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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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»Und wenn sie tatsächlich in ihr Verderben gehen, so werde ich an ihrer Seite fallen.«
    Für diesen tapferen Schwur hatte Keb nur ein Stirnrunzeln und einen verächtlichen Seufzer übrig. Unter gewöhnlichen Umständen hätte die Zü einen solchen Mangel an Respekt nicht schweigend hingenommen, doch Kebrees Verhalten erschien ihr so seltsam, dass sie nicht recht wusste, wie sie damit umgehen sollte. Erst als er ihr den Rücken kehren wollte, gab sie sich einen Ruck.
    »Auch du hast hier deinen Platz, das weißt du genau«, begann sie. »Du bist mitgekommen, weil du deine Mutter dem Einfluss des Dämons entreißen wolltest. Und vielleicht auch, um dein Gewissen reinzuwaschen, indem du den Geist deines Vaters tötest«, fügte sie vielsagend hinzu. »Es gibt nur einen Weg, das zu erreichen: Stehe diesen Menschen bei, die dich als Freund behandeln.«
    »Ich lasse mir von niemandem vorschreiben, was ich zu tun habe«, knurrte der Wallatte und verzog zornig das Gesicht.
    »Und selbst wenn wir scheitern«, sagte Zejabel, »gibt es denn nichts, was dich an sie bindet? Ist es nicht deine Pflicht, diejenigen zu beschützen, die dir ihr Herz geöffnet haben?«
    Kebrees Blick wanderte in Erynes Richtung, wie Zejabel erwartet hatte.
    »Ich bin ein freier Mann«, beharrte er stur. »Und ich werde zur rechten Zeit meine Wahl treffen.«
    Zejabel setzte zu einer Antwort an, aber als sie Bowbaqs schwere Schritte näher kommen hörte, verstummte sie. Es würde nur Unruhe stiften, wenn alle von Kebrees Zweifeln wüssten. Zumal sie ahnte, dass die Gründe für seinen Unmut tiefer lagen, als er zugeben wollte.
    Obwohl sie sich selbst darüber ärgerte, gab es Eryne einen Stich, als sie Kebree und Zejabel zum Lager zurückkommen sah, nachdem Bowbaq ihnen Bescheid gegeben hatte. Schnöde Eifersucht war wirklich das Letzte, was diese beiden Menschen, die ihr so lieb und teuer waren, verdient hatten. Und was nahm sie sich eigentlich heraus, ihre Zuneigung für sich allein zu beanspruchen? Diese Anwandlungen mussten von dem schwarzen Gwel hervorgerufen worden sein, dessen Einfluss sie immer stärker zu spüren begann. Hätten Bowbaq und Corenn sie nicht gewarnt, hätten sich die Erben vielleicht schon längst ihren schwärzesten Gefühlen hingegeben. Vorerst schafften sie es noch, sich zu beherrschen, aber wie lange würden sie das durchhalten?
    Mit einem Seufzer setzte sie sich zu den anderen, die sich um die beiden Cousins versammelt hatten. Amanon hatte sie gleich nach dem Aufstehen herbeigerufen, da er in einem der ethekischen Bücher etwas Wichtiges entdeckt hatte. Cael hielt mehrere eng beschriebene Blätter in der Hand, doch Amanon zog es vor, seine Übersetzung nicht vorzulesen, sondern sie wie immer für die anderen zusammenzufassen. Was er zu berichten hatte, war so spannend, dass ihn niemand unterbrach, bis er zu Ende gesprochen hatte.
    Bei dem kleinen Büchlein, das Amanon nun übersetzt hatte, handelte es sich um einen Abriss der ethekischen Geschichte. Der Verfasser schilderte darin in groben Zügen die Entwicklung der ethekischen Zivilisation über mehrere Jahrtausende hinweg, wobei er manchen Jahrhunderten nicht mehr als ein oder zwei Seiten widmete. Amanon schätzte, dass das Werk gegen Ende der Alten Zeit geschrieben worden war, einer Epoche, in der die verschiedenen ethekischen Völker ihre einheitliche Lebensweise aufgegeben hatten und sich in jeder Gegend neue Sitten, Gebräuche und Sprachen herauszubilden begannen. So waren allmählich die Unteren und die Oberen Königreiche, die Länder des Ostens und sämtliche Kulturen der bekannten Welt entstanden. Jener Stamm der Etheker, der damals noch immer in seinem ursprünglichen Gebiet am Fuße des Rideau-Gebirges siedelte, nahm irgendwann den Namen der Völker von Ith an und vergaß die ruhmreiche Vergangenheit der ältesten Zivilisation der Menschheit.
    Amanon glaubte, den Gründen für diese Umwälzung auf die Spur gekommen zu sein. Auch wenn der Verfasser der Chronik dies nur andeutete, war er sicher, dass die Pforten bei jener Zeitenwende eine entscheidende Rolle gespielt hatten.
    Die Erben wussten bereits, dass die Etheker den Steinbogen am Blumenberg wie auch alle später erbauten Pforten für ihre Bestattungen genutzt hatten. In der Frühzeit hatten sie ihre Toten einfach den Aasfressern und den Launen der Witterung überlassen. Doch nachdem sich daraus die ersten Rituale entwickelt hatten, war dem Brauch bald eine immer größere spirituelle Bedeutung beigemessen

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