Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
und Besucher geschaffen worden war, und stieg stattdessen die steile, schmale Treppe hinauf, welche die meisten Einheimischen nutzen, wenn sie zur Königin wollten. Es war ruhig hier unten, und sogar das Kriegerzimmer war leer.
Leon stieg die steilen Stufen hinauf, an deren Ende eine Tür auf eine Straße führte, auf der vor dem Schmied ein paar Pferde angebunden waren und ein halb voller Mistkarren stand.
Er trat in die Sonne und wartete. Es war nach Mittag an einem Markttag, und auf der Straße hielt sich fast niemand auf, zumindest nicht nah genug, um sich mit ihm unterhalten zu können. Leon sah nur Loren, Shore und Sala, die ein paar Minuten nach ihm über dieselbe Treppe aus dem Stock kamen, die auch er benutzt hatte.
»Was ist los, Kanzler?«, fragte Loren neugierig.
Leon beachtete sie kaum. »Nichts, nichts. Mach dir keine Sorgen.« In der Ferne spürte er ein Aufblitzen von Schmerz, die Qualen, die Ril wegen seines zerrissenen Mantels jedes Mal empfand, wenn er sich verwandelte. Es war unverwechselbar. »Verdammt. Er kann es nicht vor mir verstecken.«
»Sir?«
Leon sah auf sie herab und bemerkte erst jetzt, dass er laut gesprochen hatte. »Mach dir keine Sorgen, Loren. Lass dich nicht aufhalten.«
Das Mädchen blickte ihn zweifelnd an, aber Leon winkte sie weiter, und sie ging davon. Sala folgte ihr. Leon drehte sich wieder zur Treppe um und rieb sich nachdenklich das Kinn. Ril konnte seinen Schmerz nicht verstecken. Selbst bei einem direkten Befehl konnte er ihn nicht unterdrücken. Wenn er sich verwandelt hätte, um Galway zu töten, wie es in Justins Tagebuch beschrieben war, hätte Leon es gefühlt. Daran hatte er keinen Zweifel, jetzt nicht mehr.
»Ril hat Galway nicht getötet«, sagte er laut. Die Folgerungen daraus waren schrecklich.
Hinter ihm erklang ein leises Geräusch wie schlurfende Schritte auf Kies. Leon wollte sich umdrehen, aber in diesem Moment schlug etwas heftig gegen seinen Kopf. Er keuchte und stolperte. Seine eigenen Schmerzen erfüllten ihn, während er in seinem Hinterkopf Rils entsetzte Schreie hörte. Er drehte sich um und versuchte, etwas zu erkennen, aber Sterne tanzten vor seinen Augen, und er sah lediglich etwas Schmales auf sich zukommen. Etwas Hartes, Flaches traf seinen rechten Arm, und er keuchte auf, als der Knochen brach. Der Schatten ließ seine Waffe fallen und stürzte sich auf ihn.
Kleine Hände stießen ihn mit aller Kraft. Leon stolperte rückwärts, während er weiterhin versuchte, sich zu fangen und sich mit den Händen am Türrahmen festzuklammern, aber seine Finger schienen nicht zu funktionieren, und er konnte nichts sehen. Verzweifelt setzte er einen Fuß hinter sich, um das Gleichgewicht zu halten, aber statt Halt zu finden, trat sein Fuß in die Leere über der ersten Stufe. Mit einem Schrei fiel Leon rückwärts die steilen Stufen hinunter. Knochen und Wirbel brachen, als er ungebremst die tödliche Treppe hinunterstürzte, um blutig und bewusstlos am Fuß der Stufen liegen zu bleiben.
Die Krieger brüllten. Panisch kämpfte Solie sich aus dem Bett, rieb sich die Augen und fiel fast wieder um, bevor Hedu sie auf die Füße zog. Er hatte den Kopf schräg gelegt und lauschte auf das Gewirr aus schweigenden Schreien und Erklärungen. Dies zu hören, da war Solie nicht besonders gut, nicht über größere Entfernungen.
»Was ist los?«
Hedus Gesicht war eine Grimasse aus Trauer und Wut. »Der Kanzler.«
Leon? Solie stockte der Atem, und sie eilte Richtung Tür. Hedu packte sie um die Hüfte, seine Hände auf ihrem Bauch, und sie blaffte ihn über die Schulter an, weil ihr seine Schutzinstinkte momentan vollkommen egal waren. »Lass mich los!« Sofort löste er seinen Griff, und sie verließ den Raum. Ihr unglücklicher Krieger folgte ihr, während sie durch ihre Wohnung und in ihr Arbeitszimmer eilte.
Es war offensichtlich, woher die Aufregung kam. Solie durchquerte den Thronsaal und betrat den Flur, der voller Menschen und Sylphen war. Alle versuchten, die Treppe neben dem Kriegssylphenzimmer zu erreichen, bis ein Knurren wie reißender Stoff sie zurückweichen ließ. Die Aura des Hasses, die sie bereits vor Jahren verboten hatte, glitt über die verängstigte Menge und verschwand, nur um sofort wieder aufzublitzen. Der Hass und die Wut eines Kriegssylphen, der bereit war zu töten. Ihr Befehl hielt ihn kaum zurück. Plötzlich versuchte die Menge, an Solie vorbei zu fliehen, weil sie nicht mehr in seiner Nähe sein wollte. Einen Moment
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