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Die Krieger der Königin

Die Krieger der Königin

Titel: Die Krieger der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. J. McDonald
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ein wenig Frieden, als sie den Obsthain verließ und auf einer Seitenstraße in die Stadt ging. Sie war in ihrer Kindheit Hunderte Male hier gewesen und kannte den Weg auswendig. Die Bäckerei ihrer Tante war nur noch ein kleines Stück entfernt, und niemand sah sie, als sie durch die Seitengassen schlichen, außer Kinder, wie sie selbst einmal eines gewesen war. Kinder, die in den Büschen und dem Schutt spielten und sie wegen ihrer alten Kleidung und ihrer zerzausten Haare anstarrten.
    Es waren nur Kinder, aber Hedu setzte sich zwischen sie und Solie, während er eine Gruppe von flachsblonden Jungen im Auge behielt. »Es ist in Ordnung«, erklärte Solie ihm. Fast hätte sie die Hand ausgestreckt, um seinen Arm zu berühren. Er entspannte sich ein wenig, starrte aber weiterhin die Jungen an, bis sie schließlich schreiend davonrannten.
    »Was hast du ihnen getan?«, fragte Solie verwirrt.
    »Ich mag Männer nicht«, fauchte er, die Augen zusammengekniffen.
    »Das sind Kinder!«, widersprach sie.
    »Sie sind männlich.« Für ihn war das anscheinend genug.
    Das war etwas, was Solie tatsächlich schon in Geschichten gehört hatte: Krieger hassten Männer. Genauer gesagt hatte sie gehört, dass sie alle Leute hassten und auch andere Sylphen. »Was empfindest du für Frauen?«, fragte sie ihn.
    Er lächelte. »Ich mag sie.«
    »Aber du hasst Männer.«
    »Ja.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du bist wirklich seltsam. Ich glaube aber, dass du die Bäckerei meiner Tante mögen wirst. Wenn sie dich reinlässt.« Solie hatte darüber noch nicht wirklich nachgedacht, aber ihr eigentlicher Plan hatte auch keine Begleitung vorgesehen. Sie verspürte einen Stich, als sie sich fragte, ob ihre Eltern ihr Verschwinden wohl schon bemerkt hatten. Sicher hatten sie das. Vielleicht warteten sie sogar hier auf sie.
    Sie fragte sich, wie Hedu auf ihren Vater reagieren würde, und ging nicht davon aus, dass die Reaktion positiv ausfiel.
    Die Hintertür der Bäckerei tauchte vor ihnen auf. Leuchtend blau angestrichen, hob sie sich gegen eine Wand ab, vor der Feuerholz gestapelt war. Sie konnte frisches Brot riechen, und Rauch stieg aus den Schornsteinen auf. Bei dem Geruch lief Solie das Wasser im Mund zusammen, und sie eilte am Brunnen vorbei zu den hinteren Stufen und klopfte an die Tür.
    Die Tür öffnete sich ein Stück und gab den Blick frei auf eine Frau mittleren Alters mit Kopftuch. Sie sah Solie an und riss die Augen auf. »Kind! Was, um alles in der Welt, ist dir geschehen?« Sie öffnete die Tür ganz. »Komm rein. Deine Tante wird sich zu Tode erschrecken!«
    »Danke, Mimsy«, sagte Solie und ging an ihr vorbei. Die Bäckerin wollte die Tür hinter ihr schließen, aber Hedu drängte sich durch den Spalt und eilte an Solies Seite.
    »He!«, rief Mimsy überrascht. »Du kannst hier nicht rein!« Sie starrte ihn an, und Hedu schenkte ihr ein Lächeln.
    »Ich werde Solie nicht verlassen«, erklärte er ihr fröhlich.
    »Mimsy, bitte«, stammelte Solie. »Äh, es ist eine sehr lange Geschichte, aber kann er hierbleiben? Ich werde meiner Tante alles erklären, ich verspreche es.«
    Die Frau musterte Hedu von oben bis unten. »Es sieht überhaupt nicht aus wie eine lange Geschichte«, bemerkte sie und stampfte davon. »Warte hier und berühre nichts. Ihr seid beide dreckig. Ich hole deine Tante.«
    Solie atmete auf, als die Frau weg war, und sah sich im Raum um. Die Küche nahm die Hälfte des Erdgeschosses ein und war peinlich sauber: Die Tresen blitzten, und die Holztische, auf denen der Teig geknetet wurde, waren geschrubbt worden, bis sie glänzten. Riesige Öfen standen an der hinteren Wand. In zweien davon wurde gerade Brot gebacken. Frische Brotlaibe waren auf dem Tisch gestapelt, um später auf Tabletts geladen und in den Laden gebracht zu werden.
    Mashas andere Helfer, zwei Mädchen aus armen Familien, starrten Solie und Hedu an. Sie hatten Solie schon früher gesehen, aber niemals mit einem Mann. Nicht mit einem Mann wie ihm. Solie ertappte sich dabei, wie sie errötete. Sie bemühte sich, desinteressiert zu wirken, während Hedu sich gleich zu Hause zu fühlen schien. Er schlenderte zu den Mädchen, lächelte sie an und begann, mit ihnen zu plaudern, während seine seltsame Aura gleichzeitig vertraut und beruhigend wirkte. Die zwei Mädchen entspannten sich und antworteten ihm. Solie wurde fast eifersüchtig, aber er berührte keine von beiden … dann runzelte sie die Stirn, als ihr klarwurde, dass sie Eifersucht

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