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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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gesessen hatte, reichte Ingrid die Mädchen herunter. Magda und Liesel waren auf dem Heimweg eingeschlafen, nun waren sie aber wieder hellwach, und aus ihnen heraus sprudelten die Erlebnisse des Tages. Ursula wollte nicht tatenlos herumstehen, packte einen der Beutel und trug ihn ins Haus. Arnulf und Ute folgten ihr, und auch Ingrid trug etwas mit hinein. Die Mädchen waren bald drinnen und draußen, immer hinter Arnulf her, um ihn mit ihren Erzählungen neidisch zu machen. Arnulf achtete aber nicht auf sie.
    Schließlich hatten die Männer Ochs und Wagen versorgt, kamen zum Haus, und der Bauer brachte die Gören zum Schweigen. Ludger nahm die Fackel vom Brunnen und löschte sie. Im Haus setzten sich alle sogleich zu Tisch, und Ursula schöpfte die Suppe in die Holzschalen.
    Schweigend aßen alle, doch besonders Arnulf war eine gewisse Unruhe und Neugierde anzumerken. Auch Ludger wartete auf Neuigkeiten, und so blieben alle bis auf die Mädchen auch nach Beendigung der Mahlzeit still sitzen.
    Ursula begann unaufgefordert den Tisch abzuräumen. Der Bauer räusperte sich. „Ja, der Markt war für uns gut“, setzte er an. „Der Müller hat unseren Ochsen genommen, und wir werden all unser Korn bei ihm mahlen können und bekommen noch einige Sack obendrauf. Die Sau zu verkaufen war schwieriger, dann kam aber jemand aus dem Gesinde des Grafen, er brauchte noch Fleisch, und wir konnten uns einig werden. Nun ist auch unsere Schuld dort beglichen. Das bedeutet in diesem Jahr keine Abgaben mehr. Die Holzsachen und Körbe sind wir auch losgeworden. Wir haben dafür einige junge Hühner und ein paar Gerätschaften bekommen. Das Tuch brachte bare Münze. Wir können wirklich zufrieden sein.“
    „Und habt ihr mir etwas mitgebracht?“ Arnulf hielt es nun doch nicht mehr aus, und die kindliche Neugierde war ihm sichtlich peinlich. Ingrid stand auf und holte einen Sack. Der Bauer schaute hinein, wühlte darin etwas herum und legte schließlich ein Messer vor Arnulf auf den Tisch. „Für dich“, sagte er dazu. „Du wirst es sicherlich gut brauchen können.“
    Arnulf strahlte. Ein eigenes Messer war wirklich etwas besonderes. „Danke“, rief er und prüfte die Klinge mit Augen und mit dem Daumen.
    „Für dich haben wir eine neue Lederhose erstanden.“ Der Bauer wandte sich Ludger zu. „Deine fällt ja bereits beinahe auseinander. Hier, und ein Hemd haben wir auch dazu.“ Ludger bedankte sich trocken und zurückhaltend. Ursula beobachtete ihn. Hatte er mehr erwartet, oder hatte er einen heimlichen Wunsch, der nicht in Erfüllung gegangen war? Der Bauer schmunzelte und nickte seiner Frau zu. Die stand noch einmal auf und holte eine verschlossene Tonflasche.
    „Aber nicht gleich alles auf einmal“, mahnte der Bauer und schob Ludger die Flasche über den Tisch zu. Nun lachte auch Ludgers Gesicht. Eine ganze Flasche Wein für ihn alleine. Das war mehr zu trinken, als er bekommen hätte, wäre er mitgefahren.
    Der Bauer griff unterdessen wieder in den Sack. „Und das ist für dich“, sprach er nun Ursula an. „Du wirst es spätestens im Herbst gut brauchen können“, sagte er noch und reichte ihr einen Ballen gefalteten Stoff. Ursula breitete das Tuch auseinander. Es war ein großer, breiter, grob gewebter Schal. Ein Schultertuch, das breit genug war, dass man es auch über den Kopf tragen konnte, und noch immer ausreichte, den Oberkörper zu wärmen. „Vielen Dank“, sagte Ursula und schlug die Augen nieder. Sie hatte eigentlich nichts erwartet. Eine Kette mit Holz und Glasperlen hätte sie auch gerne gehabt. Das Tuch war praktisch, und sie konnte es wirklich brauchen. Sie sah aber auch, dass es der von der Bäuerin gewebte Stoff war. Es musste das übriggebliebene Stück sein, und Ute und Ingrid hatten auf dem Weg nach Hause noch beide Enden mit einfachen Fransen versehen. Ursula ließ sich aber nichts anmerken. Sie trug den Stoff zu ihrem Lager und ging so wie der Rest der Hofgemeinschaft schlafen.

Vor den Mauern Arqas,
15. April 1099
    Die Erinnerung an ihr Tuch holt Ursula zurück in die Wüste ihrer Gegenwart. Suchend schaute sie sich um. Aus ihrem Versteck zwischen den Felsen konnte sie nicht viel sehen. Nur der Himmel, der zeigte ihr, dass es bald Nacht sein würde. Schon spürte sie Kälte und die Dämmerung herankriechen. Sie wollte sich erheben, als unvermittelt eine weitere Wehe sie daran hinderte. Sie musste sich wieder setzen. Als der Krampf nachließ, versuchte sie es erneut. Vorsichtig drückte sie

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