Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
Tagesritte entfernt. Hinter uns liegt das Reich der Solenen, falls sich der Grenzverlauf seit meiner Abreise nicht verändert hat.«
»Ich sehe überall nur Wald«, bemerkte Bowbaq.
»Du kannst mir vertrauen«, entgegnete Keb. »Ich kenne jeden Stein in dieser Gegend, und wo die Pforte steht, weiß in Wallatt jeder – schließlich ist sie weithin zu sehen. Als ich zum ersten Mal hier war, muss ich etwa elf Jahre alt gewesen sein. Wenn ich gewusst hätte, wozu sie dient, hätte ich sie schon vor langer Zeit niederreißen lassen.«
»Der Wächter hätte dich sicher daran gehindert«, meinte Nolan. »Aber Nol zufolge hält er gerade Winterschlaf.«
Amanon war nicht der Einzige, der bei diesen Worten zu Boden sah. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass der Wächter irgendwo unter ihren Füßen schlummerte, in einer Höhle dieses Hügels, auf dem die Etheker die Pforte erbaut hatten. Und er wollte lieber nicht herausfinden, mit welchem Fabelwesen sie es diesmal zu tun hatten.
»Irgendwann wird Sombre hier auftauchen, um auch diesen Wächter zu töten«, sagte Leti. »Vielleicht sollten wir einfach hierauf ihn warten, anstatt uns auf die Suche nach ihm zu machen?«
»Die Vorstellung, zwischen zwei Ungeheuer zu geraten, finde ich nicht gerade verlockend«, wandte Grigän ein.
»Und es reicht vermutlich nicht, Sombres Avatar zu besiegen«, gab Corenn zu bedenken. »Schließlich handelt es sich dabei nur um ein Abbild seines Geistes.«
»Ich schlage vor, das besprechen wir später, wenn wir das Schwert geholt haben«, mischte sich Rey ein. »Wir müssen also nach Nordwesten, sagst du? Können wir uns irgendwo Pferde beschaffen?«
Dieselbe Frage hatte Amanon auch stellen wollen. Verwundert sah er, wie Keb die Stirn runzelte.
»Vielleicht in einem der Dörfer in der Umgebung«, sagte er schließlich zögernd. »Wenn wir zügig gehen, könnten wir das erste in weniger als zwei Dekanten erreichen.«
»Na dann, worauf warten wir noch?«, rief Rey munter. »Grigans alte Knochen machen keinen langen Marsch mehr mit, wir müssen ihm schleunigst ein Pferd auftreiben.«
Sein Scherz brachte manche in der Runde zum Schmunzeln, denn mit seiner Kraft und Energie hätte der ramgrithische Krieger sie alle mühelos übertrumpft. Da niemand etwas gegen den Plan einzuwenden hatte, machten sich die Erben sogleich auf den Weg. Kebree, Yan, Grigän und Amanon setzten sich an die Spitze.
»Stimmt was nicht mit diesem Dorf?«, fragte Amanon und beobachtete Kebree aus dem Augenwinkel.
»Ich bin mir nicht sicher, welchen Empfang man uns dort bereitet. Wer weiß, zu welchen Dummheiten der Dämon meine Mutter gezwungen hat. Vielleicht hat sie mich zum Verräter erklären lassen. Es wäre mir einfach lieber gewesen, direkt zum Palast zu gehen und sie unter vier Augen zu sprechen.«
»Pferde brauchen wir so oder so«, wandte Yan ein. »Nicht nur, um schneller nach Wallos zu kommen, sondern auch für den Fall, dass wir von dort fliehen müssen.«
»Ich weiß. Ich hoffe nur, dass man mich immer noch als Prinz von Wallatt empfängt und nicht als Ausgestoßenen, den man ungestraft töten darf. Was sie auch tun, ich würde meine Lowa niemals gegen meine eigenen Leute erheben.«
Yan und Grigän nickten verständnisvoll, doch Amanon kannte Kebree besser als die beiden Veteranen. Er hatte das Gefühl, dass er ihnen nicht die ganze Wahrheit sagte. Wie sehr fürchtete er die Begegnung mit seiner Mutter?
Einen Augenblick lang kam Amanon der Verdacht, der Prinz könnte sie Sombre ausliefern. Schließlich hätte er in Wallatt leichtes Spiel. Vielleicht hatten Mutter und Sohn das sogar von Anfang an so geplant! Aber Amanon hatte oft genug an Kebs Seite gekämpft, um zu wissen, dass dies nichts als Hirngespinste waren. Ganz davon abgesehen, dass Keb gute Gründe hatte, zumindest Eryne zu verschonen …
Amanon schalt sich selbst für diese absurde Unterstellung. Wenn es tatsächlich einen Verräter unter ihnen gab, dann war es ganz sicher nicht Kebree.
Doch als er den Blick über die anderen wandern ließ, konnte er sich den Gedanken nicht verkneifen, dass es niemand von ihnen so leicht hätte wie Keb, die anderen ans Messer zu liefern.
Schon seit einer ganzen Weile hatte Eryne das Gefühl, sich im Zustand der Entsinnung zu verlieren. Sie setzte zwar weiter einen Fuß vor den anderen, hörte den Unterhaltungen zu und lächelte freundlich zurück, wenn ihre Eltern oder Freunde sie ansahen, aber sie kam sich vor wie eine Schlafwandlerin. Der Strom fremder
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