Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
hatten sich ihre Feinde rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Sie standen nun auf einem schmalen Sims, dem Überrest der Empore.
»Worauf wartest du? Stell dich dem Kampf!«, brüllte Cael zu Sombre hinauf.
Der Junge, oder besser gesagt, der Dämon, der seinen Körper beherrschte, schien am Ende seiner Geduld. Die Pfeile und Schwerthiebe, die auf ihn eingeprasselt waren, hatten auf seiner Haut nur oberflächliche Kratzer hinterlassen, die sich von selbst wieder schlossen. Sein Gesicht war zu einer hasserfüllten Fratze verzerrt. Amanon erkannte seinen Cousin kaum wieder. Sollten die Erben wie durch ein Wunder lebend aus dem Palast herauskommen, würde es Niss dann gelingen, Cael wieder zur Vernunft zu bringen? Er konnte es sich kaum vorstellen …
Sombre ging nicht auf die Provokation ein – zumindest reagierte er nicht, wie Cael es sich erhofft hatte. Stattdessen schloss der Dämon für einen kurzen Moment die Augen, hob dann die Hand und wies auf die Saalmitte.
Gleich darauf nahm eine grauenvolle Kreatur vor den Erben Gestalt an. Ihr folgten eine zweite und eine dritte, bis schließlich fünf Ungeheuer, eins furchterregender als das andere, Erben und Wallatten den Weg zur Tür versperrten. Die Dämonen, die mit Sombre im Bund standen!
Amanon warf einen letzten hilflosen Blick hoch zu dem Mauervorsprung. Sombre der Bezwinger war verschwunden, und auch Zuia hatte offenbar beschlossen, sich in das Geschehen einzumischen, denn sie machte einen geschmeidigen Satz hinunter in den Saal, der mehr denn je an ein Schlachthaus erinnerte. Oder an einen von Leichenschändern heimgesuchten Friedhof.
Die Kampfgeräusche hatten Keb und Nolan noch eine ganze Weile verfolgt, aber irgendwann hörten sie nichts mehr. Entweder waren sie mittlerweile zu weit vom Saal entfernt, oder die Erben hatten die Schlacht endgültig verloren. Nolan kam sich feige vor. Warum hatte er sich nur bereit erklärt, Keb zu Agenor, Sombre und Zuia zu führen, während seine Geliebte, seine Familie und seine Freunde in Lebensgefahr schwebten?
Anfangs hatte er geglaubt, zurück in den Saal eilen zu können, sobald er Keb den Weg gezeigt hatte. Doch dieser Teil des Palasts erwies sich als so verwinkelt, dass sie viel länger unterwegs waren, als er erwartet hatte. Vermutlich hatte Agenor einen Teil der Korridore zumauern lassen, damit niemand durch Zufall alle Wachen umging und auf die Pforte stieß. Auch wenn Nolan nicht daran zweifelte, in welcher Richtung die Empore lag, wusste er manchmal nicht genau, für welche Tür er sich entscheiden sollte. Ein paarmal hatten sie schon umkehren müssen, weil er sich geirrt hatte. Keb sagte nichts dazu, aber sein ungeduldiges Knurren sprach für sich.
Wenigstens begegneten sie keiner einzigen Wache, während sie verschiedene Gemächer und Säle durchquerten. Offenbar hatte Agenor ihre königliche Wache durch Graue Legionäre und Dämonisten ersetzt und den Erben alle verfügbaren Männer auf den Hals gehetzt. Das war nur ein kleiner Vorgeschmack auf Sombres Herrschaft: Die Menschen würden von grausamen Mördern und Wahnsinnigen regiert werden, und die Welt würde im Chaos versinken.
So schwankte Nolan zwischen Reue, Panik und Verzweiflung, als er plötzlich unschlüssig vor einer riesigen holzgetäfelten Wand stehen blieb. Sie kamen nun schon zum dritten Mal daran vorbei, weil er den Zugang zur Empore ganz in der Nähe vermutete. Fieberhaft begann er, die Wand mit seinem Stockdegen abzuklopfen, wenn auch ohne große Hoffnung.
Mit einem Mal ertönte von der anderen Seite ein ohrenbetäubendes Krachen, und er schreckte zurück. Auch Keb versteifte sich und spannte alle Muskeln an, aber es waren keine weiteren rätselhaften Geräusche zu hören.
Die beiden Männer wechselten einen raschen Blick und traten zu der Stelle, hinter der es am lautesten gekracht hatte. Als Nolan dagegen klopfte, klang sie tatsächlich hohl. Er machte sich auf die Suche nach einem Hebel, einem verborgenen Knopf oder etwas anderem, womit man den geheimen Durchgang öffnen konnte. Keb schien das alles zu lange zu dauern, denn er hob kurzerhand die Lowa und hieb ohne Vorwarnung auf die Wand ein.
Nolan zuckte zusammen und warf immer wieder ängstliche Blicke über die Schulter, während Keb seine Lowa mehrmals gegen das Holz krachen ließ. Nun würde sich zeigen, ob tatsächlich keine Wachen durch die Säle patrouillierten. Wenigstens war das brachiale Vorgehen erfolgreich, denn hinter der Holztäfelung, die Keb zu Kleinholz
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