Die Krieger der Königin: Falkenherz
Er tauchte nur in ihren Träumen auf, um ihr leise Hoffnung auf Rettung einzuflüstern.
Plötzlich war Lizzy wütend. Sie sollte in Sicherheit sein! Irgendetwas an ihr machte sie für Krieger unattraktiv – sogar für diejenigen, die nicht zum Kreis um Zwo und Eapha gehörten. Er hatte gesagt, sie wäre bereits gebunden, und darüber hatte sie wirklich viel nachgedacht. Sie hatte in ihrem Leben bis jetzt nur zweimal einen Mann geküsst – einmal aus einer Laune heraus beim Tanzen, und der zweite Kuss war ihr danach heimlich im Dunkeln gestohlen worden. Einer war feucht gewesen und leicht zu vergessen, hätte der Junge nicht darauf bestanden, ihn in Erinnerung zu behalten, bis er sie mit Sklavenhändlern auf einem Kai im Stich gelassen hatte. Der andere Kuss war ihr durch Mark und Bein gegangen, und hatte ihr Herz mit einem Wissen erfüllt, das sie in den folgenden zwei Jahren verdrängt hatte. Ril liebte sie. Sie hatte diese Erkenntnis verdrängt, weil er sich selbst so sehr hasste.
Neunundachtzig riss mit einem freudigen Leuchten in den Augen seinen Lendenschurz herunter. Sie war sich sicher, dass er triumphierend aufgeschrien hätte, wenn er einen Mund besessen hätte. Jetzt würde er sie vor allen anderen vergewaltigen und die Etikette ignorieren, welche die anderen Krieger dazu veranlasste, sich zurückzuziehen. Und so …
Lizzy wies ihn ab. Nicht physisch, nachdem ihr lusterfüllter Körper sich bereits nach ihm verzehrte und ihre Beine so weit gespreizt waren, dass ihr die Hüfte wehtat. Selbst wenn sie stark genug gewesen wäre: So, wie sie dalag, konnte sie sich weder bewegen, noch sich verteidigen. Sie wies ihn mit den Gedanken zurück, weil sie wusste, dass er ihre Gefühle spüren konnte. Sie dachte an Ril und schickte Neunundachtzig die Erinnerungen an ihn. Daran, wie Ril in der Form eines Vogels auf ihrem Arm saß. Daran, wie Ril ihr mit den Buchstabenblöcken seine Liebe gestanden hatte. Wie er sie und ihre Familie zu der Klippe trug, zu der die Gemeinschaft geflohen war und sich dabei fast selbst getötet hätte. Wie er sie sanft hielt und außerhalb seines Mantels reiten ließ, so dass sie alles sehen konnte. Daran, wie er nachts in ihr Zimmer gekommen war, wenn sie Alpträume hatte, und über sie wachte, weil er immer wusste, was sie gerade brauchte. Wie er sie auf dem Feld geküsst hatte, obwohl sie ihn bereits verraten hatte, indem sie Justin küsste. Wie er kam, um sie zu holen, obwohl sie bereits entschieden hatte, dass er nicht der Richtige für sie war und Justin hatte glauben lassen, er könnte es sein. Justin, der sie im Stich gelassen hatte. Ril, der sie liebte und der sie immer geliebt hatte und der sie irgendwie als die Seine gekennzeichnet hatte.
Neunundachtzig zögerte, und seine fremdartigen Augen bohrten sich in ihre, während sie ihn anstarrte und ihm diese Bilder entgegenschleuderte. Und dann einen Gedanken:
Ich. Will. Dich. Nicht.
Neunundachtzig heulte stumm auf, und seine Faust schlug neben ihr auf den Boden, fest genug, um den Marmor zu brechen. Wahnsinn stand in seinen Augen, aber seine Erektion welkte dahin, während er sich an sie drückte. Und in diesem Moment wusste Lizzy, dass sie gewonnen hatte. Vielleicht würde er sie in der nächsten Sekunde schön töten, aber sie hatte gewonnen.
Der Sieg war schmerzvoll. Neunundachtzig drängte sich hart gegen sie. Es tat weh und verursachte ihr von den Oberschenkeln bis zum Schambein Quetschungen, aber sein Penis war weich geworden und konnte nicht in sie eindringen. Er stieß gegen sie, dann löste er sich von ihr und schleuderte seinen Hass hinaus. Die letzten Lustwellen erstickten in Lizzy, und die anderen Krieger erwiderten den Hass. Frauen schrien und duckten sich, aber Neunundschtzig sprang in die Luft, verwandelte sich in wabernden Rauch mit Blitzen und verschwand durch einen der Schächte, begleitet von seinem Hass.
Für einen Moment lag Lizzy keuchend da. Alles tat ihr schrecklich weh, und durch die Schmerzen konnte sie Ril schreien hören. Er wusste von ihrem Leid und hatte panische Angst. Sie hatte nicht gewusst, dass er Angst haben konnte.
»Mir geht es gut«, flüsterte sie und schickte diesen Gedanken zu ihm.
Mir geht es gut.
Und:
Ich liebe dich.
Sie hatte keine Ahnung, ob er sie hören konnte.
Eapha beugte sich über sie. »Lizzy?«, keuchte sie. »Alles in Ordnung?«
Lizzy beäugte sie müde und setzte sich dann vorsichtig auf. Ihr Unterleib tat so weh, dass sie es nicht einmal wagte, darüber
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