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Die Krieger der Königin

Die Krieger der Königin

Titel: Die Krieger der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. J. McDonald
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sie hatte sich die Haare nicht gewaschen und war eingeschlafen, bevor sie sich richtig säubern konnte. Sie vermisste das heiße Wasser, als sie sich hinkniete, einen Lappen befeuchtete, ihn einseifte und anfing, sich zu reinigen. Als sie die Haare waschen wollte, stellte sie fest, wie verknotet sie waren. Sie konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken, als sie den Kamm hindurchzog und dabei ganze Haarbüschel ausriss. In diesem Moment brach alles über sie herein, was geschehen war: die Ankündigung der Hochzeit, gestern, ohne jede Vorwarnung, die Entführung durch die Soldaten des Königs, das Ritual, bei dem sie fast gestorben wäre und Hedu alle anderen getötet hatte, ihre Flucht, ihre Ankunft hier, nur um festzustellen, dass ihr Vater immer noch hinter ihr her war … Sie vergrub das Gesicht in den Händen und weinte hemmungslos.
    »Meine Königin?« Hedu erschien und kniete sich auf dem abgetretenen Küchenboden neben sie. Er sah ihr nur ins Gesicht, als er eine Hand auf ihre Schulter legte und sie zu sich umdrehte. Seine Augen waren groß und blickten sie besorgt und auch ein wenig verwirrt an, als er die Tränen auf ihrer Wange berührte, um dann auf seinen Finger zu sehen. »Was ist?«
    Er war der Einzige, der nicht gegen sie war, der Einzige, dem ihre Wünsche anscheinend wichtig waren, der Einzige, der ihr zuhörte. Bei ihm hatte sie die Kontrolle, da er alles tat, was sie sagte. Sie hatte eine Macht über ihn, von der ihr immer gesagt worden war, dass Männer sie haben würden. Und ohne ihn wäre sie schon tot. Solie sah Hedu an und weinte nur noch heftiger. Dann schlang sie die Arme um seinen Hals und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Ihr war egal, dass sie vor kurzem noch geschworen hatte, ihn nicht mehr zu berühren. Sie wollte gehalten werden.
    Hedu legte die Arme um sie und stieß ein heulendes Geräusch des Mitgefühls aus. Es durchfuhr sie wie ein Messer, und sie hob den Kopf und presste ihren Mund auf seinen. Hedu wich zurück, offensichtlich verwirrt, und sie vergrub ihr Gesicht wieder an seiner Brust. Er umarmte sie fester und wartete, bis sie sich beruhigt hatte. Es dauerte sehr lange. Das Wasser im Becken war eiskalt und ihre Haut trocken, als sie schließlich das Gefühl hatte, sich wieder bewegen zu können.
    Hedu hielt sie die ganze Zeit fest, ohne irgendetwas zu versuchen. Sie konnte seine Verwirrung fühlen und das sorgte dafür, dass sie sich noch schlechter fühlte. Aber schließlich versiegten ihre Tränen. »Danke«, murmelte sie und löste sich von ihm. »Ich … ähm … muss mir die Haare waschen.«
    »Ja, meine Königin«, hauchte er. Immer noch mit verwirrter Miene stand er auf und ging wieder in den Hauptraum.
    Solie wusch sich die Haare in dem Becken mit kaltem Wasser und fragte sich, warum sie in seiner Nähe stets nackt zu sein schien. Oder warum sie ihn geküsst hatte. Aber seine Lippen hatten so süß geschmeckt, und nach dem Weinen und der Umarmung fühlte sie sich besser.
    Solie seufzte und beendete die Haarwäsche. Sie kämmte ihre nassen Haare, bevor sie sie mit einem Handtuch trocknete. Sie war gerade fertig und zog Bluse und Tunika wieder an, als sie Hedu im anderen Raum knurren hörte. Der vertraute Hass loderte wieder auf, und sie fragte sich, wie ein Mann es ertragen konnte, diesen gegen sich gerichtet zu spüren.
    »Warte!«, rief sie und rannte hinaus. Herr Chole stand zitternd an der Eingangstür. Hedu zischte ihn an, bereit zum Angriff. Solie lief hinter ihn und legte eine Hand auf die Schulter des Kriegers. Sofort entspannte er sich.
    »Es tut mir leid«, erklärte sie dem Witwer. »Es tut mir so leid. Er ist nicht an Menschen gewöhnt. Er ist eigentlich ein wirklich lieber Kerl.«
    Chole schnaubte. »Wenn du meinst.« Er schlurfte, schwer auf seinen Stock gestützt, in den Raum und setzte sich auf einen der Stühle am Fenster.
    »Benimm dich!«, flüsterte Solie in Hedus Ohr. »Verstanden? Hör auf, ihm Angst zu machen!«
    »Ja, meine Königin.«
    Herr Chole machte es sich gemütlich und legte den Stock neben sich auf den Boden, bevor er seine Gäste ansah. Nachdem er Hedu nervös gemustert hatte, lächelte er Solie an. »Ich habe deine Tante getroffen.« Er zog einen Laib Brot heraus. »Sie hat mir erzählt, dass dein Vater von Tür zu Tür geht, um dich zu suchen. Sie macht sich ziemliche Sorgen.«
    Solie erstarrte. Sie liebte ihren Vater, aber er war ein strenger Mann, der wollte, dass seine Familie zu mehr Wohlstand kam. Dass er sie an einen Mann

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