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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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miterlebte.
    Ganz zu schweigen von Caels Grausamkeit.
    Der Junge kämpfte gerade wie entfesselt gegen eins der Affenwesen. Einen Augenblick lang wusste Eryne nicht, wem sie den Sieg wünschen sollte, doch dann überwog ihre Zuneigung zu Cael, und sie begann, für ihn zu beten. Wenn er auch nur halbwegs mitbekam, zu welchen Untaten ihn sein Dämon trieb, musste er unvorstellbare Qualen leiden. Schließlich traf ihn keine Schuld an dem Fluch, der auf ihm lastete.
    In ihrer Verzweiflung rief sie ihn mehrmals beim Namen, um ihn aus seinem Wahn zu reißen. Doch Caels Gesicht blieb weiter in mörderischer Wut verzerrt, und seine Raserei schien sogar noch zuzunehmen, als er seinen Gegner packte und wie einen Kartoffelsack hinter sich herschleifte.
    Eryne war so gelähmt vor Entsetzen, dass sie nicht einmal Keb, Amanon oder die anderen zu Hilfe rief, sondern nur stumm mit ansah, wie Cael zum Rand der Hochebene marschierte und sein Opfer den Abgrund hinunterschleuderte. Nachdem er noch einen Moment lang gedankenverloren in die Tiefe gestarrt hatte, drehte er sich um und kam geradewegs auf sie zu.
    Er hat es auf mich abgesehen.
    Mit schlotternden Knien hob Eryne den Dolch – und hielt dann mitten in der Bewegung inne. Lieber würde sie sterben, als die Waffe gegen ihren einstigen Gefährten zu richten, ein Kind, das ein grausames Schicksal in Sombres Gewalt gebracht hatte und das nichts für seine Taten konnte. Andererseits war nicht nur ihr eigenes Leben in Gefahr. Niss, die besinnungslos neben ihr auf der Erde lag, war hilfloser denn je. Und der kleine Mensch, der in ihr heranwuchs, sollte doch auch eine Chance haben, das Licht der Welt zu erblicken. Mit Tränen in den Augen machte sich Eryne bereit, das Leben von drei Menschen zu verteidigen, selbst wenn dafür ein Unschuldiger sterben musste.
    Dabei wusste sie genau, dass sie keine Dezille lang gegen den Dämon in Caels Körper bestehen würde, der gerade mit bloßen Händen einen Lemuren getötet hatte. In ihrer Not versuchte sie, seine Gedanken zu lesen, um seinen Bewegungen zuvorzukommen, doch Cael wehrte ihren Geist ab, wie nur ein Sprössling des Jal es konnte. Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
Ich bin nicht die Einzige aus der Gemeinschaft der Erben, der es bestimmt ist, ewig zu leben.
Der besessene Junge war ein Unsterblicher, der die Welt seinem Willen zu unterwerfen vermochte. Seine Entwicklung zum Dämon hatte in jenem Moment begonnen, in dem Sombre zum ersten Mal nach seiner Seele gegriffen hatte. Eryne hingegen war noch zu sehr Mensch, um sich mit ihm zu messen. Jeder Widerstand war zwecklos. Nichts und niemand konnte die Erben vor dem Ungeheuer retten, das aus ihren eigenen Reihen stammte.
    Eryne spähte rasch zu den anderen hinüber. Ihre Gefährten waren zu Tode erschöpft und schwer verletzt, nur mit Mühe wehrten sie sich noch gegen die verbliebenen Lemuren, denen das schwarze Gwel des Kam übernatürliche Kraft verlieh. Während Cael siegesgewiss die letzten Schritte zurücklegte, heftete sich ihr Blick auf den nutzlosen Dolch.
Zejabel hat ihn mir vielleicht nicht nur zur Verteidigung gegeben,
dachte sie. Sie sah keinen anderen Ausweg mehr.
    Nachdem sie ihren Sohn, Nolan, ihre Eltern, Keb, Amanon und schließlich die gesamte Welt innerlich um Verzeihung gebeten hatte, holte sie tief Luft – und stieß sich den Dolch ins Herz.
    Der Schmerz war entsetzlich, jenseits von allem, was sie sich je vorgestellt hatte. Aber er währte nur einen Augenblick. Dann umfing sie tiefe Dunkelheit.
    Auch Niss war durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen, nachdem sie Cael unter der Pforte erblickt hatte. Immer wieder schielte sie zu ihm hinüber, um seinen Kampf gegen den Lemuren zu verfolgen, auch wenn ihr jede noch so geringe Ablenkung zum Verhängnis werden konnte. Ihr zweiter Gegner schien zu wittern, dass sie etwas Menschliches an sich hatte, und gebärdete sich wie rasend. Sie durfte sich keine Blöße geben, was ihr in dem schweren, fremden Körper nicht leichtfiel.
    Dennoch wandte sie unwillkürlich den Kopf, als Nolan einen gellenden Schrei ausstieß. Sie sah, wie Eryne zusammenbrach und reglos auf dem Rücken liegen blieb. In ihrer Brust steckte ein Dolch!
    Niss wollte gerade ebenfalls vor Entsetzen aufschreien, als sie plötzlich etwas Kaltes an der Kehle spürte. Was das gewesen war, begriff sie erst, als ihr Gegner seine Krallen aus ihrer Luftröhre zog und der Schmerz in ihrem Kopf explodierte. Schon spürte sie, wie das Leben aus ihrem

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