Die Krieger der Königin: Falkenherz
der Tatsache, dass Ril den größten Teil jedes Tages an einem Ort verbrachte, an dem er ihn erreichen konnte! Die Arena zu besuchen war ein Risiko gewesen, aber es war ein Risiko, das er auf sich nehmen musste – sowohl, um Ril zu sehen, als auch, um seinen Zustand abzuschätzen. Er wusste, dass sein Sylph kompromittiert worden war. Die Frage war nur, wie schlimm.
Jetzt glaubte Leon, die Lösung seiner Probleme gefunden zu haben, aber wenn er sich irrte, war er tot. Deswegen hatten Xehm und die anderen die Stadt ausgekundschaftet und Leon Karten auf Papier gezeichnet, das Leon gekauft hatte. Sie hatten auch die Arena beobachtet und die üblichen Abläufe notiert. Dafür hatte er ihnen das Essen und den Kofe gekauft, obwohl er vermutete, dass das nicht nötig gewesen wäre. Sie waren gute Menschen, und auch sie hatten Familienmitglieder an Sklavenhändler, die Pferche der Futtersklaven oder den Harem verloren. Aber sie waren verzweifelt, und er wünschte inständig, er könne mehr tun.
»Gut?«, fragte er Xehm.
»Oh, ja«, hauchte der Mann. »Ich hatte seit zwanzig Jahren keinen Kofe.« Er sog den Duft des Getränks tief in sich. »Fantastisch!«
Leon lachte leise. Die anderen, die wach geblieben waren, um sich mit ihm auszutauschen, grinsten.
Die meisten Frauen, inklusive Zalia, schliefen. Sie mussten früh aufstehen. In diesem Land bekamen sie am ehesten Arbeit, als Bedienungen oder als Dienerinnen. Die meisten Arbeiten, die sonst von Männern verrichtet wurden, erledigten hier Sylphen. Es gab ein paar Aufgaben für Männer, aber nur kurzfristig und meistens waren sie unglaublich schwer. Im Herbst arbeitete Xehm und schlachtete Tiere für den Markt – das war eine Aufgabe, die keine Elementarsylphe ausführte, auch wenn es anscheinend ein paar Krieger gab, die es taten. Es war Zalia, welche die Familie unterhielt. Ihre Mutter war schon vor langer Zeit im Harem verschwunden und ihre kleine Schwester an einer Krankheit gestorben. Alle Leute hier teilten ein ähnliches Schicksal.
Leon zitterte in der kalten Nachtluft, die Xehm anscheinend nicht einmal bemerkte. »Ihr werdet euch morgen alle von der Arena fernhalten?«, fragte er. Wenn er einen Fehler machte, wollte er nicht, dass einer von ihnen deswegen verletzt wurde.
Das Gesicht des Mannes wurde von flackernden Flammen erhellt, als er verzückt in seine Blechtasse starrte. »Ja, Herr«, sagte er. »Aber die Türen, die für Euch wichtig sind, werden offen stehen.« Das hatte er Zalia und ein paar andere Frauen und Männern zu verdanken.
»Dank euch. Stell nur sicher, dass niemand dort hingeht.«
»Nein, Herr. Wir bleiben zu Hause.« Xehm schenkte ihm ein zahnloses Grinsen. »Ihr könnt uns danach besuchen.«
Leon erwiderte das Lächeln, obwohl er vielleicht nicht zurückkommen würde. Nicht, wenn alles nach Plan lief. Natürlich beinhaltete sein Plan, dass Ril ihm im Traum besuchte, um seine Befehle entgegenzunehmen. Leon wartete schon seit Tagen darauf, aber es war nicht passiert. Jetzt, wo Ril ihn gesehen hatte, hoffte er, dass sein Krieger heute Nacht kommen würde, denn Leon konnte nicht mehr lange warten. Er hatte bereits bewiesen, dass er Ril in der Arena anleiten konnte, also würde er es riskieren, zurückzugehen und Ril zu sagen, was er tun sollte, aber … Ril würde darüber nicht glücklich sein.
»Niemand sollte euch belästigen«, sagte Leon zu Xehm. »Ich kann es nicht beschwören, aber es gibt keinen Grund, warum sie euch …«
Eine schmale, schwarze Ranke schlängelte sich fast unbemerkt durch den Sand. Sie zögerte einen Moment, dann wurde sie länger und noch dünner, während sie sich nach vorn bewegte und an dem Stein hinaufkroch, auf dem Leon saß, um sein Bein zu packen. Das Ding drückte fest zu und zog plötzlich an. Leon schrie auf, als er von seinem Sitz gerissen wurde und fast ins Feuer gefallen wäre. Dann wurde er mit den Füßen voraus in die Dunkelheit gezerrt. Hinter ihm sprang Xehm auf die Beine und schrie verängstigt, und auch die anderen Männer sprangen kreischend auf. Aus den Hütten erklangen weitere Schreie.
Leon versuchte, sich irgendwo festzuhalten, während er über den Sand geschleift wurde, der ihm Kleidung und Haut aufriss. Er schlitterte über eine Anhöhe, verlor kurz den Bodenkontakt und keuchte auf, als er wieder aufschlug und weiter durch den Sand schlitterte, um erbarmungslos zu einer blitzgefüllten Wolke über der Stadtmauer geschleppt zu werden. Sie starrte ihn mit glühenden roten Augen an
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