicht Reichtümer an, die nur wenig Beziehung zu Ihren tatsächlichen Gefühlen und Werterfahrungen haben. Oder Sie setzen auf Statussymbole oder Ziele (Ehe, Beruf, Wohnen, Arbeit), die Ihnen eventuell nur scheinbare Sicherheit suggerieren, aber letztlich nicht zu emotionaler Lebensqualität führen.
     
    –  Unterschätzen Sie den Wert der Empathie, des Wohlwollens anderen Menschen gegenüber, des sozialen Miteinanders und der Moral, weil Sie zu wenig über die Regeln Ihres emotionalen Systems wissen, dann mindert das im allgemeinen ebenfalls Ihre emotionale Lebensqualität.
     
    –  Schätzen Sie in einer Lebenskrise die Rolle Ihrer Gefühle, Stimmungen und Emotionen falsch ein, dann kann dieser Irrtum Sie so teuer zu stehen kommen, dass Sie – im Affekt oder/und aufgrund irrationaler Überzeugungen – eine irreparabel Ihr Leben verändernde Entscheidung treffen, z.B. indem Sie vorschnell eine Arbeit kündigen, sich scheiden lassen oder im schlimmsten Fall sogar Selbstmord begehen.
     
    –  Viele Gründe sprechen dafür, dass Desorientiertheit in manchen philosophischen und psychologischen Grundfragen Ihre seelische Befindlichkeit stören und Sie sogar krank machen kann. Seelische Hygiene fängt bereits beim Nachdenken an, wozu wir uns eigentlich abrackern und anstrengen und negative Erfahrungen in Kauf nehmen – was denn eigentlich den Sinn und Wert des Lebens ausmacht.
     
    Diese Beispiele sollen belegen, dass man ohne Kenntnis elementarer Lebensprinzipien leicht zum Opfer von Illusionen werden kann. Psychologie und Philosophie sind daher, was die Grundfragen des Lebens angeht, alles andere als belanglose Gedankenspielereien „im Elfenbeinturm“

22  Focusing  B
     
    Dieses Kapitel vermi ttelt Ihnen zusätzliches Wissen über die Möglichkeiten des Focusing und über die Geschichte seiner Entstehung.
     
    Der Schöpfer des Focusing, Eugene T. Gendlin, war Nachfolger des amerikanischen Therapeuten Carl R. Rogers, der die Klientenzentrierte Psychotherapie zu einer führenden Behandlungsmethode machte.
     
    Gendlin fiel auf, dass manche Menschen ihre Konflikte leichter bewältigen. Er untersuchte, wie sie dabei vorgingen, und entwickelte daraus die Technik des Focusing, die inzwischen weltweit verbreitet ist.
     
    Der Focusing-Prozeß darf nicht so verstanden werden, als müsse bei jeder Übung ein „Bliss“ (Glücks- und Erleichterungsgefühl) eintreten. Viele Probleme erfordern eine längere Bearbeitung.
     
    Kehren Sie in mehreren Sitzungen zu Ihrem Problem zurück. Lassen Sie sich nicht entmutigen, falls dabei wenig passiert. Der Vorgang ist ungewohnt für unsere herkömmliche Art, zu denken und zu fühlen. Manche Menschen brauchen längere Zeit, um sich auf ihre subtilen inneren Phänomene einzustellen.
     
    Eine gute Verfeinerung im Sinne des Focusing bietet die Wortklangmeditation. Lesen Sie in Kapitel 9, „Entspannung als Grundlage mentaler Techniken“, wie diese Technik eingesetzt wird. Die Hinwendung zu den subtileren Formen eines Wortklangs gleicht der Einstellung auf die feineren Gefühle eines Problems. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Wortklangmeditation die Fähigkeit zum Focusing fördert.
     
    Wenn Sie dem Focusing eine Übung mit Wortklangmeditation vorschalten, werden Sie allerdings oft bemerken, dass Probleme, die Sie danach beim Focusing anvisieren, plötzlich ihren bedrängenden emotionalen Charakter verloren haben. Das deutet auf die hohe Wirksamkeit dieser Technik hin,