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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Und wie er es weiter tun würde, bis eine neue Ära anbrach.
    *
    Jeder, der in diesem Augenblick in den weitläufigen Saal getreten wäre, hätte bei dem grausigen Anblick den Verstand verloren, und ein empfindsamer Mensch mit schwachem Herzen hätte den Schreck womöglich nicht überlebt. Selbst Prinz Aleide von Benelia, der sich eigentlich für hartgesotten hielt, bekam Herzrasen und Schweißausbrüche und fühlte sich mehrmals der Ohnmacht nahe. Am liebsten wäre er zum Eingangstor gelaufen und hätte den schweren Riegel beiseite geschoben, um von diesem verfluchten Ort zu fliehen. Doch die Angst lähmte ihn, und so blieb er stocksteif sitzen und betete darum, dass niemand auf ihn aufmerksam würde.
    Königin Agenor und Emaz Varcus, die neben ihm saßen, wirkten hingegen nicht im Geringsten erschüttert. Ihre Gesichter spiegelten eine Mischung aus teuflischer Freude, Triumphgefühl und Faszination wider, und ihre Augen funkelten gierig, während sie das grauenvolle Spektakel betrachteten, das sie veranlasst hatten. Hin und wieder bewegten sich ihre Lippen in stummer Bewunderung, und Agenor stöhnte bisweilen vor Wonne auf. An ihrer Seite wurde dem Prinzen immer unheimlicher zumute. Er war anders als seine Verbündeten. Manchmal ertappte er sich dabei, seine eigenen Beweggründe zu hinterfragen, mahnte sich aber sogleich zur Vernunft: Hätte er ihnen den Gehorsam verweigert, wäre er längst tot.
    Die drei Verbündeten waren die einzigen Sterblichen im Saal, seit der letzte Gefangene tot war. Das Gemetzel war vor wenigen Dezillen zu Ende gegangen, und die Schreie waren den widerlichen Schmatz- und Kaugeräuschen der Sieger gewichen: Die Ungeheuer machten sich mit grausamer Gier über ihre Opfer her. Nur Sombre schien noch nicht zufrieden zu sein.
Wie immer,
dachte Aleide und vergrub diesen Gedanken hastig in den Tiefen seines Geists. Er wusste, dass Sombre in ihm lesen konnte wie in einem offenen Buch.
    Die Zeremonie war erfolgreich gewesen. Alles war genau so abgelaufen, wie Agenor es geplant hatte. Nachdem alle Wachen aus diesem Flügel des Palasts fortgeschickt worden waren, hatten sich Sombre, die Königin, Varcus und Aleide zusammen mit den Arbeitern, die den gewaltigen Steinbogen errichtet hatten, in dem Saal eingeschlossen. Die Steinmetze, Maurer, Schreiber, Graveure, Lehrlinge und Gehilfen hatten fest damit gerechnet, zu ihrem Werk beglückwünscht und vielleicht gar mit ein paar zusätzlichen Goldstücken belohnt zu werden.
    Ihre Geduld wurde jedoch auf eine harte Probe gestellt. Als sie sich in einer Ecke des Saals versammelt hatten und auf ein Zeichen der Königin warteten, erschien zu ihrer Verblüffung eine weitere, offenbar sehr einflussreiche Persönlichkeit: eine große, breitschultrige Frau, die von Kopf bis Fuß in Rot gewandet war und eine fremdartige Lanze trug. Die persönliche Emaz der Königin, tuschelte man sich unter den Handwerkern zu. Und Agenor hatte ihr sogar das Tor geöffnet! Warum verneigte sich die Herrscherin von Lorelia vor dieser Unbekannten? Woher kam die Frau in Rot?
    Die Männer konnten nicht ahnen, dass sie Zuia vor sich hatten. Erst als die anderen unsterblichen Verbündeten des Dämons vor ihnen aus dem Nichts auftauchten, brachen sie in Panik aus: Phrias, ein übermannsgroßer Satyr, halb Mensch, halb Ziegenbock, der statt Fingern scharfe Stahlklingen hatte. Valipond, eine Riesenspinne mit stachelbewehrten Beinen. Yoss, ein menschenähnliches Steinwesen. Soltan, ein spindeldürrer Vampir mit leichenblasser Haut und langen Eckzähnen. Und K’lur, der berüchtigte Kriegerdämon, dessen Körper in Flammen stand und dessen glühender Blick wie Feuer in den Augen seiner Feinde brannte. Alle fünf Dämonen hatten auf Sombres Geheiß einen Avatar geschickt, ein Abbild ihres Geists, beinahe ebenso mächtig und gefährlich wie sie selbst. Nur Zuia die Strafende hatte sich persönlich nach Lorelia begeben, da sie nicht über diese Fähigkeit verfügte.
    Bei jedem Ungeheuer, das vor ihnen Gestalt annahm, schrien die Arbeiter in höchster Angst auf, und manche waren bereits dem Wahnsinn verfallen. Etliche Männer griffen sich ans Herz und sackten tot zu Boden, das Gesicht zu einer Maske des Grauens erstarrt. Andere kauerten sich auf dem Boden zusammen oder drückten sich an die Mauern, als könnte sich plötzlich eine schützende Nische auftun. Einen Ausweg gab es nicht, denn die Dämonen standen zwischen ihnen und der einzigen Tür, und die Empore, die vom oberen Stockwerk in den

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