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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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waren bereits zahlreiche Männer gefallen, und das Schlachtgetümmel, das von der Straße zu hören war, ließ viele weitere Opfer befürchten.
    In der Eile begnügte Eryne sich damit, im Nachthemd in das Kleid zu schlüpfen, das sie am Vortag getragen hatte. Noch vor zwei Monden hätte sie sich eine solche Nachlässigkeit nie und nimmer erlaubt. Aber damals war sie weder schwanger, noch eine künftige Göttin, noch auf der Flucht vor einem Dämon gewesen … Hastig zog sie ihre Stiefel an und trat zu Niss ans Fenster.
    Sie sah, was sie vermutet hatte. Kleinere Trupps goronischer Soldaten rannten mit gezogenen Schwertern durch die Straße, andere traten mit letzter Kraft den Rückzug an, und wieder andere pressten die Hände auf ihre Wunden oder schleppten einen verletzten Kameraden. Manche Einheimische waren vorsichtig genug, in ihren Häusern zu bleiben und das Geschehen vom Fenster aus zu verfolgen, aber viele schlossen sich auch den Kämpfen an und fuchtelten wie wild mit ihren Waffen oder religiösen Gegenständen herum. Da ihre Absichten nicht so recht zu durchschauen waren, stifteten die frommen Eiferer nur noch mehr Verwirrung. Eryne traute ihren Augen kaum, als sich drei Gestalten in Kapuzenumhängen plötzlich auf einen goronischen Soldaten stürzten, der von seinen Kameraden getrennt worden war. Sie stachen ihn kaltblütig nieder und traten dann mit Füßen auf ihr Opfer ein!
    Die Szene war so grauenvoll, dass Niss und Eryne vom Fenster zurückwichen, auch wenn die Mörder sie in der Dunkelheit nicht sehen konnten. Im nächsten Augenblick kamen Amanon, Keb, Nolan und Bowbaq ins Zimmer gestürzt. Auch sie hatten sich sofort angezogen und ihre Waffen gepackt, nachdem Zejabel sie geweckt hatte.
    »Die Dunkle Bruderschaft … Die Dunkle Bruderschaft hilft den Loreliern!«, rief Eryne mit bebender Stimme.
    Das war ihr klargeworden, als sie den heimtückischen Mord mit angesehen hatte. Wie jedes Mal, wenn Gefahr drohte, glitt sie wie selbstverständlich in den Zustand der Entsinnung, und so hatte sich ihr offenbart, dass ihre Landsleute von Dämonisten unterstützt wurden.
    »Das war abzusehen«, sagte Nolan traurig. »Schließlich ist die Bruderschaft mit der Grauen Legion verbündet.«
    »Wahrscheinlich haben sie den Überfall seit langem vorbereitet«, meinte Amanon. »Die Anhänger der Dunklen Bruderschaft kennen die Schwachstellen der Goroner und werden sich die wichtigsten Ziele aufgeteilt haben. Womöglich haben sie bereits sämtliche ranghohe Priester im Großen Tempel ermordet, vielleicht auch die goronischen Heerführer. In ein oder zwei Dekanten werden die Dunkle Bruderschaft und die Lorelier die ganze Stadt in ihrer Gewalt haben.«
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Eryne.
    Erst jetzt bemerkte sie, dass sich die Männer große Bündel über die Schulter geworfen hatten. Offenbar hatte Amanon die Entscheidung schon getroffen, so schwer es ihm auch gefallen sein musste. Er sah sich rasch im Zimmer um, trat kurz ans Fenster, um einen letzten Blick auf die Straße zu werfen, und marschierte dann entschlossenen Schrittes zur Tür.
    »Wir haben keine Wahl«, sagte er. »Wir müssen gehen.
    Packt so schnell wie möglich eure Sachen und kommt nach unten. Ich halte vor der Tür Wache.«
    Die Männer folgten ihm, während die Frauen hastig ihre Bündel schnürten. Amanon war nicht der Einzige, dem der Aufbruch in der Seele wehtat. Niss begann leise zu schluchzen, und auch Erynes Herz krampfte sich zusammen, wenn sie an Cael dachte, den sie nun im Stich lassen mussten.
    Die anderen Gäste der Herberge hatten sich wohl in ihren Zimmern eingeschlossen, denn auf dem Flur begegneten die Erben niemandem, und es war kaum vorstellbar, dass nur sie den Schlachtlärm von der Straße gehört hatten. Auch unten im Schankraum waren das Dröhnen schwerer Stiefel, die Schreie und andere Kampfgeräusche deutlich zu vernehmen. Entgeistert beobachteten die Wirtsleute, die noch ihre Nachthemden trugen, wie Keb den Balken in die Höhe schob, mit dem sie den Ausgang verrammelt hatten. Sie wagten nicht zu protestieren, und Nolan hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie die beiden in Gefahr brachten. Obwohl Amanon pflichtbewusst für die Zimmer gezahlt und noch ein paar Goldstücke draufgelegt hatte, damit sie Cael im Falle seiner Rückkehr zur
Othenor II
schickten, lächelte Nolan ihnen zum Abschied entschuldigend zu. Es war nicht auszuschließen, dass die Dunkle Bruderschaft das Haus stürmte, sobald die Goroner geschlagen

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