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Die Krieger der Königin: Falkenherz

Die Krieger der Königin: Falkenherz

Titel: Die Krieger der Königin: Falkenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. J. McDonald
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Schritt zurückweichen musste. »Das geht dich nichts an!«
    »Was glaubst du, warum ich mitgekommen bin? Dein Vater …«
    »Lass meinen Vater aus der Sache raus!« Sie stieß ihm eine Hand gegen die Brust. »Mir ist es egal, was mein Vater denkt! Wenn ich jemanden küssen will, dann tue ich es!«
    »Ich lasse dich nicht!«
    Er klang so wütend, und seine Augen hinter dem blonden Pony glühten fast. Sie hatte sich immer gewünscht, ihm diese Haare aus den Augen zu streichen, seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Er sah damit aus wie eine Figur aus ihrem liebsten Kinderbuch, aus dem ihr Vater ihr am Abend vorgelesen hatte, während Ril neben ihrem Kopf auf dem Kissen saß und ihr mit dem Schnabel die Haare glättete, bis sie einschlief.
    Sie lachte. Das war lächerlich. Was erwartete sie von ihm? Eine menschliche Reaktion? »Was willst du dagegen tun?«, fragte sie. »Mich den Rest meines Lebens bewachen?«
    »Wenn ich muss!«
    Der Gedanke, wie Ril ihr den Rest ihres Lebens folgte und Männer von ihr wegtrieb, brachte sie dazu, noch heftiger zu lachen, und ihre Wut verpuffte einfach. »Spar dir die Mühe. Es war sowieso ein schrecklicher Kuss.« War es. Sie rieb sich den Mund ab und wünschte sich, sie hätte es nicht getan, wünschte sich, sie hätte nicht versucht, Ril wütend zu machen, oder sich mit ihm gestritten. »Und es war auch noch mein erster Kuss. Sind sie immer so übel?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Lass es uns rausfinden.« Er beugte sich vor und küsste sie.
    Lizzy stockte der Atem, und ihr Herz setzte für einen Schlag aus. Wo Justins Lippen sich wie warmes Fleisch angefühlt hatten, waren Rils trocken und voll und so warm, dass ein Schauder durch sie jagte, der ihren Körper zum Kribbeln brachte, von den Lippen abwärts bis zu den Zehen. Ihre Augen schlossen sich langsam, und sie blieb einfach stehen, ihre Lippen auf seine gepresst. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, außer einfach zu fühlen. Es fühlte sich schön an – so schön –, und in diesem Augenblick verliebte sie sich wieder in ihn.
    Ril zog sich schwer atmend zurück und verschwand in der Dunkelheit. Lizzy stolperte, fing sich und sah sich um.
    »Ril?«, fragte sie.
    Aber er war gegangen und hatte ihr auf diese Art gesagt, dass es nie passiert war. Er hatte niemals wieder darüber gesprochen, sie nie mehr berührt oder auch nur angesehen. Das war es, was geschehen war. Lizzy erinnerte sich, obwohl ihr klar war, dass sie von etwas träumte, was zwei Jahre zurücklag. Aber dieses Mal ließ Ril sie nicht im Stich. Stattdessen trat er vor. Seine Uniform war verschwunden, ersetzt von einfacher brauner Reisekleidung, und in sein Gesicht waren tiefe Falten eingegraben. Er wirkte erschöpft.
    »Lizzy!«, rief er, auch wenn seine Stimme kaum hörbar war. Er griff nach ihr, und seine Form flackerte. Das erinnerte sie an ihren anderen Traum, wo er sie geküsst hatte und plötzlich wie Rauch verweht worden war.
    »Ril!«, rief sie. »Ich bin hier!« Sie rannte auf ihn zu, aber er kam nicht näher. Egal, wie schnell sie lief, er war immer ein halbes Dutzend Schritte entfernt und streckte hilflos die Arme nach ihr aus. »Ril!«
    »Lizzy! Wir kommen. Gib nicht auf. Wir werden dich finden!«
    Lizzy riss die Augen auf, und Tränen liefen über ihre Wangen. »W… Wir?«
    »Dein Vater und ich. Leon …« Plötzlich legte sich Ril die Hände an die Stirn, verzog das Gesicht, und die Umgebung verwandelte sich von den nächtlichen Feldern dieses lange vergangenen Tanzabends zur Küche im Haus ihrer Eltern. Ril zitterte und sah über ihre Schulter. »Leon.«
    Lizzy drehte sich um. Im Türrahmen stand ihr Vater, gekleidet in die einfache baumwollene Hose und das Hemd, das er immer zum Schlafen trug und starrte sie, die Haare zerzaust und die Augen weit aufgerissenen an.
    »Lizzy?«, keuchte er. »Baby?«
    »Daddy!« Lizzy warf sich schluchzend nach vorn. »Rette mich, Daddy!«
    »Warte …«, setzte Ril an.
    Lizzy fiel in die Arme ihres Vaters, aber statt seine Umarmung zu spüren, fiel sie ins Leere und kreischte entsetzt auf, als der Traum sich auflöste. Ril schrie und verschwand ebenfalls. Einen Moment später fuhr sie aus dem Schlaf auf und blinzelte. Ihr Herz raste. Sie lag auf der Pritsche, auf der sie eingeschlafen war, in dem Raum neben dem Harem.
    Sie vergrub ihr Gesicht im Kissen und stöhnte.
     
    Leon erwachte mit einem Keuchen. Er hatte geträumt, er wäre zurück in seinem Haus und wolle gerade nach oben gehen, um

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