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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Robe, Prad, Harqi und Iulane – ganz zu schweigen von den beiden kleinen Jungen – wären dem Dämon hilflos ausgeliefert. Keiner von ihnen war der Erzfeind, und keiner von ihnen hatte je eine Waffe in der Hand gehabt. Die Arkarier waren von den unzähligen Gefahren, die die übrigen Erben überstanden und die sie auf den bevorstehenden Kampf vorbereitet hatten, verschont geblieben. Bei der ersten Begegnung mit den Anhängern der Dunklen Bruderschaft würden sie entweder ihr Leben lassen oder die anderen Erben, die sie zu beschützen versuchten, in Gefahr bringen.
    Diese Überlegungen kamen wohl auch Prad wieder in den Sinn, denn er beharrte nicht auf seinem Vorschlag, worüber Niss sehr froh war. Ispen und Bowbaq hatten schon genug Mühe gehabt, Niss’ Vater zu überzeugen, nach Arkarien zurückzukehren, und sie fühlte sich nicht imstande, noch einmal von vorn anzufangen.
    Trotzdem beneidete sie ihre Freunde. Sie mussten keine schmerzhafte Trennung durchleiden. Cael, Amanon, Eryne und Nolan würden das Dara zusammen mit ihren Eltern verlassen. Niss hingegen würde nur ihren Großvater bei sich haben, was viel und zugleich wenig war. Einen Augenblick lang überlegte sie, ob sie Bowbaq bitten sollte, sie allein mit ihren Gefährten ziehen zu lassen, denn schließlich stand fest, dass er nicht der Erzfeind sein würde. Doch sie konnte sich nicht dazu durchringen, auf seine Begleitung zu verzichten, so selbstsüchtig das auch war. Niss tröstete sich mit dem Gedanken, dass Bowbaq ohnehin niemals eingewilligt hätte. Seit vielen Monden hielt er seine schützende Hand über sie. Ganz sicher würde er sie nicht ausgerechnet jetzt sich selbst überlassen.
    Schweren Herzens löste sie sich aus den Armen ihrer Eltern, während Zejabel die Steine brachte, die sie für alle gesammelt hatte. Die unscheinbaren Kiesel aus dem Jal machten ihre Träger für Dämonen unsichtbar, und so nahm jeder zwei oder drei Stück aus Zejabels Beutel, selbst diejenigen, die schon ein Gwelom hatten. Der Hüter des Dara sah ihnen mit unergründlicher Miene zu. Vor zwanzig Jahren hatte er seinen Besuchern verboten, irgendetwas aus dem Jal mitzunehmen, doch da sie sich bereits damals nicht daran gehalten hatten, schien er diesmal auf mahnende Worte zu verzichten. Vielleicht hatte er aber auch beschlossen, ihnen wenigstens auf diese Weise zu helfen - schließlich ruhte auf ihnen die letzte Hoffnung der Kinder des Dara.
    Nachdem alle mit ausreichend Gwel versorgt waren, gab es keinen Grund mehr, ihren Aufbruch noch länger hinauszuzögern. Die Erben wichen ein Stück zurück, damit Nol der Seltsame vor die Pforte treten konnte. Niss wartete mit hängenden Schultern, während er seine Kräfte heraufbeschwor, und trotz ihrer Niedergeschlagenheit fiel ihr auf, dass die Erde nach dem heftigen Regen wieder vollkommen trocken war. Mit einem Mal überkam sie heftige Abneigung gegen diesen Ort, der in seiner unantastbaren Schönheit etwas geradezu Lebensfeindliches an sich hatte. In den letzten Dekanten war sie im Kreise ihrer Familie so glücklich gewesen, dass sie ganz vergessen hatte, wie unheimlich das Reich des Tiefen Traums im Grunde war. Ein Ort, an dem sich die Seelen der Toten sammelten: So hatten es die Etheker geglaubt, und so war es schließlich auch gekommen. Die Seelen der Menschen gingen für immer im Geist der Kinder des Jal auf und ließen sie so zu mächtigen Göttern heranwachsen.
    Wenn sie an ihre eigenen Erfahrungen mit dem Tod zurückdachte, sah sie die Landschaft um sich herum mit ganz anderen Augen. Obwohl sie die endgültige Trennung von ihren Eltern fürchtete, konnte sie es plötzlich kaum mehr erwarten, durch die Pforte in die normale Welt zurückzukehren. Wieder ganz gewöhnliche menschliche Regungen wie Durst oder Müdigkeit zu spüren. Wieder den Naturgesetzen unterworfen zu sein. Sich wieder
lebendig
zu fühlen, selbst wenn sie dafür Leid ertragen musste.
    Es dauerte nicht lange, bis ihr Wunsch erfüllt wurde. Der Hüter der Pforte machte eine kleine Handbewegung, und gleich darauf blitzte ein gleißendes Licht auf und breitete sich unter dem Steinbogen aus. Wenige Augenblicke später wurde das Licht schwächer und gab den Blick auf eine schneebedeckte Landschaft frei. Niss spürte einen Stich im Herzen, als sie die weiten Ebenen des Weißen Landes erkannte. Fast hatte sie das Gefühl, den würzigen Duft der Blautannen zu riechen, obwohl sie wusste, dass sie sich das nur einbildete. Am liebsten wäre sie geradewegs auf die

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