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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Pforte zu und durch sie hindurch marschiert, und sei es nur, um kurz mit den Füßen im Schnee zu versinken und die kalte Luft zu atmen …
    Doch das war unvernünftig. Damit würde sie ihnen allen den Abschied noch schwerer machen. Nur Cael würde sie in diesem Fall wohl noch dazu bewegen können, wieder ins Jal zurückzukehren.
    »Die Pforte steht in der Nähe der Dörfer des Rentierklans«, sagte Bowbaq mit zittriger Stimme. »Ihr werdet bald zu Hause sein, und wir kommen so bald wie möglich nach … Dann werden wir einander unsere Abenteuer erzählen und die Feier zu Niss’ Geburtstag nachholen, mit
milo
und
qinga
und …«
    Bevor er endgültig zu schluchzen begann, unterbrach Ispen ihren Mann, indem sie ihm einen langen Abschiedskuss gab. Nachdem sie ihre Enkelin kurz an sich gedrückt hatte, ging sie auf die magische Pforte zu, wickelte sich die Kleider noch etwas fester um den Leib und trat entschlossen in die verschwommene Landschaft hinein. Es war zwar nicht das erste Mal, dass Niss diesen Moment erlebte, aber als sie ihre Großmutter plötzlich im Schnee stehen sah, so nah und gleichzeitig so unendlich weit weg, rieb sie sich unwillkürlich die Augen. Tante Iulane und ihre Familie gingen als Nächste, und schließlich rangen sich auch Niss’ Eltern dazu durch.
    Sie winkten sich noch einmal durch die Pforte hindurch zu, bevor die Landschaft mitsamt den Arkariern im Nebel verschwand und sich auflöste. Niss war wieder allein. Sie wandte sich zu Bowbaq um, doch ihr Großvater war selbst so niedergeschlagen, dass er nichts um sich herum wahrzunehmen schien, nicht einmal Corenns und Grigans tröstende Worte. Niss wollte schon auf sie zugehen, da stand plötzlich Cael vor ihr und nahm sie mitfühlend in die Arme. Dankbar schmiegte sie sich an ihn. Sie spürte, wie Cael zitterte. Sicher hatte er seinen ganzen Mut zusammennehmen müssen, um seine Schüchternheit zu überwinden. Oder seine ganze Liebe …
    »Jetzt sind wir dran«, hörte sie Amanon sagen. »Ihr wisst, wohin wir wollen.«
    Als Niss den Kopf hob, war unter dem Steinbogen bereits eine andere Landschaft zu sehen. Die Wiese jenseits der Pforte schien auf einem Hügel inmitten eines Waldes zu liegen. Das Laub der Bäume leuchtete rot und gelb, und Niss wunderte sich, dass die Jahreszeit des Windes schon so weit fortgeschritten war. Andererseits wusste sie, dass sich diese Gegend östlich des Rideau-Gebirges befand, wo sicher ein anderes Klima herrschte als in den Oberen Königreichen.
    Begreiflicherweise war Keb der Erste, der durch die Pforte trat. Die anderen erschraken, als sie ihn die Lowa schultern sahen, doch dann fiel ihnen ein, dass in Wallatt wohl alle jungen Männer so kämpferisch auftraten. Mit einem Anflug von Neid dachte Niss, dass Robe, Prad und die anderen in diesem Moment die Luft ihrer Heimat einatmeten, so wie Keb es gerade tat. Bestimmt hatten sie sich schon zu einer Jagdhütte aufgemacht, wo sie abwarten würden, bis einer von ihnen Kleidung und andere Ausrüstung für die Heimreise besorgte – während Niss und ihre Gefährten wieder einmal ins Unbekannte aufbrachen.
    Im Gegensatz zu Kebree hatten die anderen das Bedürfnis, Nol dem Seltsamen Lebewohl zu sagen, selbst diejenigen, die er zur Strafe auf den Felsvorsprung verbannt hatte. Herzog Reyan war so kühn, ihm wie einem alten Bekannten die Hand zu reichen, und da der Gott seinen Händedruck erwiderte, verabschiedeten sich die anderen auf die gleiche Weise. Niss fürchtete sich zunächst vor der Berührung: Sie stellte sich vor, dass sie in jenem Moment die Stimmen der Menschen hören würde, deren Seelen in dem ältesten Gott des Jal aufgegangen waren! Sie versteckte sich hinter ihren Freunden, so lange es ging, doch als sie dem Hüter des Dara schließlich gegenüberstand, fühlte sich seine Hand ebenso warm und weich an wie ihre eigene.
    Amanon folgte als Letzter. Wie es seine Art war, hatte er sich noch einmal prüfend umgesehen, genau wie sein Vater wenige Dezillen zuvor. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie nichts vergessen oder übersehen hatten, ging er auf den Unsterblichen zu und schüttelte ihm feierlich die Hand. Die anderen waren bereits voller Ungeduld vor die Pforte getreten, nur Niss war neugierig stehen geblieben, weil sie ahnte, dass Amanon noch etwas auf dem Herzen hatte.
    »Ihr habt uns nie gesagt«, begann Amanon, »warum Ihr seit Jahrhunderten immer wieder eine Abordnung der Menschen in die Gärten führt. Sombre wäre nie zu einem so mächtigen

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