Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
keine Nachspeise gäbe.
Mit einem Lächeln beobachtete Wass, wie sie verschwand. Sie war so süß. Immer noch in Gedanken daran vertieft, wie wunderbar sie war, trat er aus der Haustür und nahm seine Wolkenform an. Er stieg über dem Haus auf, in dem er so oft gewesen war, und flog unbemerkt über Plätze und Felder, an Ställen und Schuppen vorbei, um einen großen Bogen zu beschreiben und schließlich an einer normalen Hütte zu landen, die nur ein kurzes Stück vom Haus der Witwe entfernt lag. Tatsächlich war es eines der Treppenhäuser zum Stock, das jedoch selten benutzt wurde und sehr abgelegen war. Er landete davor, ging außen herum und sank mit gesenktem Kopf auf ein Knie.
»Ich habe einen Befehl für dich, Wass«, erklärte Sala.
Claw flog in Form einer normalen Krähe über den Platz und hasste jeden Moment. Seine Aura war so versteckt, dass keine andere Sylphe erkennen konnte, was er war, außer, sie kam ihm sehr nahe. Es war unangenehm und beschränkte seine eigenen Sinneswahrnehmungen so sehr, dass er sich fast blind fühlte, aber er hatte keine Wahl. Sala hatte absolut klare Befehle gegeben. Er durfte sich nicht fangen lassen.
Sie fühlte mehr Wut, als er es bis jetzt erlebt hatte, und tief in sich war Claw glücklich darüber. Sie hatte einen Fehler begangen und Leon unterschätzt, und indem sie ihn angegriffen hatte, hatte sie all ihre Mühen mit Justin zunichtegemacht. Sie befand sich wieder in derselben Position wie vor Moreenas Rettung, nur war es diesmal noch schlimmer, weil Leon jeden Moment aufwachen und sie als seine Angreiferin identifizieren konnte.
Also war sie verzweifelt. Claw landete auf einem Ast des Baumes, der direkt vor dem Cottage stand, in dem Lizzy und Ril lebten, zog den Kopf ein und dachte an Rachel. Nur an Rachel. Die liebe, wunderbare Rachel, die sogar jetzt noch seine geistige Gesundheit schützte. Gerade noch.
Für den Moment hatte er nichts anderes zu tun, als zu warten. Leon lag im Haus und wurde zweifellos von Ril bewacht. Für Sala war es nötig, dass der Krieger den Raum verließ, und sei es nur für ein paar Minuten. Es war an Claw, für diese Minuten zu sorgen. Irgendwann würde Lizzy zum Cottage kommen, um sich umzuziehen, und dann würde Claw sie verletzen. In gewisser Weise war er dankbar, dass er ihr nur weh tun sollte. Ein totes Mädchen würde die Krieger nur wütender machen. Aber ihre Schmerzen sollten Ril nach draußen ziehen, so dass Leon unbewacht zurückblieb.
Dann sollte Wass durch das Fenster schlüpfen und ihn umbringen.
Es wäre ein gnädiger Tod. Ein Kissen aufs Gesicht, um ihn zu ersticken, und jeder würde glauben, dass er wegen seiner Verletzungen gestorben war. Claw wartete, froh, dass ihm nicht die andere Aufgabe übertragen worden war.
Und er dachte an Rachel.
Es war ein langer Tag gewesen. Lizzy war in einem Sessel am Fenster eingeschlafen, den Ellbogen auf die Armlehne gestemmt. Als er abrutschte, erwachte sie ruckartig und sah sich um.
Shore und Swirl waren immer noch anwesend und beobachteten Leon angestrengt, während sie dafür sorgten, dass seine Lungen arbeiteten und sein Blut floss. Er sah immer noch aus wie vorher und war schrecklich grau im Gesicht. Von unten hörte sie, wie eine ihrer Schwestern anfing zu weinen, und wusste, dass ihre Mutter dort war und sich um die Mädchen kümmerte.
Ril lag schlafend auf dem Teppich vor dem Bett ihrer Eltern. Auch für ihn war es ein schwerer Tag gewesen. Sie sah aus dem Fenster und entdeckte, dass sie länger geschlafen hatte als gedacht, denn es glitten bereits die ersten Strahlen der Morgensonne über die Häuser. Kein Wunder, dass ihre Mutter bereits wach war. Die Mädchen wollten wahrscheinlich ihr Frühstück.
Lizzy stand auf und streckte sich vorsichtig. Sie war müde, hungrig und fühlte sich schmutzig, und zu all dem kam noch ein schmerzender Rücken. Leise trat sie neben das Bett. Ihr Vater lag fahl und still da. Sie legte eine Hand an seine kühle Wange und sah die zwei Sylphen an.
»Irgendwelche Veränderungen?«, fragte sie leise.
Die zwei sahen sich an und schüttelten die Köpfe. Shore beugte sich vor, um ihr die Hand zu tätscheln. »Er wird sich erholen.« Es klang zweifelnd.
Lizzy lächelte sie zittrig an. »Ich weiß.«
Langsam drehte sie sich um und verließ mit einem letzten Blick auf ihren Vater und ihren schlafenden Liebhaber das Zimmer. Sie stieg die Treppe hinunter und wandte sich Richtung Küche und Hintertür. Ihre Mutter und ihre Schwestern saßen
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