Die Krieger der Königin: Falkenherz
auch immer noch erschöpft. Er ging zu den Käfigen der Futtersklaven. Manchmal hielt er aus und wartete auf Lizzy, indem er nur so tat, als würde er sich von der Energie der Männer nähren, aber jetzt war er zu müde, um sich darum zu kümmern, wie langweilig sie schmeckten. Er ließ sich vor dem ersten Käfig auf die Knie fallen, streckte eine Hand durch die Gitter und legte sie auf den Arm des Mannes. Dann trank er tief und nahm die Energie des Mannes in sich auf. Gewöhnlich reichte einer, aber er hatte sich verausgabt, und seine Schulter tat immer noch weh, also ging er zum Nächsten. Er vermisste Leons viel reichere Energie umso mehr, seit er dessen Stimme gehört hatte. Sein Meister würde versuchen, ihn zu retten – das wusste er bereits –, aber er hatte keine Vorstellung, wie er das anstellen wollte. Ril trank vom zweiten Futtersklaven und ging dann, obwohl er das normalerweise nicht tat, zum dritten weiter.
Justin. Mit blutunterlaufenen Augen starrte der Junge ihn hasserfüllt an. Seine Energie war bitter, aber Ril zwang sich dazu, sie trotzdem zu trinken, während er sich selbst verbot zu knurren. Justin war genauso ein Gefangener wie er, wenn nicht sogar noch mehr. Ril hätte ihm sogar von Leon erzählt, wäre es ihm möglich gewesen. Aber da er nicht sprechenkonnte, ging er zu seinem Bett, fiel darauf und schlief sofort ein.
Nachdem ihnen befohlen worden war, ihn in Frieden zu lassen, wenn er schlief, gönnten die Wärterinnen ihm seine Ruhe. Ril war den Rest des Tages und einen Großteil der Nacht bewusstlos.
Am hinteren Ende der Box war ein großes Fenster ausgeschnitten. Für einen Pfennig pro Besuch konnten Leute zu den Boxen kommen und die Krieger aus der Nähe betrachten. Gruppen versammelten sich, um den seltsamen neuen Sylphen zu betrachten. Sie gafften ihn durch das dreckige Glas an, aber während sie gerne beobachteten, wie er gebadet wurde – besonders die Frauen –, hatten sie kein großes Interesse an einem schlafenden Mann. Die anderen Krieger waren viel beeindruckender.
Und trotzdem starrte ein einzelner Mann Ril lange Zeit an. Er hatte eine Kapuze über sein gefärbtes Haar gezogen, und seine Miene war ausdruckslos. Er studierte den Krieger und die drei Futtersklaven, die in seiner Nähe gefangen gehalten wurden. Dann streckte er den Arm aus und klopfte ans Fenster. Das Geräusch hallte laut durch die Zelle.
Der jüngste Futtersklave sah auf und riss die Augen auf. Schnell legte Leon einen Finger an die Lippen und deutete auf seinen Krieger. Er wollte Justin die Hoffnung nicht nehmen, aber im Moment konnte er nicht viel mehr tun. Außer … Der Gang, durch den er gekommen war, hatte sich geleert, weil die Zuschauer wieder in der Arena waren, um zu beobachten, wie Zweihundert die letzten Gefangenen tötete. Ihre Schreie hallten im Gang und in den Luftschlitzen der Steine wider, also wagte Leon es, mehrmals laut »Ril!« zu rufen.
Sein Sylph wachte nicht auf, aber er bewegte sich und drehte sich im Schlaf in Richtung von Leon. Ril reagierte immer noch auf ihn, egal, welchen Regeln er jetzt gehorchen musste. Leon lächelte grimmig und ging, die Augen zu Boden gerichtet, wie jeder andere aus der Unterschicht. Er verließ die Arena, ging direkt an Kriegerwachen vorbei, die seinen ruhigen, entspannten Gedanken keinerlei Beachtung schenkten. Sie ließen ihn laufen, während sie gleichzeitig nach ihm suchten. Langsam schlurfte er in seinen alten, geliehenen Sandalen ohne jede Eile auf die Straße.
Er verließ die Stadt und war bald wieder dort, wo die Vergessenen lebten und Krieger sich niemals sehen ließen.
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20
D er Kriegssylph, der außerhalb des Harems als Zweihundert bekannt war und von den Leuten, die ihm tatsächlich etwas bedeutete, Zwo genannt wurde, hatte keinen Wachdienst. Dafür gab es genug Krieger, so dass seine einzige Aufgabe darin bestand, in der Arena zu kämpfen. Daher lauteten seine Befehle ein wenig anders, und ihm war nie gesagt worden, er solle in der Stadt nach einem blauäugigen blonden Mann Ausschau halten. Er konnte kommen und gehen, wie es ihm gefiel, abgesehen von der Bedingung, zu bestimmten Zeiten in der Arena und in dem Harem zu sein. So hatte er ein wenig Freiheit. Nur ein wenig.
Mitten in der Nacht hob Zwo seinen Kopf von dem Bett, das er sich mit Kiala teilte, eine der Frauen aus dem Kreis und die Geliebte von Vier-Siebzehn. Vier-Siebzehn war im Moment mit Lizzy in einer anderen Nische. Eapha war allein im Schlafzimmer.
Zwo
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