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Die Krieger der Königin

Die Krieger der Königin

Titel: Die Krieger der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. J. McDonald
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sich boten, ergreifen sollte.
     
    Ril entspannte sich und ließ zu, sich zu Hause zu fühlen. Mit einer Babymütze auf dem Kopf lag er auf dem Rücken und griff sanft mit den Klauen nach Caras Fingern, um sie davon abzuhalten, ihm einen Schnuller in den Mund zu stecken. Die dreijährige Nali lutschte am Daumen und zog an seinen Schwanzfedern, während das Baby in der Wiege schrie und nach Aufmerksamkeit verlangte.
    »Tu ihm nicht weh, Nali!«, protestierte Lizzy und zog ihre Schwester weg. Das Mädchen fing an zu weinen, was das Baby nur noch anstachelte. Cara kicherte, gab ihren Versuch mit dem Schnuller auf und warf ihn Ril stattdessen an den Kopf. »Cara!«, rief Lizzy. »Du bist so gemein!«
    Durch die Befehle seines Meisters in seiner Vogelform gefangen, breitete Ril seine Flügel aus und fing an zu singen. Sofort verstummten alle vier Mädchen und starrten ihn voller Staunen an. Ril war wie allen Sylphen befohlen worden, niemals zu sprechen, genauso wie er angewiesen worden war, niemals die Form zu wechseln. Aber ihm war niemals auferlegt worden, er solle nicht singen, und Leon wusste nichts davon. Er sang nur für die Mädchen, wenn sein Meister und dessen Frau nicht in der Nähe waren.
    Ril war fast verrückt geworden, als Lizzy geboren wurde, verloren in der schrecklichen Erinnerung daran, wie sein Meister seine Königin getötet hatte, während sie voller Panik zu ihm aufsah, ihr rundes Gesicht von Sommersprossen bedeckt. Er wäre immer noch in seinem Wahnsinn gefangen, hätte es das Kind nicht gegeben. Er war von Bethas Geburtsschmerzen und den Schreien überwältigt worden und in dem Flur, in dem er warten sollte, hysterisch geworden. Er war ins Geburtszimmer eingedrungen – bereit, alles zu töten, was die einzige Frau im Haus bedrohte –, bevor Leon überhaupt klarwurde, wie aufgeregt Ril wirklich war. Er war gerade rechtzeitig gekommen, um Lizzys Geburt zu beobachten. Er sah, wie der Säugling durch das fleischige Tor in die Welt glitt, ähnlich seiner eigenen Ankunft durch das Tor, und hatte sich an sie verloren. Sie hatte ihn gerettet, und seitdem hatte er sie nicht mehr verlassen wollen, genauso wenig wie ihre Schwestern. Sein Meister war freundlich genug gewesen, ihn alle Geburten beobachten zu lassen, und er durfte mit den Mädchen zusammen sein. Ril musste sich selbst ständig daran erinnern, dass er den Mann hasste. Jedes Mal, wenn er in Gefahr war, Leon wegen seiner Töchter zu vergeben, erinnerte er sich an dieses runde, sommersprossige Gesicht. Aber trotzdem war er dankbar.
    Er sang für die Mädchen Lieder, an die er sich aus seiner Zeit vor dem Tor erinnerte, bevor er durch die Hoffnung auf eine Königin in einer Falle gefangen worden war – sie, die ihn verlassen hatte, bevor er mehr tun konnte, als sich in sie zu verlieben. Cara und Nali wurden schließlich müde und schliefen bei seinem Wiegenlied ein, und auch das Baby, die kleine Ralad, schlief in ihrer Wiege. Nur Lizzy blieb wach. Ihr Blick war weich.
    Sobald die Mädchen schliefen, zog sie ihm die Mütze vom Kopf. »Sie sind Hohlköpfe«, flüsterte sie, auch wenn er nicht ihrer Meinung war. Sie hob ihn hoch und trug ihn in die Ecke des Kinderzimmers, die sie als die ihre betrachtete. Dort öffnete sie eine Kiste und holte die Schachtel mit Buchstabenwürfeln heraus, die ihr großes Geheimnis war. Vorsichtig sah sie sich um, bevor sie die Würfel auf den Teppich kippte. Sie achtete sorgfältig darauf, ihre Schwestern nicht zu wecken.
    Ril trat vor und musterte die Blöcke, bis er den richtigen gefunden hatte. Er zog ihn mit dem Schnabel zu sich heran und rollte ihn so, dass er einen bestimmten Buchstaben zeigte. Dann packte er sich den nächsten und legte ihn daneben, bis es insgesamt zwölf waren.
    Lizzy spähte auf sie hinunter. »Ich … liebe … dich«, las sie. »Oh, ich liebe dich auch!« Sie küsste seinen Kopf, und der Krieger plusterte sich auf. Er griff nach weiteren Würfeln. Das war ihr Geheimnis: dass sie sich mit den Würfeln unterhalten konnte, solange ihr Vater es nicht herausfand.
Sei meine Königin,
buchstabierte er.
    »Das bittest du mich immer.« Sie lachte, packte seinen Schnabel und bewegte seinen Kopf hin und her. »Natürlich bin ich das!«
    Ril seufzte, indem er den Schnabel öffnete und schloss, so dass ein klackendes Geräusch entstand. Er wusste, dass er die Bitte zu oft vorbrachte, aber er wollte ihre Antwort immer wieder hören. Ihr Vater hatte seine erste Königin getötet. Er hatte sie gebeten,

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