Die Kraft gelebter Gegenwart
aufgeladene Emotion gibt, die auftaucht, weil sich die Energie nicht frei bewegen kann.
Wenn wir auf die ursächlichen Punkte treffen, deren Energie sich nicht frei bewegen kann (was wir konzeptionell emotionale Zustände wie Angst, Wut und Trauer nennen können), ist unsere Absicht, durch gefühlte Wahrnehmung »mit ihnen zu sein«, etwa so, als ob wir das Kind und seine nicht integrierten Aspekte in die Arme nehmen und bedingungslos lieben und trösten.
Es kann vorteilhaft sein, eine solche Szene tatsächlich zu visualisieren. Wenn wir zum Beispiel einen emotionalen Zustand wie Wut erleben, kann es uns helfen, die Augen zu schließen und sich unser Selbst als Kind von sieben Jahren oder jünger vorzustellen, das da jetzt vor uns steht und sich so fühlt, wie wir uns gerade fühlen. Dann stellen wir uns vor, wir heben das Kind auf und begleiten es, während es den Prozess der Wut durchläuft. Wir versuchen nicht, die Erfahrung des Kindes in irgendeiner Art und Weise zu verändern, weil diese Erfahrung wertvoll und erforderlich ist. Wir sind nur einfach bedingungslos bei ihm. Durch diese Visualisierung, wie wir uns um das Kind in uns kümmern, aktivieren wir die Qualitäten unserer inneren Eltern. Immer wenn wir uns auf diese Weise um das Kind in uns kümmern, steigt eine tröstliche Resonanz der Beständigkeit in uns auf.
Dieser Ansatz der Visualisierung eignet sich nicht für jeden und ist auch nicht notwendig, aber einige Menschen könnten ihn hilfreich finden. Für viele von uns ist es ausreichend, die gefühlte Wahrnehmung auf die gefühlte Resonanz einer auftauchenden Emotion – auf die emotionale Signatur – zu richten und als nicht visualisierte, nicht konzeptionierte, gefühlte Erfahrung bei ihr zu sein. Die integrative Fähigkeit der Präsenz, die keine unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade kennt, liegt nicht in unserer Vorstellungskraft, sondern in unserer bedingungslosen und konsequenten Absicht in Kombination mit der ausgeübten gefühlten Wahrnehmung.
Eine der Möglichkeiten, wie wir wissen, dass unsere Absicht zur Integration dieses Aspektes des Kindes in uns funktioniert, ist ein emotionales, achtsames Reagieren wie das Weinen. Das Weinen muss nicht in dem Augenblick eintreten, in dem wir uns um unser Unbehagen kümmern. Es kann zu einem willkürlichen Zeitpunkt geschehen, wenn wir es am wenigsten erwarten. Wenn wir aus keinem offensichtlichen Grund einfach für uns weinen, markiert dies den Beginn der Integration dieser stark aufgeladenen Emotionen. So vergossene Tränen sind nicht die Tränen des Erwachsenen, sondern die Tränen, die das Kind nicht vergießen konnte. Diese Tränen verkörpern blockierte und feststeckende Energie, die unserem Leben unbewusst Unbehagen beschert hat. Wenn wir diesen Tränen freien Lauf lassen, treten wir mehr und mehr in den Fluss der Gegenwart ein. Ein solches emotionales, achtsames Reagieren bedeutet, dass ein energetischer Pfad zwischen uns als Erwachsenem und dem Kind in uns wiederhergestellt wird.
Es gibt keinen Grund zur Sorge, wenn wir anfangs kein solches emotionales, achtsames Reagieren erleben. Häufig sind die nicht integrierten Aspekte des Kindes aufgrund der Vernachlässigung wie betäubt und energetisch abgestumpft. Wir haben die Aufgabe, durchzuhalten. Unsere Absicht zur Integration dieses Aspekts unserer Erfahrung ist nicht an Bedingungen gebunden. Tränen der Lösung und der Befreiung fließen dann, wenn wir es am wenigsten erwarten.
Wenn die Integration dieses Aspektes unserer Erfahrung beginnt, ernten wir die Früchte: zunehmendes Bewusstsein von Frieden, Freude und Kreativität. Aspekte unserer täglichen Erfahrung, die uns früher gestört und verärgert haben, spielen scheinbar keine Rolle mehr. Wir genießen spontan die Verspieltheit mit anderen und schätzen, dass physisches, mentales und emotionales Unbehagen immer weniger auftritt. Wir tauschen ein Leben, in dem wir eine emotionale Last mit uns herumschleppen, gegen ein Leben, in dem wir uns zuversichtlich und verantwortlich fühlen. Dramatik und Täuschungen werden allmählich ersetzt durch ein zunehmendes Strahlen der Präsenz und durch Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick.
Wenn wir die Belohnung für die Rettung der nicht integrierten Aspekte des Kindes in uns erlangen wollen, müssen wir die bedingungslose, gefühlte Wahrnehmung konsequent anwenden. Wir müssen ein Bewusstsein dafür haben, dass die emotionalen Signaturen, die dem gegenwärtigen Unbehagen zugrunde liegen,
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