Die Krieger der Königin
schlenderte sie zum Fenster. Draußen zogen Pferde Karren durch den Ort, und sie sah ein paar Reiter. Aber ihr war klar, dass sie sich kein Pferd leisten konnten. Devons Pferd war in der Stadt zurückgeblieben, und sie wusste, dass ihn das belastete. Er machte sich Sorgen, dass es nicht nach Hause finden würde. Solie wünschte sich, es wäre hier, denn sie und Devon würden jetzt noch viele Tage zu Fuß gehen müssen.
Während sie hinaussah, fuhr ein von zwei alten Pferden gezogener Wagen vor. Ein Mann kletterte vom Karren und band die Zügel der Tiere an den dafür vorgesehenen Balken. Dann betrat er den Laden. Solie bemerkte, dass er dunkle Ringe unter den Augen hatte. Auch wirkte er nervös. Er nickte ihr kurz zu, ohne sie wirklich anzusehen, dann ging er zu einem Regal mit weißen Stoffen. Weil sie nichts zu tun hatte, beobachtete Solie ihn und fragte sich, was ihn wohl herführte.
Am Tresen hatte Devon das Feilschen beendet und beschwerte sich lautstark beim Ladenbesitzer, während er die Sachen in die Tasche räumte. Er übergab ein paar Münzen, wandte sich ab und steckte den Rest wieder ein. Aber als er die Sachen nahm und auf Solie zuging, kam er an dem Mann vorbei, der den Laden gerade erst betreten hatte. Beide erstarrten und blickten einander an.
Eine heftige Brise wehte plötzlich durch den Laden. Airi stellte ihre Macht zur Schau. Solie konnte nicht verstehen, warum. Airi schwebte jetzt als ernstes, durchscheinendes Kind über ihrem Meister. Der Ladenbesitzer war mit dem Geld nach hinten gegangen und bemerkte nichts von alledem.
Devon und der Fremde starrten sich weiterhin an, und plötzlich stieg Solie der Geruch von Erde in die Nase. Einen Moment später schoss zwischen den groben Bodenplanken eine rohe Erdmauer nach oben. Devon trat zurück und warf einen besorgten Blick zu Solie.
Es war eine Erdsylphe, begriff Solie mit einem Gefühl der Panik. Sie hatten Angst vor Kriegern gehabt, aber was, wenn man ihnen stattdessen einen anderen Sylphenmeister hinterhergeschickt hatte? Sie wartete neben den zwei Männern und fühlte, wie die Anspannung stieg, bis sie es nicht mehr ertragen konnte.
»Stopp!«, rief sie und trat zwischen sie, vorsichtig darauf bedacht, keine der Sylphen zu berühren. Beide Sylphen wichen zurück, und die Männer starrten sie überrascht an. »Ich ergebe mich! Ich ergebe mich! Er hatte überhaupt nichts mit irgendwas zu tun!«
Dem Meister der Erdsylphe klappte der Mund auf, und er musterte sie verwirrt. »Du tust was? Ihr sucht nicht nach
mir?
«
»Wieso sollten wir das?«, fragte Devon. »Ich dachte, du suchst nach uns.«
Der misstrauische Blick des Mannes verschwand, und er grinste. »Cal Potter. Nett, euch zu treffen.« Er streckte die Hand aus.
Devon schüttelte sie mit leicht verwirrter Miene. Solie sackte in sich zusammen, endlich wieder fähig, tief durchzuatmen. Die zwei Sylphen wurden unsichtbar.
»Ihr habt mir wirklich Angst eingejagt«, erklärte Cal ihnen fröhlich. »Ich dachte, ihr wärt vom König oder irgendwem geschickt worden, um mich zu finden, obwohl ich eigentlich nicht weiß, warum irgendwer hier nach mir suchen sollte. Oder überhaupt nach mir suchen sollte. Ich bin ein Niemand. Ich habe niemandem gesagt, was ich tue, und niemand hat mich danach gefragt. Das hier ist ein guter Ort, wo keine Fragen gestellt werden. Niemand interessiert sich dafür, was man tut, solange man niemandem in die Quere kommt. Allerdings ziemlich teuer. Ich weiß nicht, wie ich genügend Vorräte kaufen soll, und ich bin mir nicht mal sicher, was ich brauche. Ich habe nur eine Nachricht bekommen, und die war ziemlich kurz. Zu dumm, dass Stria keine Botschaften überbringen kann, sie kann nicht fliegen. Außerdem schicke ich sie nur ungern weg, denn es ist wirklich einsam hier, und ich brauche sie auch für den Wagen …«
Während er sprach, nahm er den Stoffballen, den er sich angeschaut hatte, vom Regal und trug ihn zum Tresen. Solie und Devon wechselten einen Blick, da sie sich nicht vorstellen konnten, wie dieser Mann jemals ein Geheimnis wahren sollte. Er ließ den Ballen liegen und suchte nach anderen Gegenständen, packte Verbände, Salben und andere Dinge ein, die von Heilern verwendet wurden. Er plapperte ohne Unterbrechung, sprach über sein Pferd, seine wunden Füße, seinen Geldmangel und seine Erdsylphe. Solie hatte noch nie jemanden wie ihn getroffen.
»Ähm …«, unterbrach ihn Devon. »Einen Moment. Warum hattest du Angst vor uns?«
Cal warf ihm einen
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