Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
mit dem finsteren Blick und den Schweißperlen auf der Stirn erschrocken an.
»Mein Sohn zahlt Euch alles heim, was Ihr mir antut!«, rief sie verzweifelt.
Sie wollte einfach nicht wahrhaben, dass ihr Spiel aus war. Erst als Kebs Lowa über ihr schwebte, las Nolan echte Angst in ihren Augen. Er wandte den Kopf ab, als die grob geschmiedete Klinge das mit Altersflecken übersäte Gesicht spaltete. Mit einem Ruck riss Keb die Lowa aus ihrem Schädel und ließ die Königin jämmerlich auf dem Boden verbluten.
»Das war für meine Mutter«, knurrte Keb und trat neben Nolan.
Nun beugten sich beide vor, um in den Saal hinunterzusehen – und die Erleichterung, die sie im ersten Augenblick empfanden, schlug in blankes Entsetzen um.
Ihre Gefährten lebten.
Allerdings würden sie ihren Angreifern nicht mehr lange standhalten können.
Nachdem sie einen raschen Blick gewechselt hatten, rissen sie einen Samtbehang von der Wand und knoteten ihn am Überrest des Geländers fest. Er reichte bis auf drei Schritte zum Boden hinunter.
Ohne zu zögern, ließen sie sich in den Saal hinunter, um ihren Freunden beim Kampf gegen die mächtigsten Dämonen der bekannten Welt beizustehen.
Zejabel war von der wilden Flucht durch die unterirdischen Gänge und die unzählige Kämpfe, die sie in den letzten Dezimen bestritten hatte, zwar völlig erschöpft, aber als Zuia von der Empore in den Saal herabsprang, sah sie rot. Der Rachedurst verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Schon viel zu lange hatte Zuia sie in ihren Alpträumen heimgesucht. Im Grunde, seit sie denken konnte! Dem würde sie ein für alle Mal ein Ende bereiten. Ohne sich um die fünf Dämonen zu scheren, die Sombre heraufbeschworen hatte, um die Erben zu vernichten, rannte sie auf ihre einstige Gebieterin zu.
Die Dämonin schien ihr nicht minder großen Hass entgegenzubringen. Sie starrte Zejabel aus blutunterlaufenen Augen an. Offenbar versuchte Zuia, wie schon auf der Insel Ji, ihren Geist zu finden und zu zerstören. Doch da Zejabel immer noch das Gwelom trug, konnte ihr dieser Angriff nichts anhaben. Sie würden sich mit Waffen messen.
Als sie nur noch wenige Schritte voneinander entfernt waren, rieb Zejabel die Klingen ihrer beiden Dolche an ihren Oberschenkeln blank und stellte sich innerlich auf den Angriff ein, den sie gleich würde parieren müssen. Sie hatte sich nicht getäuscht. Zuia zuckte vor und stieß mit der Lanze nach ihr, die sie am äußersten Ende des Schafts gepackt hatte.
Jeder andere wäre unweigerlich durchbohrt worden, aber Zejabel kannte sämtliche Manöver ihrer einstigen Herrin in- und auswendig. Geschmeidig wie eine Raubkatze duckte sie sich und wich der tödlichen Spitze aus. Dann richtete sie sich blitzschnell wieder auf und versuchte, den Schaft der Lanze zu packen. Doch Zuia hatte den Arm schon wieder zurückgezogen und wirbelte ihre Waffe einmal im Kreis, um ihre Gegnerin zu provozieren. Zejabel konzentrierte sich auf das Gesicht der Dämonin, das sich zu einem höhnischen Grinsen verzog. Noch vor einigen Monden hatte dieser Körper einer Frau namens Zhira gehört. Einst war sie ihre schärfste Rivalin gewesen und hatte im Kampf mehr Ausdauer und Geschick bewiesen. Zejabel hatte den Titel der Kahati, der ihr damals alles bedeutet hatte, nur errungen, weil es ihr leichter gefallen war, sich in den Zustand der Entsinnung zu versetzen. Jetzt musste sie sich selbst übertreffen.
»Du kannst mich nicht töten«, stieß Zejabel gepresst hervor. »Ich kenne deine Tricks und Finten mindestens so gut wie du selbst.«
»Aber du bist keine Göttin«, entgegnete Zuia. »Du bist mir in allem unterlegen.«
»Deine Macht ist begrenzt. Du bist nur eine Dämonin im Körper einer Sterblichen. Auch du kannst bluten!«
Sie begleitete ihre Drohung mit einem Ausfall, den Zuia parierte, auch wenn sie etwas überrumpelt wirkte. Nun standen sich die beiden Frauen von Angesicht zu Angesicht gegenüber und umkreisten einander, die Köpfe wie Schlangen in die Höhe gereckt. Beide lauerten auf das geringste Anzeichen von Schwäche oder eine ungeschickt ausgeführte Attacke. Beide kannten die empfindlichen Stellen des menschlichen Körpers. Sie wussten, wo und wie sie zustoßen mussten, um ihre Gegnerin zu töten. In diesem Kampf würde niemand kleinere Verletzungen davontragen. Die erste, die einen Fehler beging, würde dafür mit dem Leben bezahlen.
Zuias Lanze konnte ihr entweder den entscheidenden Vorteil verschaffen oder ihr zum Verhängnis werden, falls es
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