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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Schwester des Königs, deren beträchtliches Vermögen einmal seinen Nachkommen zufallen würde. Der Tod von Bondrians Kindern machte sie zur einzigen lorelischen Thronerbin.
    Sie lauschte noch einen Moment lang dem aufgeregten Gemurmel der Anwesenden und verkündete dann, sie wolle sich zurückziehen, um mit ihrem Schmerz allein zu sein. Vor ihr tat sich ein Spalier auf. Unter den Gästen, die sie mit ehrfürchtigem Respekt musterten, stand auch Aleide. Als sie seinem Blick begegnete, nickte sie ihm unmerklich zu. Sie hatten es geschafft.
    Bevor sie sich in ihre Privatgemächer zurückzog, schickte sie noch rasch einen Boten zum König. Bondrians Gesundheitszustand war so schlecht, dass die Nachricht vom Tod seiner Kinder ihm den Rest geben konnte, doch Agenor hoffte insgeheim, dass er noch ein paar Tage weiterleben würde. Die Lorelier sollten sich in Ruhe an ihre neue Königin gewöhnen.
    Zum ersten Mal seit langem spürte die Erzherzogin die Last des Alters nicht mehr. Ein neues Leben lag vor ihr, ein Leben voller Ruhm und Macht. Ein Leben ohne Einsamkeit.
    Die letzten Zweifel verflüchtigten sich, als Agenor die Tür zu einem ihrer Gemächer öffnete. Sombre war tatsächlich zu ihr zurückgekehrt. Er hatte sich in allen Einzelheiten an den Plan gehalten. Agenor fand ihn anmutiger und stattlicher denn je – in ihm sah sie den geliebten Sohn, den sie nie gehabt hatte. Selbst in der Gestalt des Bären war er ihr wunderschön erschienen.
    »Deine Männer haben mich mit ihren Schwertern verletzt«, sagte er gekränkt. »Ich konnte sie nicht am Leben lassen. Sobald sie mich aus dem Palast getragen hatten, habe ich sie …«
    »Mach dir keine Gedanken«, unterbrach ihn Agenor sanft. »Das habe ich mir schon gedacht. Sie waren nicht wichtig.«
    Sie trat näher und zog ihn zärtlich an sich, ganz entzückt von dem, was er war: ein leibhaftiger Gott. In einem Jahrtausend würde er immer noch derselbe ansehnliche junge Mann sein und über das Königreich herrschen, das sie ihm vermachen würde, und so würde auch sie Unsterblichkeit erlangen. Sombre würde dafür sorgen, dass niemand die große Agenor von Lorelia vergaß.
    »Ich lasse den echten Bären gleich morgen ausstopfen«, sagte sie und löste sich von ihm. »Die Lorelier werden etwas brauchen, das sie hassen können. Der Bär ist dafür wie geschaffen.«
    »Es könnte alles noch viel schneller gehen«, murrte Sombre. »Wozu diese ganzen Winkelzüge?«
    Agenor lächelte nachsichtig, denn sie hatten diese Diskussion schon öfter geführt. Sie fand Sombres jungenhaften Starrsinn hinreißend. »Du kannst deine Herrschaft nicht damit beginnen, Angst und Schrecken unter den Menschen zu verbreiten«, erklärte sie geduldig. »Wir müssen die Welt darauf vorbereiten, dich mit dem gebührenden Respekt zu empfangen. Lass mich nur machen, mein Sohn, dann ist dir der Triumph gewiss. Der Moment wird kommen, in dem du dich der Welt zeigen und deine Macht unter Beweis stellen kannst. Dann werden alle Sterblichen vor dir das Knie beugen, ohne Widerstand zu leisten.«
    ***
    Obwohl die Erben alles versuchten, gelang es ihnen nicht, Cael aufzuwärmen. Sie rieben ihn mit Branntwein ein, hüllten ihn in zwei dicke Decken, und schließlich flößte Zejabel ihm einen ihrer geheimnisvollen Tränke ein. Trotzdem regte er sich nicht. Seine Haut blieb eiskalt, und nur seine flache Atmung verriet, dass er überhaupt noch lebte. Sein Zustand hatte etwas Unheimliches.
    Amanon machte sich bittere Vorwürfe: Er hätte die beiden Jüngsten niemals auf die Insel mitnehmen dürfen, und er hätte sich Usul gegenüber anders verhalten müssen. Der Gott hatte ihn nicht grundlos abgewiesen. Vielleicht hatte er einen Fehler gemacht oder es an der nötigen Ehrerbietung fehlen lassen, und Cael hatte es ausbaden müssen. Was sein Cousin in der Höhle auch erlebt hatte, es musste grauenhaft gewesen sein. Vielleicht würde Cael für immer von dieser Erfahrung gezeichnet sein – falls er überhaupt jemals wieder erwachte.
    Natürlich war Amanon neugierig, was Usul Cael enthüllt hatte, aber daran durfte er jetzt nicht denken, nicht solange es ihm nicht besser ging. Im Moment hoffte er nur eins: dass der Junge die Augen aufschlug und alles so war wie vorher. Als hätten sie Usuls Insel nie betreten und wären den Riesenschlangen nie begegnet.
    Der Angriff der Reptilien auf dem Berggipfel war umso merkwürdiger, als sie auf dem Rückweg zum Strand keiner einzigen der Bestien begegnet waren. Offenbar hatte

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