Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
riesenhaft an den Wänden abzeichnete. Ohne dieses Licht hätte Amanon völlig die Orientierung verloren, denn die Höhle wirkte plötzlich viel größer als auf dem Hinweg.
Endlich ertastete er einen Spalt im Gestein und schob sich hindurch. Es war tatsächlich der Gang zu dem unterirdischen See. Mit neuem Mut zog er Eryne hinter sich her und spürte, dass sich hinter ihr noch andere an der Hand gefasst hatten. Waren sie alle beisammen? Das Fauchen des Leviathan hallte von den Wänden wider. Der Ewige Wächter hatte die Verfolgung aufgenommen. Amanon'schob Eryne und die anderen an sich vorbei und packte sein Krummschwert fester. Da der Gang immer schmaler wurde, kamen sie nur langsam voran. Krallen kratzten über den Fels, als sich die Bestie vorantastete, und ihr Brüllen klang bedrohlich nah. Waren die Gliedmaßen des Leviathan lang genug, um nach ihnen greifen zu können?
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Als in der undurchdringlichen Finsternis drei Schritte vor ihm scharfe Krallen über den Fels schabten, geriet Amanon in Panik und schlug wild um sich, während er an der Wand in seinem Rücken fieberhaft nach dem Durchgang zur nächsten Höhle tastete, durch den seine Freunde verschwunden waren. Seine Klinge traf etwas Hartes, und der Leviathan brüllte hasserfüllt. Dann erwischte eine Kralle seinen Oberkörper. Amanon'schrie auf. In diesem Moment riss ihn ein heftiger Stoß beinahe von den Füßen.
Einen Herzschlag lang glaubte er sich verloren. Dann packte ihn jemand von hinten und zog ihn in den Spalt. Es war Bowbaq.
Amanon lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen ihn und drückte ihn durch den Engpass, in dem er schon auf dem Hinweg beinahe stecken geblieben wäre. Hinter ihm tasteten die Krallen des Ewigen Wächters im Gang umher, kratzten über den Fels, fanden den Spalt und schoben sich hinein. Die Bestie musste zu unglaublichen Verrenkungen imstande sein, um ihren Körper in den schmalen Gang zu pressen. Wie weit reichten ihre Glieder noch?
Amanon blieb nicht stehen, um es herauszufinden, und bangte auch dann noch, als sie auf den Uferweg traten, der um den unterirdischen See herumführte, und sein Verstand ihm sagte, dass er nun in Sicherheit war. Waren sie vollzählig? Fieberhaft lauschte er den Wortfetzen, die in der Finsternis an sein Ohr drangen. Anscheinend überquerten die anderen gerade das eingestürzte Wegstück. Er erkannte die atemlosen Rufe von Nolan, Kebree, Eryne und schließlich auch von Cael, und jedes Mal fiel ihm ein Stein vom Herzen. Einige mochten verletzt sein, aber zumindest waren alle am Leben.
»Was ist mit Niss?«, fragte er hastig.
»Sie ist hier bei mir«, antwortete Bowbaq. »Bis wir aus diesem verfluchten Loch raus sind, lasse ich sie nicht mehr los!«
Erst jetzt konnte Amanon durchatmen und sich auf den schmalen, unebenen Weg konzentrieren, der vor ihm lag. Das Schlimmste war überstanden, und es machte ihm nicht einmal mehr etwas aus, blind über das Loch im Boden zu springen. Hintereinander tappten die Erben um den See herum und betraten den Gang nach draußen.
Bald entdeckten sie in der Ferne ein schwaches Licht. Obwohl er am liebsten losgerannt wäre, mahnte sich Amanon zur Vorsicht.
»Wartet hier«, sagte er zu den Schatten vor ihm. »Ich gehe nachsehen, ob alles in Ordnung ist.«
»Ich komme mit«, sagte Keb irgendwo in der Dunkelheit.
Sie tasteten sich in der Finsternis an den anderen vorbei und schleppten sich den Gang entlang, bis sie endlich das Licht erreichten. Mit erhobenen Waffen traten sie blinzelnd ins Freie, wo die Sonne hoch am Himmel stand. Sie hätten sich nicht gewundert, wenn sie von Zui'a und dem Leviathan empfangen worden wären.
Rasch erkundeten sie die Umgebung und stellten erleichtert fest, dass sie allein waren. Die Welt hatte sich nicht verändert. Der einzige sichtbare Beweis für den Albtraum, den sie unter der Erde durchlebt hatten, war der lange Riss in Amanon's lederner Jacke. Wäre das Untier ihm auch nur zwei Zoll näher gekommen, wäre es um ihn geschehen gewesen.
Amanon rief nach den anderen, und bald traten auch die übrigen Erben ins Freie, geblendet von der Helligkeit. Alle waren glücklich, davongekommen zu sein. Freudig drehten sie sich zu Bowbaq um, der Niss aus der Höhle führte. Aber sie waren nicht die Letzten.
Das Mädchen zog Zejabel hinter sich her.
Die Zü wirkte eingeschüchtert, aber das war nicht weiter verwunderlich. Schließlich hatte sie noch vor kurzem jedem, der ihrer Herrin zu
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